"Ich kann gar nicht mehr sagen, wie lange ich schon Mitglied beim Rhönklub bin", antwortete Heinz Hüttner auf die entsprechende Frage. Er kam einst über seine Frau Waltraud zum Rhöner Heimatverein, deren Arbeitskollege August Ruck damals Vorsitzender des Bischofsheimer Zweigvereines war.
Das Wandern ist eine Leidenschaft von Hüttner und der frönt er nicht nur in der Rhön, sondern auch auf Weitwanderwegen durch Europa. Der Jakobsweg ist einer der bekanntesten davon, den er sich bereits erwandert hat. Hüttner gehört heute zu den bekannten Gesichtern des Bischofsheimer Rhönklubs, engagiert sich in der Vorstandschaft des Zweigvereines und ist hier auch als Wanderführer im Einsatz.
Rückblickend erinnert er sich der Initiativen, den Verein auf "jüngere Beine" zu stellen. Er konnte Rolf Ehmig begeistern und beide organisierten Wanderungen, zu denen anfangs oft nur vier bis fünf Teilnehmer kamen. Der langjährige und erfolgreiche Wanderführer Walter Jokiel war ihnen ein Vorbild, der auch beliebte Mehrtageswanderungen, zum Beispiel in Südtirol, organisierte. Die Älteren nutzten die Angebote gerne, aber an Jokiels Teilnehmerzahlen kamen sie nicht heran.
Ausbildung zum zertifizierten Wanderführer
"Wir hatten ja keine Ahnung – wir waren dumm", grinst Heinz Hüttner schelmisch, wenn er an diese erste Zeit zurückdenkt. Das war vor etwa 15 Jahren. Mittlerweile ist es elf Jahre her, dass er eine Ausbildung zum zertifizierten Wanderführer beim Deutschen Wanderverband (DWV) machte, sein Freund Rolf ein Jahr früher.
Die Lehrgänge wurden damals vom Rhönklub-Hauptvorstand, gemäß der Richtlinien des DWV abgehalten. Die angehenden Wanderführer erhielten Unterricht im Kartenlesen, Umgang mit Kompass, Navigation, Ausschreibung oder Tourenausarbeitung. Kenntnisse über Geologie und Fauna und Flora der Rhön wurden vermittelt, aber auch das Vereinsrecht, eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Konfliktmanagement standen auf dem Programm. Diese vielseitige Ausbildung beansprucht jede Menge Zeit und die Bereitschaft, sich mit Neuem zu beschäftigen.
Das neu erworbene Wissen und dessen Umsetzung – vor allem zur Bewerbung ihrer Aktivitäten - bescherten Heinz Hüttner und Rolf Ehmig viele neue Teilnehmer und auch viele neue Vereinsmitglieder. Für Heinz Hüttner hatte sich die Mühe gelohnt, auch viele Jüngere fanden in den letzten Jahren zum Rhönklub, nicht zuletzt, weil das Wandern wieder an Attraktivität gewonnen hat. Zwanzig Teilnehmer sind heute meist dabei, Wandertouren am 1. Mai locken mittlerweile bis zu 50 Wanderfreunde an, zu denen auch viele immer gerne gesehene Nichtmitglieder gehören.
Zweigverein erweitert sein Angebot
Der Rhönklub Bischofsheim kann mittlerweile auf fünf zertifizierte Wanderführer aus seinen Reihen zählen, die im Wechsel alle zwei Wochen eine Sonntagswanderung für Mitglieder und Gastwanderer anbieten. Als Dieter Büttner (Vorsitzender des Bischofsheimer Rhönklubs und stellvertretender Vorsitzender der Region Saale-Sinn) zu Jahresbeginn in die Runde fragte, ob jemand von ihnen für eine Weiterbildung bereitstehe, sagte Heinz Hüttner zu.
Gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Wolfgang Neumann nahm er diesen Sommer erfolgreich an der Ausbildung zum DWV-Gesundheitswanderführer teil, die in Arnsberg im Sauerland stattfand. Nach erfolgreich abgelegter Prüfung erhielten beide ihr Zertifikat. Als Voraussetzung für diese Ausbildung beim DWV muss man zum Beispiel ausgebildeter Physiotherapeut, Sportlehrer, Arzt oder eben zertifizierter Wanderführer beim DWV sein.
Jeder Schritt hält fit
Für den Rhönklub Bischofsheim bedeutet das eine Erweiterung des Wanderangebotes, was aber auch mit Kosten für die Lehrgänge verbunden war. Büttner beantragte finanzielle Unterstützung im Rahmen der Kleinprojekteförderung der Kreuzbergallianz und daraufhin erhielt der Verein einen Zuschuss in Höhe von 864 Euro vom Amt für Ländlichen Entwicklung Unterfranken.
Für die beiden Wanderführer bedeutet das Planen und Durchführen eines Gesundheitswanderkurses ein Mehr an Aufwand und Vorbereitung. Hüttner erläutert, dass es während einer Wanderung verschiedene Abschnitte mit Wander-, Gymnastik- und Infoeinheiten gibt und er jeweils ein Handout, also eine schriftliche Zusammenfassung, für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen vorbereitet. "Für mich ist das nur als Rentner möglich, sonst könnte ich mir die Zeit gar nicht nehmen", betont Heinz Hüttner, der sich auf eine Gesundheitswanderung sehr gründlich vorbereitet.
Der 67-jährige engagiert sich zudem seit drei Jahren im Vorstand in der Rhönklub-Region Saale-Sinn als Regionalwanderwart und betreut hier die 31 zugehörigen Zweigvereine. Bei den Bischofsheimern ist er schon lange als Wanderwart aktiv.
Mit Ausdauer zur Extratour
Ein weiteres Herzensanliegen beansprucht ebenfalls viel Zeit und Ausdauer. Heinz Hüttner hat seine Idee einer Extratour des Premiumwanderweges "Hochrhöner" konkretisiert zu Papier gebracht. Er nennt ihn passenderweise "Bischofsheimer" und stellte seine Route bereits dem Bischofsheimer Stadtrat vor. Hier empfingen ihn Bürgermeister Georg Seiffert und die Stadträte mit offenen Armen. Es wurden bereits viele Gespräche mit zuständigen Behörden geführt.
"Das alles wäre ohne die Bischofsheimer Stadtverwaltung nicht möglich", betont Heinz Hüttner und berichtet von dem Verhandlungsbedarf in verschiedenen Richtungen. Die Stadt stehe voll hinter dem Vorhaben und mache sich die Arbeit, das Vorhaben voran zu bringen, was er als Einzelner so nicht leisten könne.
Am Streckenverlauf wird kräftig gearbeitet, da Hüttners Route zwar von den Beteiligten und Entscheidungsträgern als wunderschön bezeichnet wird, allerdings teils bezüglich Naturschutzaspekten noch geändert werden soll. Er hat jedenfalls als Initiator den Stein ins Rollen gebracht, wie die Tour am Ende verlaufen wird, ist noch unklar.
Vorerst beschäftigt sich Heinz Hüttner gemeinsam mit Wolfgang Neumann mit dem ersten Gesundheitswanderkurs in Bischofsheim, der Ende September beginnt.
Bereits am Freitag, 17. September 2021, dem Tag des Gesundheitswanderns, findet um 14.00 Uhr ein kostenfreier Schnupperkurs mit allen Informationen rund um das Gesundheitswandern statt. Treffpunkt ist im Rentamtshof in Bischofsheim.