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Bad Neustadt
Inflation, steigende Zinsen, teures Material, hohe Energiekosten: Wie wirkt sich die Entwicklung auf die Baubranche aus?
Bauunternehmen in Rhön und Grabfeld haben zurzeit noch gut zu tun. Wie sieht der Blick in die Auftragsbücher des Jahres 2023 aus? Wie ist die Situation auf dem Immobilienmarkt?
Noch wird kräftig gebaut, aber der Boom der vergangenen Jahre erlahmt. Häuslebauer agieren zurückhaltender, bei Baufirmen geht das Geschäft deutlich zurück
Foto: Eckhard Heise | Noch wird kräftig gebaut, aber der Boom der vergangenen Jahre erlahmt. Häuslebauer agieren zurückhaltender, bei Baufirmen geht das Geschäft deutlich zurück
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:21 Uhr

Die Zeit der Niedrigzinsen ist vorbei, die Inflation ist gewaltig, Unwägbarkeiten herrschen auf dem Energiesektor: Wie schlägt sich das auf die Baubranche und Immobiliennachfrage nieder?

Tatsächlich macht sich bereits ein deutlicher Rückgänge der Aufträge bemerkbar, erklärt Bauinnungsobermeister Dietmar Roßhirt. Noch arbeiten die Firmen Altaufträge ab und haben genügend zu tun, aber für das nächste Jahr erwartet er einen Rückgang von 30 bis 40 Prozent, "das wird für Bauunternehmen problematisch".

Hinzu kommt die enorme Preissteigerung beim Material, in manchen Bereichen beobachtet er eine Verteuerung um das Doppelte. Die Preise schwanken so stark, dass die Firmen bei ihren Angeboten kaum wissen, wie sie kalkulieren müssen.

So eine Gemengelage hat Roßhirt noch nicht erlebt. Normalerweise verlaufe die Baukonjunktur in Zyklen von fünf bis sechs Jahren. "Jetzt ging es seit 15 Jahren nur bergauf, und nun diese massiven Einschnitte". Einen Lichtblick für die nächsten Jahre vermag er nicht zu sehen.

Andere Akteure sind optimistischer

Ganz so pessimistisch klingen andere Stimmen nicht. Der Bastheimer Bürgermeister Tobias Seufert lässt gerade ein Baugebiet in Wechterswinkel erschließen. Tatsächlich hat es schon Fälle gegeben, dass Bauwillige von ihren Reservierungen zurückgetreten sind, räumt das Ortsoberhaupt ein. Das findet er nicht dramatisch und sei auch schon früher vorgekommen. "Es muss auch nicht sein, dass gleich wieder alle Grundstücke weg sind".

Das sieht in Salz dagegen ganz anders aus. Derzeit laufen die Planungen für ein Baugebiet nahe der Schule. "Wir haben 27 Bauplätze und 170 Anfragen", sagt Bürgermeister Martin Schmitt. Nicht einer der Interessenten hat bisher abgesagt. Außerdem wird noch eine Industriebrache in der Dorfmitte überplant, die Bebauung ist aber noch nicht umsetzungsreif.

Das sagen Banker

Und wie steht es mit der Finanzierung, fragten wir bei der Sparkasse nach. "Bis vor geraumer Zeit hatten Kreditnehmer noch tolle Bedingungen mit teilweise Null Zinsen", berichtet Vorstandsmitglied Klaus Grenzer. Seit Jahresbeginn sind die Zinsen um drei Prozent angestiegen, was immer noch ein niedriges Niveau darstelle. Er erinnert an frühere Zeiten, als sogar mit zweistelligen Zinsen finanziert wurde. "Jetzt haben wir außerdem eine Inflation, wie ich sie seit 40 Jahren nicht erlebt habe", beschreibt Grenzer die augenblickliche Situation.

"Die Leute sind zurückhaltender", fährt Baufinanzierungsbetreuer Martin Rost fort. Er hat in jüngster Zeit Fälle gehabt, da hätten Kunden leicht eine Finanzierung stemmen können, dann das Vorhaben aber doch mit Blick auf die derzeitige Lage zurückgestellt. Er hat jedoch noch nicht erlebt, dass Kreditnehmer ein Darlehen nicht mehr bedienen konnten. Es komme aber durchaus vor, dass Schuldner Schwierigkeiten haben, die Lasten zu tragen. Die Kreditabteilung sei gehalten, keine riskanten Finanzierungen abzuschließen. Außerdem wird jetzt mehr Geld für energetische Sanierungen ausgeliehen, stellt Rost fest.

Mietwohnungen sind nach wie vor begehrt

Während das Bauen zurückgeht, sei die Nachfrage bei gebrauchten Immobilien ungebrochen, berichtet Frank Linder, Leiter der Immobilienabteilung. Die Preise bewegen sich weiterhin auf einem hohen Niveau – wobei es natürlich deutliche lokale Unterschiede gebe und der Bereich um Bad Neustadt herum bevorzugt ist. Aber selbst in abgelegeneren Ortschaften gebe es Interessenten für ältere Anwesen. Die Möglichkeiten des Homeoffice eröffnen dabei ganz neue Perspektiven.

Abzuschätzen, wie sich die Lage aus Sicht der Banken weiterentwickelt, gleicht für Grenzer einem Blick in die Glaskugel. Er denkt, dass die Zinsen noch leicht auf ein immer noch moderates Niveau ansteigen und die Preise sich langsam beruhigen.

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Kommentare
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  • R. D.
    Haben die Firmen der Baubranche sich nicht in den letzten Jahren die Taschen voll gemacht um auch mal ein Krisenjahr überbrücken zu können?
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  • H. D.
    Bauinnungsobermeister Roßhirt meint es ging die letzten 15 Jahre nur bergauf.
    Da hat die Innung den richtigen möchtegern Obermeister. Mann frag sich schon wie Menschen sowas beurteilen können die seid vielen Jahren schon ihr Unternehmen an die Wand gefahren haben und nur glück gehabt haben das der Landkreis sein unternehmen übernommen hat,
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