Sagt man zu seinem Lebensgefährten „Schatz, ich finde, die Küche ist nicht ganz so, wie sie sein sollte“, ist das ein Satz, der regelmäßig für Krach sorgt. Grund ist nicht die Feststellung an sich, sondern, dass man damit womöglich meint, „Mach endlich mal sauber und sieh, dass der Kühlschrank voll ist“. Diese zusätzliche, unausgesprochene Aussage, den Subtext, versteht der Partner sehr wohl und reagiert entsprechend darauf.
In der zwischenmenschlichen Kommunikation ist der Subtext normaler Bestandteil, wird von allen genutzt und die unausgesprochene Botschaft wird meist auch verstanden. Unter diesem Aspekt kann man zum Beispiel scheinbar harmlos daherkommende politische Parolen – siehe Pegida – demaskieren. Und für alle, die politisch keinen Klartext reden wollen, gibt es an dieser Stelle ein OUT!
Für den Subtext und die Akzeptanz eines Satzes ist aber auch entscheidend, wer ihn von sich gibt. Da kann er dann plötzlich eine ganz andere Bedeutung gewinnen. Im Klartext: Dieser Tage erreichte ein wohlwollender Gruß mit besten Wünschen zum neuen Jahr die Redaktion. Sehr nett.
Mit dabei ein Sinnspruch von Jean Paul: „Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur.“ Eigentlich ein schöner Gedanke.
Diese Aufforderung, ausgetretene Pfade zu verlassen und mal neue Wege zu gehen, hätte von fast jedem kommen können, nur nicht von dem Absender, von dem sie kam. Dass ausgerechnet die Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats auf der Wasserkuppe ihre Neujahrswünsche mit der Aufforderung verbindet, abseits der Wege Spuren zu hinterlassen, war schon irritierend. Was dazu zum Beispiel der Schutzgebietsbetreuer für die Lange Rhön sagt?
Wir haben das Unausgesprochene und Doppelbödige dieses Sinnspruchs von diesem Absender – zugegeben nach einigem Lachen – verstanden, versprechen auf den Wegen und in den Loipen zu bleiben, danken für die Grüße und erteilen ein IN.