„Ich würde gerne in den Urlaub fahren“, ein Gedanke, der für pflegende Angehörige oft nur ein Wunsch bleibt. Wie geht das, wenn der Ehemann oder die Ehefrau mit Demenz den ganzen Tag Betreuung braucht? Wie kann Urlaub ohne viel Stress funktionieren, wenn man Mutter oder Vater mit Demenz mitnehmen muss? Welche Unterkunft spielt bei zunehmenden kognitiven Einschränkungen oder gar noch Inkontinenz eines Gastes mit? Die „Auszeit für Pflegende und ihre Angehörigen mit Demenz“ ist ein Entlastungsangebot der Gerontopsychiatrischen Vernetzung in der Region Main/Rhön für pflegende Angehörige. Jüngst fand eine solche Auszeit in Oberelsbach im Umweltbildungszentrum statt.
„Urlaub“ ist auch für Pflegende möglich: zusammen mit Gleichbetroffenen und mit Betreuungskräften, die sich mit der Situation auskennen. Das alles bietet sich in Oberelsbach: In der Gruppe treffen sich Ehepaare oder Elternteil/Kind, alle in belastender Pflegesituation mit von Demenz Betroffenen und erleben zusammen eine Woche in der Umweltbildungsstätte. "Die Einrichtung und ihre Mitarbeitenden kennen nach vielen Jahren Erfahrung mit der Auszeit inzwischen die Besonderheiten sehr gut, reagieren immer freundlich auch bei der immer wieder gleichen Frage, und sind gelassen, wenn mal eine Ungeschicklichkeit passiert. Und die Betreuung ist durch erfahrene Kräfte sichergestellt", erklärt Karin Steininger-Manske, Projektleiterin „Gerontopsychiatrische Vernetzung in der Region Main/Rhön“, in einer diesbezüglichen Pressemitteilung.
Auszeit hilft, Kraft zu schöpfen
Nach gemeinsamen Mahlzeiten und bei gemeinsamen Aktivitäten finde der Pflegende bei Angehörigenschulungen Informationen zum Krankheitsbild und Entspannungsstunden ohne die Sorge um „seinen“ Menschen mit Demenz. Denn zweimal täglich findet die Betreuung in räumlicher Nähe und mit geschulten Mitarbeitenden statt, sodass die Zeit sorgenfrei verbracht werden kann. Vielen falle es schwer, sich zu einem Angebot dieser Art anzumelden, die Bedenken seien vielfältig, so Karin Steininger-Manske. "Aber dass das Konzept funktioniert, zeigen die vielen „Wiederholungstäter“, die in der Auszeitwoche Kraft schöpfen für eine neue Pflegezeit daheim."
„Wir waren das erste Mal dabei. Vielen Dank an die Veranstalter, die uns diese wunderbare Zeit ermöglicht haben. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Auszeit“, erklärt zum Beispiel Annette Schmitt, die mit ihrer Mutter an der Auszeit teilgenommen hat.
Oder Werner Meier aus Egglham sagt: „Die „Auszeit“ ist für mich eine Gelegenheit, Abstand zu den täglichen Anforderungen, die die Pflege meiner Frau mit sich bringt, zu gewinnen. Dies geschieht in der Gewissheit, dass der Pflegling während der Zeit, in der sich die Partner trennen, von einer Gruppe liebevoller Menschen fürsorglich betreut wird." In den Gesprächen der Pflegenden mit Fachkräften und untereinander könnten das eigene Handeln hinterfragt, Anregungen aufgenommen und Erfahrungen weitergeben werden. "Auch bei der zuletzt besuchten „Auszeit“ waren diese Gespräche für mich genauso wertvoll, wie die Möglichkeit, einfach nichts zu tun."
Die nächste Auszeit findet im September statt. Nähere Informationen zur „Auszeit für Pflegende und ihre Angehörigen mit Demenz“ sind bei der Gerontopsychiatrischen Vernetzung Main/Rhön unter Telefon 09721 2087-220 oder im Internet unter www.vernetzung-mainrhoen.de bzw. per Mail vernetzung-meinrhoen@diakonie-schweinfurt.de erhältlich.