Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen wird mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Landrätin bekommen. Im Nachbarlandkreis von Rhön-Grabfeld hört Amtsinhaber Peter Heimrich (SPD) aus gesundheitlichen Gründen auf. Seine Nachfolge dürften Peggy Greiser und Christiane Barth unter sich ausmachen. Die parteilose Greiser wird von SPD, Linke und Grünen unterstützt, Barth ist die Kandidatin der CDU. Der von der FDP nominierte Hartmut Kremmer (parteilos) hat wohl nur Außenseiterchancen.
Dass Heimrich nach nur einer Amtszeit seinen Posten als Meininger Landrat aufgibt, war eine Überraschung. Womöglich steckt nicht nur die Gesundheit dahinter, sondern auch eine gewisse Auszehrung. In seinem Landkreis gilt Heimrich als beliebt. Aber mit der rot-rot-grünen Landesregierung lag der Vize-Präsident des Thüringer Landkreistags öfter über Kreuz. Zunächst in der Flüchtlingspolitik, bei der Heimrich eine harte Linie vertrat. Später im Dauerstreit um die Gebietsreform.
Gebietsreform abgeblasen
Wäre es nach der Landesregierung gegangen, die von Bodo Ramelow, Deutschlands einzigem Linken-Ministerpräsidenten, geführt wird, hätte es Wahlen in den bisherigen Kreisen gar nicht mehr gegeben. Linke, SPD und Grüne planten eine umfassende Gebietsreform. Die Zahl der Landkreise sollte von 17 auf acht verringert und die Mindest-Einwohnerzahl der Gemeinden von 3000 auf 6000 angehoben werden. Die Reform wurde nach langem Kampf abgeblasen. Rot-Rot-Grün scheiterte am Widerstand aus den Kommunen, aber auch am eigenen Unvermögen.
In die Fußstapfen Heimrichs will nun die studierte Sportwissenschaftlerin Peggy Greiser (47) treten. Die verheiratete Mutter eines Sohnes, die in Zella-Mehlis lebt, ist schon die ehrenamtliche Stellvertreterin des Landrats. Sie arbeitet in der Handwerkskammer Südthüringen. Ihre CDU-Konkurrentin Christiane Barth (33) ist verheiratet, hat zwei kleine Söhne und lebt in der Karnevalshochburg Wasungen. Sie hat Geschichts- und Religionswissenschaften studiert und ist als persönliche Referentin einer CDU-Landtagsabgeordneten tätig.
In 14 Landkreisen wird gewählt
Nicht nur im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wird am Sonntag der Landrat gewählt. Neuwahlen stehen auch in 13 weiteren Landkreisen an. Im fränkisch geprägten Südthüringen hört im Landkreis Sonneberg Amtsinhaberin Christine Zitzmann (parteilos) ebenfalls auf. Die Landräte Thomas Müller im Landkreis Hildburghausen und Reinhard Krebs im Wartburgkreis (beide CDU) bewerben sich dagegen um eine weitere Amtszeit. Alles andere als ihre Wiederwahl wäre eine Überraschung. In Sonneberg und Hildburghausen hat die rot-rot-grüne Regierungskoalition mit Hans-Peter Schmitz und Reinhard Hotop (beide parteilos) ebenfalls gemeinsame Kandidaten aufgestellt.
Anderswo kämpft jede Partei zunächst für sich allein. Neben den Landräten werden in 106 Städten und Gemeinden die Bürgermeister gewählt, darunter die Oberbürgermeister der sechs kreisfreien Städte. So stellt sich in Suhl der parteilose Jens Triebel zur Wiederwahl. In der Landeshauptstadt Erfurt fordern sieben Konkurrenten Amtsinhaber Andreas Bausewein (SPD) heraus. In der Universitätsstadt Jena bekommt es Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) sogar mit acht Herausforderern zu tun. Der Ausgang in Erfurt und Jena gilt als offen, dort schicken auch Linkspartei und AfD Bewerber ins Rennen. Die Stichwahlen finden zwei Wochen später statt.
Stimmungstest für die Landtagswahl
Bei den Direktwahlen von Landräten und Bürgermeistern steht die Persönlichkeit der Bewerber im Vordergrund, das Parteibuch ist weniger wichtig. Trotzdem sehen die Parteien die Wahl als Stimmungstest auf dem Weg zur Thüringer Landtagswahl im Herbst 2019. Gerade die CDU, die 2014 nach fast 25 Jahren die Macht verlor, brennt darauf, die Regierung zurückzuerobern. Rot-Rot-Grün freilich will das verhindern. Die drei Parteien sind sich einig, dass sie ihre Koalition fortsetzen wollen, wenn es das Wahlergebnis 2019 hergibt.