
Was hat man nicht alles so auf dem "Doochboude", im "Kaaler" oder in der "Schäüer". Manch vergessene Schätze ruhen dort. Auch der "Köels-Kaaler" (Kohlkeller) könnte einige Besonderheiten beherbergen. In Langenleiten soll wenn möglich nichts weggeworfen werden, das an alte Zeiten erinnert. Die "Leonie und Helmut Schmitt-Stiftung" möchte ein Stück Geschichte von Langenleiten bewahren.
Auf dem Dachboden im "Haus für Alle" in Langenleiten haben Herbert Holzheimer, Alfred Arnold und André Keßler in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe alter Gegenstände gesichtet, markiert und geordnet. Es handelt sich um altes Werkzeug und landwirtschaftliche Gerätschaften, die zum Teil anlässlich der 300 Jahrfeier des Orts gesammelt worden sind. Herbert Holzheimer hatte viele dieser Gegenstände über die Jahre bei sich zu Hause eingelagert. Immerhin fand das Fest schon im Jahr 1989 statt.
Sammlung alter Gegenstände sucht einen Platz
Alfred Arnold kennt noch viele der alten Bezeichnungen. Für jeden Gegenstand wurden Schilder angefertigt. Sie werden nummeriert und gekennzeichnet, damit auch spätere Generationen noch wissen, um was es sich im einzelnen handelt. „Wir wollen dieses Wissen erhalten“, betonte Herbert Holzheimer, der selbst auch den einen oder anderen Gegenstand sammelte. Jeder Gegenstand wird fotografiert, um ein Archiv anzulegen. „Es ist die letzte Gelegenheit die alten Begriffe zu erfahren und zu erhalten“, ist Keßler überzeugt und dankbar, dass Arnold mit seinem großen Wissen zur Verfügung steht.

Vor einiger Zeit trat Herbert Holzheimer an Vertreter der "Leonie und Helmut Schmitt-Stiftung" heran, ob diese Sammlung alter Gegenstände, die Langenleitens Geschichte dokumentieren, einen Platz im "Haus für Alle" finden können. André Keßler (Mitglied des Stiftungsvorstandes) griff die Idee auf und mehr noch. Die Langenleitener Bürger wurden über einen Flyer über das Vorhaben informiert und gebeten, altes Werkzeug und ähnliches nicht wegzuwerfen, sondern für die Sammlung zur Verfügung zu stellen. Über 100 Exponate sind mittlerweile zusammen gekommen. "Eigentlich wollten wir damit eine Ausstellung vorbereiten", erklärte Keßler, doch aufgrund der aktuelle Lage musste dies verschoben werden. "Wir werden das nachholen, wenn es wieder möglich ist, größere Veranstaltungen zu organisieren."
Auf dem Dachboden entsteht nun eine Art Depot. "Wir sammeln noch immer", betonte Keßler. Wer Keller, Dachboden oder Scheunen ausräumt, möge sich bei ihm oder Herbert Holzheimer melden, damit keine alten Schätze verloren gehen.
So manche Seltenheit ist hier verwahrt
So manche Seltenheit ist auf dem Dachboden schon wohl verwahrt. Dazu zählt ein Einscharpflug, der aus der Zeit vor 1900 stammt. Typisch für Langenleiten war das Holzschuhmachen. Eine komplette Werkstattausrüstung zählt zur Sammlung. Vom Holzschuhbock bis hin zu diversen Holzschuhen in unterschiedlichen Arbeitsschritten. Nicht fehlen darf in der Sammlung der Herzbohrer. "Mit ihm wurde das das erste Loch für den Schuh gebohrt", weiß Arnold. Mit dem Hohlmeisel und Löffelbohrer wurden die Schuhe dann ausgehöhlt. Für die Feinarbeiten kam das Putzeisen zum Einsatz.

Ebenfalls ein typisches Langenleitener Handwerk in den Wintermonaten war das Flechten und Nähen von Strohschuhen. Lange Strohzöpfe wurden geflochten, die zu Schuhen zusammen genäht wurden. Woll- oder Filzeinlagen im Inneren sorgten für warme Füße. Einige dieser Strohzöpfe und Schuhe hat Holzheimer aufbewahrt.
Zahlreiche interessante Exponate wurden schon gesammelt
Vor 300 Jahren waren die Wasserleitungen aus Holz. Fichtenstämme wurden ausgehöhlt. Das entsprechende Werkzeug wie auch Leitungen, allerdings nicht 300 Jahre alt, sondern nachgearbeitet aus 1989, finden sich in der Sammlung.
Alte Spinnräder, Dreschflegel, ein Hemmschuh für einen Wagen, verschiedene Schindelformen, wie sie in der Rhönindustrie in Langenleiten gefertigt wurden, handgefertigte Ziegel, ein Backtrog, Körbe und Dörren für Obst, ein schweres Ochsenjoch, ein alter Rechen, Fässer, Achselbänder und eine alte Truhe gehören zur Sammlung. Zur alten Truhe mit ihren abgegriffenen Lederbändern gehört eine ganz besondere Geschichte. "Sie war schon in Amerika", wusste André Keßler zu berichten. Ein Vorfahr von Erika und Walter Schmid zog mit der Truhe nach Amerika, mit dem in der Ferne verdienten Geld kam er zurück in die Heimat, heiratete und baute in Langenleiten ein Haus. Die Truhe ist auch wieder mit zurück gekommen.
Eine Besonderheit sind zwei handgeschnitzte Tafeln mit den Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Diese Tafeln hingen im alten Kirchturm und konnten erhalten werden, als das neue Kriegerdenkmal an der Kirchenwand erstellt wurde.
Zwei Kartons beherbergen alte Trachten, Schürzen und Kopftücher. Sie müssen besonders aufbewahrt und geschützt werden, damit sich keine Motten in ihnen breit machen.
Einige Raritäten fehlen noch
"Uns fehlen aber schon noch einige Raritäten", hofft Holzheimer noch auf den einen oder anderen Schatz. "Ein altes Butterfass, ein alter Holzschubkarren und eine Wasserbütte", zählt er seine Wünsche auf.
Gesammelt werden alte Bilder und Filme, alte Gegenstände jeglicher Art: Strohschuhe, Schanzen, Holzschuhe, Spinnräder, Schnitzbände, Bücher, Haushaltsgegenstände, Töpfe, Schüsseln, Besteck, auch gerne aus Holz, Schnitzereien, Handwerksgegenstände und Werkzeuge. Schön wäre es, wenn noch bekannt ist, für was die Dinge verwendet wurde, idealerweise auch die Bezeichnung im Dialekt und aus welcher Zeit sie stammen. Bei Schnitzerei und Handwerk wäre es interessant zu wissen, wer es gefertigt hat.