Ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben bis ins hohe Alter führen und sich damit ein Stück Normalität bewahren, das wünschen sich viele ältere Menschen. Immer mehr Senioren können sich daher vorstellen, ihren Lebensabend als Alternative zu einem Pflegeheim in einer Wohngemeinschaft zu verbringen.
Diese Idee einer Senioren-WG hat jetzt das Ehepaar Gertrud und Walter Schnupp mit Tochter Christine Schnupp aus Ostheim in die Tat umgesetzt. An ihrem Reiterhof in der Frickenhäuser Straße ist eine solche Einrichtung entstanden, die am 1. Juli eröffnet wird und im Vorfeld der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Konzept stieß auf großes Interesse.
„Unter dem Motto 'Gemeinsam statt einsam' bietet unsere Wohngemeinschaft für ältere Menschen ein Leben in Geborgenheit, Geselligkeit und mit Betreuung“, sagt Christine Schnupp, die zunächst zu einem kurzen Rundgang durch das frisch sanierte Haus eingeladen hatte. Für sieben Mieter ist die WG ausgelegt. Ihnen stehen ebenerdige Einzel- und Doppelzimmer zur Verfügung, zwei große, behindertengerecht eingerichtete Badezimmer, Gemeinschaftswohnräume sowie eine modern ausgestattete Wohnküche, in der gemeinsam gekocht werden kann. Ferner ist jedes Zimmer mit Anschlüssen für Telefon, Fernsehen und Internet ausgestattet.
2012 sei die Idee entstanden, das ehemalige Wohnhaus zu renovieren und für die Bedürfnisse einer Senioren-Wohngemeinschaft umzubauen, erzählt Christine Schnupp. Das große Plus des Hauses ist seine ruhige Lage, die Nähe zur Natur und die Möglichkeit, Kontakt mit Tieren zu genießen. Denn auf dem Hof leben nicht nur Pferde, sondern auch Hunde, Ziegen, Katzen und Hühner.
Eigene Haustiere? Aber gerne
„Jeder Mieter kann auch sein eigenes Haustier mitbringen, das wir auf Wunsch mitbetreuen“, betont Schnupp. „Ein solches Angebot kann normalerweise ein Senioren- oder Pflegeheim nicht leisten und ist somit ein großes Pfund unserer Einrichtung“, ergänzt Walter Schnupp. „Hier leben die Senioren mitten im Grünen und brauchen auf lieb gewonnene Vierbeiner nicht zu verzichten, was für ihr Wohlbefinden sehr wichtig ist“, so Christine Schnupp, die sogar Besucherzimmer zur Verfügung stellt, die von Angehörigen angemietet werden können.
Zu einer Wohngruppe für ältere Menschen gehört aber auch ein umfassendes Betreuungsangebot. Familie Schnupp bietet daher den Mietern Fahrdienste in die Stadt und Umgebung an, die Organisation von Einkäufen, Arztbesuchen und Behördengängen sowie auch eine pflegerische Betreuung. Für die Ausarbeitung des Pflegekonzepts hat Walter Schnupp seinen Vetter Peter Neuner mit ins Boot geholt. Neuner ist Mitglied der erweiterten Geschäftsführung der Sozialservice-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes und stand der Familie in Fragen zum Qualitäts- und Personalmanagement einer solchen Einrichtung beratend zur Seite.
Außerdem nahm die Familie Kontakt zum örtlichen Pflegedienst der Diakonie auf, die nun einen zusätzlichen Wohnraum mit direktem Zugang zur Senioren-WG angemietet hat. Dort bietet sie, montags bis freitags jeweils sieben Stunden lang, eine Tagesbetreuung an. Auch pflegerische Dienste aller Pflegestufen gehören zum Angebot der Diakonie. Diese Leistungen werden individuell nach dem persönlichen Bedarf erbracht und abgerechnet, wie Gaby Gehrhardt, Pflegedienstleiterin der Diakonie-Station Rhön-Grabfeld, erläuterte. Trotzdem könne jeder WG-Mitbewohner den Pflegedienst selbst bestimmen und auch seinen Hausarzt selbst wählen beziehungsweise behalten, fügt Christine Schnupp hinzu.
Bedarf wird steigen
Angesichts des demografischen Wandels wird der Bedarf an solchen Wohnkonzepten für ältere Menschen steigen, darin waren sich auch die stellvertretende Bürgermeisterin Ulrike Stanek und ihre Stadtratskollegen einig. Insbesondere auch deshalb, weil sie – im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen – bezahlbar seien. In der Senioren-Wohngemeinschaft am Reiterhof, die am 1. Juli bezugsfertig sein wird, bezahle jeder Mitbewohner eine Kaltmiete in Höhe von etwa 300 Euro, verriet Walter Schnupp. Die Nebenkosten werden je nach Quadratmeter-Größe des Zimmers berechnet und auf die Mieter umgelegt.
Das Konzept der Senioren-WG, gemeinsam statt einsam gut betreut zu werden, aber dennoch sein Alltagsleben selbstbestimmt und eigenverantwortlich gestalten zu können, hat zwar noch Alleinstellungsmerkmal in Ostheim, wird aber in Zukunft sicher viele Menschen ansprechen.