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BAD NEUSTADT
In der Zelle
Hubert Herbert hubert.herbert@mainpost.de
 |  aktualisiert: 25.09.2019 02:11 Uhr

Es war nicht Siemens, es war nicht Nokia, und es war schon gar nicht Apple, die das erste Handy auf den Markt brachten. DynaTAC 8000X hieß das erste Mobiltelefon, und es stammte von Motorola aus den USA. Im Angebot seit 1983 für schlappe 4000 Dollar. Inflationsbereinigt wären das heute rund 8000 Euro.

Nix für jedermann also und schon gar nichts für die Hosentasche. Backsteingroß, fast ein Kilo schwer und mit zusätzlicher Antenne war das Ding eher unhandlich. Aber wer sich so einen teuren Vorschlaghammer leisten konnte, der hat damals seinen Status damit ganz schön aufgemöbelt.

Wer sonst unterwegs telefonieren wollte, der musste sich nach einem gelben Kabäuschen der Deutschen Post umschauen. War aber kein allzu großes Problem. Mindestens eine Telefonzelle stand früher in jedem noch so abgelegenen Kaff. Für junge Menschen, die ja praktisch schon mit einem Smartphone in der Hand das Licht der Welt erblicken, trotzdem eine grausame Vorstellung.

Jetzt hat man im Freilandmuseum Fladungen inmitten all der anderen Altertümer so ein gelbes Telefonhäuschen aufgestellt. Damit die Jungen überhaupt wissen, wie so was aussieht, und damit ältere Menschen voller Rührung davor stehen und sich erinnern können, wie sie einst in einer Schlange vor der Glastüre standen und darauf warteten, endlich mit ihrer oder ihrem Liebsten telefonieren zu dürfen. Zum Beispiel als Bundeswehrsoldat im Manöver, abends vor der einzigen Telefonzelle auf dem trostlosen Truppenübungsplatz. Und wehe, man hatte nicht genug Kleingeld dabei. Aber genau dieses Feeling werden die Museumsbesucher in Fladungen nicht erleben. Die Telefonzelle ist gar keine mehr. Da kann man sich nur was über den Hörer anhören. So ein Blödsinn. Das Ding müsste richtig funktionieren – zur Not mit Münzen, die man erst am Telefongehäuse reibt, damit sie nicht einfach durchfallen. Und natürlich mit zerfleddertem Telefonbuch, in dem die wichtigsten Seiten fehlen.

Und ganz wichtig – ich glaube das fehlt auch im Fladunger Modell – mit dem Hinweisschild, wie es früher in Frakturschrift in diesen Kommunikations-Kabäuschen hing: Fasse Dich kurz! Der Tipp ist heute noch richtig.

 
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Kommentare
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  • W. F.
    Genau so ist es. Und wenn schon der neue Standort der Telefonzelle ein Museum ist, dann hätte man wenigsten einen 63er Münzer einbauen sollen. Der hatte noch Nummernschalter und man konnte beobachten wie die Münzen nach und nach verschwanden und wenn der Nachschub fehlte wurde die Verbindung gnadenlos gekappt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnzfernsprecher
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