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Bad Neustadt
In der Rhön ist ein elektrischer Krankentransporter zu Testzwecken im Einsatz. Warum sein Gewicht ein Problem ist
Es ist schon ein bisschen anders beim E-KTW, der im BRK-Kreisverband Rhön-Grabfeld eingesetzt wird. Richard Rockenzahn, Leiter Rettungsdienst, checkt die kleinen Monitore.
Foto: Hanns Friedrich | Es ist schon ein bisschen anders beim E-KTW, der im BRK-Kreisverband Rhön-Grabfeld eingesetzt wird. Richard Rockenzahn, Leiter Rettungsdienst, checkt die kleinen Monitore.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 19.08.2024 02:42 Uhr

"Bisher sind wir mit dem neuen E-Krankentransportwagen (E-KTW) rundum zufrieden", sagt Richard Rockenzahn. Bei einer kurzen Rundfahrt zeigt sich, dass das neue Fahrzeug doch über einige Besonderheiten gegenüber anderen Fahrzeugen verfügt. So findet der Leiter des Rettungsdienstes die Handbremse nicht mehr in der Mitte, sondern an der linken Fahrerseite. Auch die verschiedenen Monitore im Innenraum unterscheiden sich von der Innenausstattung üblicher Rettungswagen. 

Der E-Rettungswagen ist leise und hat gute Fahreigenschaften. Gespannt ist man allerdings auf die Wintermonate in der Rhön. "Theoretisch könnten wir Fahrten von Bad Neustadt bis Würzburg und zurück durchführen. Die Gefahr, unterwegs nachladen zu müssen, ist jedoch zu groß." Ein Risiko, das man nicht eingehen möchte, daher wird das Fahrzeug von der integrierten Leitstelle Schweinfurt überwiegend für Kurzstrecken-Einsätze disponiert.

E-Krankentransporter ab September in Erlangen im Einsatz

BRK Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister nennt beim neuen E-KTW noch einen Vorteil: Das neue BRK Rettungs- und Katastrophenschutz-Zentrum Bad Neustadt hat eine große Photovoltaikanlage, die unter anderem auf dem überdachten Abstellplatz zu finden ist. "Das garantiert uns natürlich ein kostengünstiges Aufladen, statt der bisherigen Tankstellenfahrten." Das Aufladen geschieht in den Nachtstunden.

Noch bis 31. August ist der E-KTW beim BRK-Kreisverband Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt, dann geht er für ein Vierteljahr nach Erlangen-Höchstadt. Diesen vierteljährlichen Austausch zwischen beiden Kreisverbänden hat der BRK-Landesverband vorgesehen. So kann man den Fahrbetrieb und Stromverbrauch zum einen in einer großen Stadt, zum anderen auf dem Land testen. 

'Das möchte ich doch gerne selbst mal ausprobieren', sagte Landrat Thomas Habermann und setzte sich hinter das Steuer
Foto: Hanns Friedrich | "Das möchte ich doch gerne selbst mal ausprobieren", sagte Landrat Thomas Habermann und setzte sich hinter das Steuer

Ziel: Ein leistungsstarker, ökonomischer und klimafreundlicher Rettungsdienst

Ralf Baumeister berichtet, dass seit März 2024 elektrisch angetriebene Krankentransportwagen als Prototypen auf Bayerns Straßen zum Einsatz kommen. Das geschieht im Rahmen eines Pilotprojektes, das von der Arbeitsgemeinschaft der Sozialversicherungsträger als Kostenträger im Rettungsdienst Bayern initiiert und finanziert wird.

So sollen Erkenntnisse zur Praxistauglichkeit im Rettungsdienst dokumentiert werden, erfährt Landrat Thomas Habermann, Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Rhön-Grabfeld bei einer Stippvisite. Schließlich strebe man einen leistungsstarken, ökonomischen und klimafreundlichen Rettungsdienst an. "Wir haben uns für das Fahrzeug auch deshalb beworben, weil Bad Neustadt Modellstadt für Elektromobilität ist", ergänzt Ralf Baumeister. 

Bei einer kurzen Rundfahrt zeigt sich, dass der 269 PS starke Motor zügig unterwegs ist, dann natürlich auch entsprechend Strom verbraucht. Die Batterien befinden sich unter dem Wagenboden des Patientenraums. Dieser ist durch eine eigene Stromversorgung abgesichert, die zuständig ist für Heizung, Klimatisierung, Beleuchtung und die medizinische Ausstattung. Diese wird separat geladen, erklärt der Leiter Rettungsdienst.

Das Gewicht ist ein Problem

Beim BRK Rhön-Grabfeld wird das Fahrzeug wochentags von 7 bis 15.30 Uhr eingesetzt. Alle Fahrten werden natürlich dokumentiert. Im Fahrtenbuch sind neben den Fahrstrecken und -zeiten auch die Restkapazitäten nach den jeweiligen Einsätzen und die Ladezeiten nachzulesen, schließlich geht es um die Einsatztauglichkeit.

Immerhin bringt der E-KTW rund vier Tonnen auf die Waage, 500 Kilogramm mehr als der bisherige KTW. Das Problem dabei, dass die "normalen" Führerscheine nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen gültig sind, also brauchen die Fahrer eine Fahrerlaubnis der Klasse C1.

Eingesetzt wird das Fahrzeug für Fahrten zu Kliniken, Arztpraxen oder für Einsätze, bei denen Patienten von zu Hause abgeholt oder wieder zurückgebracht werden. 

 
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  • Sabine Götz
    Als langjährige erfahrener Rettungssanitäter kann ich schonmal festhalten, dass diese Fahrzeuge zwar nett gemeint, aber an der falschen Stelle sind... E-KFZ sind dann nützlich, wenn sie die Größe eines Twizy oder Up haben. Die, Verzeihung, dämliche Idee, riesige 4to-Panzer als E-Fahrzeuge zu kreieren, leisten der Idee des (vorzugsweise) städtisch zu nutzenden, kleinen E-Flitzer einen Bärendienst.
    E-Fahrzeuge sind als Kleinfahrzeuge (Twizy, Up, Smart) sinnvoll - größere Modelle taugen nichts und verschwenden nur die eh schon raren Materialien und Seltenen Erden!
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  • Martin Hofgesang
    Ich glaube ein Aufladen des Nachts durch die Photovoltaikanlage dürfte zum Scheitern verurteilt sein ;)

    Da die EU eine Änderung der Führerscheinklasse B von 3,5t auf 4,25t plant, wird der Führerschein dem Einsatz elektrischer Krankenwagen nicht im Weg stehen. Vorausgesetzt es bleibt bei dem Gewicht des Fahrzeuges.
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