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SULZFELD
In der „Guten Stube“ ist es gemütlich wie zu Uromas Zeiten
Türen auf im Grabfeld: Teil 1: Das Ehepaar Kalke sanierte in Sulzfeld ein ehemaliges Dorfgasthaus und hat sich so den Traum vom eigenen Café erfüllt. Beispiel für gelungene Sanierung im Ortskern.
Elke und Alfons Kalke in ihrer „Guten Stube“. Hier lässt es sich, umgeben von nostalgischem Flair, gut Kaffee trinken.
Foto: Michael Petzold | Elke und Alfons Kalke in ihrer „Guten Stube“. Hier lässt es sich, umgeben von nostalgischem Flair, gut Kaffee trinken.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:41 Uhr

Gerade noch rechtzeitig war die ehemalige Gastwirtschaft „Wildburg“ im Ortskern von Sulzfeld zum Verkauf angeboten worden. Denn Elke Kalke hatte sich eine Frist gesetzt: Noch vor ihrem 50. Geburtstag wollte sich die gelernte Hotelfachfrau ihren Traum vom eigenen Café verwirklichen, danach sollte er begraben werden. Im Herbst 2014 schließlich startete der Umbau, der gerade einmal ein halbes Jahr in Anspruch nehmen sollte. Heraus kam die „Gute Stube“, ein Haus mit Café und Pension und viel Flair.

Bei dem Objekt handelt es sich um eines jener vier Beispiele gelungener Altortsanierungen, die am Samstag, 13. Mai, dem 1. Aktionstag der Grabfeldallianz, unter dem Motto „Türen auf“ präsentiert und von dieser Redaktion vorab vorgestellt werden. Gut 160- bis 170 000 Euro haben Alfons und Elke Kalke in die ehemalige Dorfgasstätte mit angeschlossener Metzgerei investiert, 10 000 Euro an Zuschuss gab es aus dem Innenentwicklungsprogramm der Gemeinde. Weitere Mittel flossen über das Amt für ländliche Entwicklung, weil das sanierte Gebäude ortsbildprägenden Charakter besitzt.

Nostalgisches Flair

Geld, das gut angelegt ist in vier Pensionszimmern und einem Café, das wie aus der Zeit gefallen scheint – und das im positiven Sinne. Schon der erste Eindruck entzückt den Betrachter, der nostalgisch geprägten Einrichtungen etwas abgewinnen kann. Der Blick wird angezogen von einer waagerecht aufgehängten, lindgrün gestrichenen Türe mit Kleiderhaken, die als Garderobe dient, schweift dann weiter über einen alten Herd zu einer Sammlung alter Kaffeemühlen auf einem Regal und ruht schließlich auf einem alten Sofa, das einstmals der Oma der Café-Besitzerin gehörte.

Die schier unzähligen Accessoires aus dem vorigen Jahrhundert waren Gebrauchsgegenstände, die alle ihre Geschichte haben. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass fast kein Stuhl dem anderen gleicht, ausrangierte Nähmaschinengestelle als Tische fungieren und sogar eine alte Mangel unter einer Tischplatte schlummert.

In Bad Kissingen hätte man in einem Café mit ähnlichem Flair wohl auch unter Woche Mühe einen Platz zu ergattern, um die ausnahmslos selbst gebackenen Kuchen und Torten zu probieren. Hier in Sulzfeld konzentriert sich das Geschäft auf das Wochenende. „Sonntags ist hier immer voll“, sagt Elke Kalke, die an diesen Tagen drei Aushilfen engagieren muss, um den Ansturm zu bewältigen, der schon mit dem Frühstücksbuffet einsetzt.

Beliebtes Caféhaussingen

Regelmäßig richten die Wirtsleute donnerstags Caféhaussingen aus und bisweilen spielt auf der Terrasse zum Garten auch die Blasmusik. Montag bis Mittwoch ist die rund gut 40 Plätze bietende „Gute Stube“ mit einem Nebenraum für noch einmal gut 20 Personen geschlossen.

„Frei habe ich aber deswegen nicht“, sagt Elke Kalke. Denn selbst wenn in der Pension mit ihren vier Zimmern einmal niemand übernachtet, heißt es Einkaufen, Waschen, Putzen und Kuchen backen. Das alles ist nur zu schaffen, weil ihre vier Kinder mittlerweile eigene Haushalte haben. Drei wohnen im Dorf, eine Tochter im nahen Sternberg.

Einer der Söhne ist Schreinermeister, dessen berufliche Kenntnisse beim Umbau natürlich von großem Vorteil waren.

Profis und viele Helfer

So hat er zum Beispiel die Theke neu konstruiert und eingebaut. Insgesamt waren bei dem Umbau wohl an die 100 professionelle Arbeiter von Firmen und Helfer im Einsatz.

Seit 1994 wohnt die Familie in Sulzfeld. Kalke, der in Bad Kissingen aufgewachsen ist und dort auch seine spätere Frau kennengelernt hatte, wollte von Sulzfeld aus in Thüringen ein gemeinnütziges Altkleidersammlungs- und Verwertungsunternehmen mit dem Namen FairWertung betreiben. Weil sich das nicht realisieren ließ, baute er den Betrieb schließlich in Zeil am Main auf, den er von 1996 bis 2001 leitete.

Zuvor war er in der kirchlichen Jugendarbeit tätig, hatte eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher in der Fachakademie für Sozialpädagogik in Münnerstadt absolviert und eine zusätzliche Ausbildung zum Betriebswirt abgeschlossen.

Seit 2001 bietet Kalke auf selbstständiger Basis Dienstleistungen in der Lohn- und Finanzbuchhaltung an.

Anfang mit Schutthaufen: Die Sanierung des alten Gasthauses nahm trotzdem nur gut ein halbes Jahr in Anspruch.
Foto: Archiv: Kalke | Anfang mit Schutthaufen: Die Sanierung des alten Gasthauses nahm trotzdem nur gut ein halbes Jahr in Anspruch.
So sah das Gebäude in der Dorfmitte von Sulzfeld aus, als es noch den Namen Gasthaus Wildburg trug.
Foto: Archiv Kalke | So sah das Gebäude in der Dorfmitte von Sulzfeld aus, als es noch den Namen Gasthaus Wildburg trug.
 
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