"Wir müssen für den Fall, der hoffentlich in den Landkreis Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Main-Spessart nie eintritt, gerüstet sein und nach der amtlichen Feststellung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) beim Wildschwein gemäß EU-Vorgaben innerhalb von 48 Stunden einen Absperrzaun um ein sogenanntes Kerngebiet aufbauen. Das könnten bis zu 30 Kilometer sein", sagt Veterinärdirektor Markus Blöck vom Landratsamt Rhön-Grabfeld beim Lehrgang mit dem etwas sperrigen Namen "Schulung Elektrozaunbau im ASP Tierseuchenfall".
Sollte der Ernstfall eintreten, würde alles erst einmal am Computer im Landratsamt Rhön-Grabfeld mit der Planung für das betroffene Gebiet beginnen. Danach bekäme das jeweilige Technische Hilfswerk (THW), im Landkreis das in Mellrichstadt, entsprechendes Kartenmaterial und Informationen zur Zauntrassenführung. Das Material stellen die Landkreise zur Verfügung, und zwar für eine Strecke von 30 Kilometer.
Wie das vor sich geht, zeigte Kursleiter und Agraringenieur Günter Herkert, technischer Leiter der Firma Patura. "Ein Zaun muss schnell und einfach auf und auch wieder abzubauen sein", erklärte er den Kursteilnehmern der Veterinärämter Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Main-Spessart sowie den Kräften des THW aus Mellrichstadt und Bad Kissingen. Dass das in Zeiten der derzeitigen Trockenheit nicht so einfach ist, zeigte sich in Salz, wo unter großem körperlichem Einsatz die notwendigen Zaunpfähle erst einmal in der Erde fest verankert wurden.
Da musste man mit dem großen Holzhammer schon kräftig draufschlagen. Hinzu kamen weitere kleinere sogenannte Führungspfähle in einem Abstand von etwa fünf Metern. Über Haspeln wurden Stromlitzen gespannt. Im Praxisteil lernten die Kursteilnehmer mit Eckrollen, Litzen, dem Sperrklinken-Mechanismus, mit dem der Elektrozaun gespannt und dann an das Stromgerät angeschlossen wird, umzugehen.
Wie man gleichzeitig drei spezielle stromführende Schnüre mit wenig Personalaufwand an den einzelnen Pfählen einklinken und dann spannen kann, erfuhren, die Kursteilnehmer ebenso wie man ein Tor einbaut, das durch Strom gesichert ist. Hier werden sogenannte Stahlspannfedern eingesetzt, die auch auf Temperaturschwankungen reagieren.
Vor allem der Bereich, der nahe am Boden liegt, muss stabil sein, weil Wildschweine mit ihren Rüsseln auch im Boden wühlen und dabei wohl versuchen würden, die Schnur am Zaun anzuheben. Deshalb muss hier der Strom optimal fließen.
"Wichtig ist, dass der erste Stromschlag, den ein Tier am Zaun verspürt, entsprechend stark ist, weil nur dann dies im Gedächtnis haftet, sodass es kein zweites Mal versucht, den Zaun zu berühren", erklärte Günter Herkert. Pro Stunde könnte man unter optimalen Bedingungen so etwa ein bis zwei Kilometer Zaunaufbau schaffen, meinten Kursteilnehmer.
Doch damit ist es nicht getan, denn es kommt die tägliche Kontrolle, das Freischneiden, die Überprüfung der Technik dazu und auch ob eventuell Unbefugte den Zaun beschädigt haben. In Landkreisen, in denen die ASP beim Wildschwein bereits aufgetreten ist, werden im Regelfall diese Elektrozauntrassen später durch feste Zäune ersetzt.
"Das hier ist nur ein Provisorium für den Anfang, denn Tierseuchenbekämpfung im Wald und Flur ist eine Mammutaufgabe", erklärte der Veterinärdirektor. Ganz anders sei das zum Beispiel bei einem Seuchenausbruch auf einem Bauernhof oder einer Zuchtanlage, wo es sich um ein abgeschlossenes System handele. Im Wald käme die intensive Kadaversuche hinzu, um zu erkennen, wie weit sich die Seuche bereits ausgebreitet hat.
Gelten würde dann auch beispielsweise ein Betretungs-, Nutzungs- und zunächst ein Jagdverbot. Was tun, wenn ein Spaziergänger ein verendetes Wildschwein im Wald findet? "Zunächst den zuständigen Jäger kontaktieren, beim Veterinäramt oder der Polizei melden, dann laufen die entsprechenden Maßnahmen an", informierte Blöck abschließend