Constanze Knahl aus Bastheim hat Informationsmanagement im Gesundheitswesen studiert. Die talentierte junge Frau aus dem Besengau kann nun mit einem begehrten Fulbright-Stipendium an der Florida Polytechnic University in Lakeland weiter an ihrer Karriere basteln. Wir fragten die Bastheimerin nach ihren ersten Erfahrungen im sonnigen Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Constanze Knahl Grundsätzlich gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen den USA und Deutschland. Die Unterscheide liegen mehr in den Details. Zum Beispiel benutzt man hier in den USA für jede Strecke das Auto (auch wenn man nur eine Straße weiter möchte). Abgesehen davon habe ich das Gefühl, dass US-Amerikaner mehr daran interessiert sind, ihr Gegenüber wirklich kennen zu lernen. Sie erzählen gerne aus ihrem Leben, auch wenn sie ihr Gegenüber gerade erst kennengelernt haben.
Knahl: Ich wohne zur Zeit in Lakeland, eine Stadt in Florida mit knapp 100 000 Einwohnern. Hier ist alles darauf ausgelegt, dass man mit dem Auto unterwegs ist. Es gibt sogar einen Drive In für Bankautomaten. Von zu Hause bin ich die typischen deutschen Obstbäume, Laub- und Nadelwälder gewohnt. Hier dagegen trifft man auf Palmen oder Orangenbäume und an der Uni wird man vor den Alligatoren im See gewarnt.
Knahl: Am meisten vermisse ich meine Familie, besonders meine kleine Schwester, die dieses Jahr in die Schule gekommen ist. Doch dank WhatsApp und Videotelefonie ist es relativ einfach, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Andererseits konnte ich mich bisher mit den amerikanischen Essgewohnheiten noch nicht voll und ganz anfreunden. Da wünsche ich mir schon manchmal gutes deutsches Brot und Omas Kartoffelklöße anstatt Mac?n?Cheese oder Burger-Patties in den Supermarktregalen.
Knahl: Das einzige, was mir hier einfällt, ist das deutsche Herbstwetter mit den grauen, verregneten Tagen. Hier ist es schon eine tolle Erfahrung jeden Morgen aufzuwachen und zu sehen, dass die Sonne scheint.
Knahl: Ja, ich würde sagen meine Verbindung zu meiner Heimat ist eher groß. So genieße ich es zum Beispiel immer wieder, in die Rhön zu kommen und die Natur dort zu erleben. Ich habe während meiner Zeit hier zu schätzen gelernt, was für uns Deutsche selbstverständlich ist: dass wir zum Beispiel kostenlos Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt in Anspruch nehmen können, keine hohen Studiengebühren zahlen müssen oder dass wir uns bei Krankheit bedenkenlos ein paar Tage zu Hause auskurieren können. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir als Deutsche nicht immer krampfhaft danach streben, US-amerikanische Standards in Deutschland umzusetzen.
Knahl: Da ich zuvor schon einmal für eine Urlaubsreise in den USA war und mit dem Fulbright-Stipendium in die USA gekommen bin, war es um einiges leichter, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Die Fulbright-Kommission in Berlin hatte vor der Abreise ein dreitägiges Vorbereitungsseminar organisiert.
Knahl: Alles ist hier etwas teurer, insbesondere Obst und Gemüse. Im Vergleich zum deutschen Studium wird hier in den USA sehr viel mehr Arbeit von Studenten bereits von Beginn des Semesters an erwartet. Daneben war es eine Herausforderung für mich, die erste schriftliche Zwischenprüfung unter Zeitdruck auf Englisch abzulegen.
Knahl: Das Stipendium sieht vor, dass ich nach meinem Aufenthalt in den USA für mindestens zwei Jahre zurück nach Deutschland komme. Zur Zeit plane ich, wieder nach Deutschland zurückzukehren, wo ich bei meinem vorherigen Arbeitgeber arbeiten kann. Andererseits ist es natürlich eine einmalige Chance, hier das Arbeitsleben einmal kennenzulernen. Ich habe mich noch nicht fest für das eine oder das andere entschieden.
Knahl: Mir gefällt die positive Atmosphäre. Die Uni zeichnet sich aus durch die aufgeschlossenen Universitätsmitarbeiter, das unternehmerische Denken und die hohe Technikaffinität. Die Tatsache, dass die Türen zu allen Universitätsmitarbeitern immer offen stehen, erleichtert es mir sehr, auf sie zuzugehen.
Knahl: Ja, gibt es. Da ich an einer kleineren Uni in Deutschland studiert habe, waren auch da die Professoren sehr gut erreichbar.
Knahl: In Deutschland gab es meist nur eine große Prüfung oder eine Projektpräsentation am Ende des Semesters. Hier haben wir wöchentliche Prüfungsaufgaben und zusätzlich muss man viel lesen. Ein weiterer Unterschied ist, wie die Studentenwohnheime in den Campus integriert sind. Computerräume und Labore in Deutschland sind meist nicht so gut ausgestattet wie hier.
Knahl: Neben meinem Master-Studium im Bereich Innovation & Technology arbeite ich gemeinsam mit meiner Uni mit einem Krankenhaus an einem Analytics Projekt zusammen. Das gibt mir die einmalige Möglichkeit, Einblick in die aktuelle amerikanische Arbeitswelt zu bekommen. Nun bin ich gespannt, welche Wege der neu gewählte Präsident Donald Trump einschlagen wird und auf die Zeit, wenn der deutsche Bundestagswahlkampf so richtig los geht.