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Mittelstreu
Imker fordern mehr Demokratie in ihrer Organisation
Erste Vertreterversammlung des Imker-Kreisverbands nach dem Gerichtsentscheid gegen Annette Seehaus-Arnold.In der Diskussion wurden auch Vorwürfe gegen sie laut.
'Die Bienen halten sich Imker als Fürsprecher in der Politik', sagte die Kreisvorsitzende Annette Seehaus-Arnold bei der Delegiertenversammlung der Rhön-Grabfelder Imker. Deshalb dürfe man sich nicht den Mund verbieten lassen. 
Foto: Johannes Gräter | "Die Bienen halten sich Imker als Fürsprecher in der Politik", sagte die Kreisvorsitzende Annette Seehaus-Arnold bei der Delegiertenversammlung der Rhön-Grabfelder Imker.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:20 Uhr

Zur mit Spannung erwarteten Vertreterversammlung des Imker-Kreisverbands Rhön-Grabfeld konnte Vorsitzende Annette Seehaus-Arnold sieben Repräsentanten der Ortsvereine und vier Gäste begrüßen. Diskussionsbedarf gab es, denn erst kürzlich wurde der Ausschluss von Seehaus-Arnold aus dem Landesverband wegen "verbandsschädlichen Verhaltens" durch einen Gerichtsbeschluss für ungültig erklärt.

Noch einmal wurden die Ereignisse durchgesprochen, die zum Zerwürfnis zwischen dem Landesverband und Seehaus-Arnold geführt haben, obwohl immer noch nicht klar ist, was genau die vom Landesverband angeführten Ausschlusskriterien waren, außer der geäußerten Kritik von Seehaus-Arnold, der Landesverband habe es versäumt, die Informationen über gefälschte und für viele Bienenvölker tödliche Wachs-Mittelwände, die im Umlauf waren, zu verbreiten. Wenn es "justiziable Vorgänge" gebe, wüsste man, wogegen man sich wehren muss, sagte einer der Anwesenden. "Es war ein Privatkrieg von Peter Maske (Bezirksvorsitzender) und Eckard Radke (damaliger Präsidenten des Landesverbands) gegen meine Person", meinte Seehaus-Arnold. Wie sie sagte, habe das Verwaltungsgericht Inhalte gar nicht geprüft, sondern so viele Formfehler festgestellt, dass der Ausschluss ungültig ist. Mit einem erneuten Verfahren durch den neuen Landesverbandsvorsitzenden Stefan Spiegl wird nicht gerechnet. Trotzdem wurde die Forderung laut, der Landesvorsitzende, sein Stellvertreter und der Geschäftsführer sollten eingeladen werden, um Rede und Antwort zu stehen. Dann könnte die Angelegenheit zu den Akten gelegt werden.

Da sich Seehaus-Arnold vor dem Verwaltungsgericht selbst verteidigt hat und keine Anwaltskosten, sondern nur Portokosten in Höhe von 160 Euro entstanden, beantragte Stefan Knöss die Erstattung des Betrags aus der Kreiskasse. Dem stimmten fünf Vertreter zu, die anderen zwei enthielten sich. Annette Seehaus-Arnold lehnte es jedoch ab, aus der Kreiskasse Geld zu erhalten.

In der Diskussion gab es auch Vorwürfe gegen die Kreisvorsitzende sowie den Landes- und den Bezirksvorsitzenden wegen einer unzureichenden Kommunikation. Der von ihm eingesehene E-Mail-Verkehr sei von unterem Niveau gewesen, kritisierte ein Anwesender. Warum sie auf den Vermittlungsversuch durch Vizepräsident Richard Schecklmann nicht eingegangen sei, wurde die Vorsitzende gefragt. Die Bedingung für die Rücknahme des Ausschlussverfahrens sei gewesen, dass sie von ihrem Amt als Vizepräsidentin des DBIB (Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund) zurücktreten sollte, berichtete Seehaus-Arnold, dazu sei sie nicht bereit gewesen.

Mehr demokratische Strukturen wünschen sich die Imker. Warum müssten die Ortsvereine Abgaben an den DIB (Deutscher Imkerbund) zahlen, obwohl nicht sie, sondern nur die Landesverbände dort Mitglied sind und es keinerlei Mitspracherecht gibt?, war eine Frage. Gefordert wurde außerdem, dass die Kreisverbände entsprechend eines festgelegten Schlüssels, vielleicht 1:100 Mitglieder, Vertreter in den Landesverband entsenden können und nicht nur die Kreisvorsitzenden. Auch die Wahl des Kreisverbands stand auf dem Prüfstand. Sollen die Vertreter den Vorstand wählen oder alle Mitglieder? Der Kreisverband sei ein eingetragener Verein und somit eigentlich unabhängig, stellte Seehaus-Arnold fest. Ihr Antrag, in der Satzung die Eigenständigkeit extra festzuhalten, wurde vertagt. Zunächst sollen die genaue Formulierung und die eventuellen Folgen dieser Satzungsänderung dargelegt werden. Immerhin gibt es ein Angebot des Thüringischen Landesverbands, der den Kreisverband Rhön-Grabfeld gern aufnehmen würde.

Den Kassenbericht erstattete Johannes Diller, ihm wurde einstimmig Entlastung erteilt. Trotzdem diskutierten die Vereinsvorstände über die Unterstützung von Landwirten mit rund 1000 Euro im Jahr 2018 für Blühflächen-Samen. Die besondere Mischung, kreiert in Veitshöchheim, ist ein Ersatz für den Mais für die Biogasanlagen (wir berichteten). Inzwischen ist die Finanzierung durch den Bayerischen Naturschutzfond und weitere Beteiligten anders geregelt. Von 23 Hektar im Jahr 2017 auf 104 Hektar im Jahr 2019 sind die Flächen im Landkreis angewachsen. Kritisiert wurde seitens der Vorsitzenden der Einsatz des Häutungshemmers "Mimic" gegen den Schwammspinner und das "Verramschen" von deutschem Honig durch Discounter. Der Sperrbezirk "Amerikanische Faulbrut" wurde aufgehoben, gewarnt wird vor dem Problem "Kirschessigfliege".

"Bienen halten ja, Maul halten nein", war das Schlusswort von Seehaus-Arnold. "Die Bienen halten sich Imker als Fürsprecher in der Politik."

 
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