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WECHTERSWINKEL
Im Kloster lebten einst Benediktinerinnen, nicht Zisterzienserinnen
Intensive Forschung: Laut Historiker Heinrich Wagner lebten die Nonnen im einst mächtigen Kloster Wechterswinkel nach den Regeln des heiligen Benedikt.
Foto: Stefan Kritzer | Intensive Forschung: Laut Historiker Heinrich Wagner lebten die Nonnen im einst mächtigen Kloster Wechterswinkel nach den Regeln des heiligen Benedikt.
Kritzer Stefan
 |  aktualisiert: 19.05.2015 17:16 Uhr

Thomas Habermann bezeichnete das Kloster Wechterswinkel in seiner Begrüßung schlicht als „Frauenkloster“. Damit begab er sich erst gar nicht aufs Glatteis bei der Frage, ob es sich bei dem Kloster um ein Zisterzienser- oder Benediktinerkloster gehandelt hat. Darüber war erst vor wenigen Wochen nach einem Vortrag von Professor Helmut Flachenecker in Wechterswinkel ein – für Wissenschaftler und Heimatforscher – heftiger Disput entbrannt. Ein Disput, der seit vielen Jahren die Forschung in Atem hält. Für Buchautor Heinrich Wagner jedoch zu Unrecht, da die Faktenlage zumindest für ihn klar erscheint: Wechterswinkel war kein Zisterzienserinnenkloster, wie seit Jahrhunderten angenommen. Es war immer ein Benediktinerinnenkloster.

Schon mehrfach hatte Wagner deutlich darauf hingewiesen, was er von der Behauptung hält, das Kloster Wechterswinkel sei ein Zisterzienserinnenkloster gewesen. Diese „nicht auszurottende Falschinformation“ lastet Wagner in seinem neuen Buch „Urkunden und Regesten des Frauenklosters Wechterswinkel“ einem Zisterziensermönch namens Joseph Bauer aus dem 17. Jahrhundert an, der das zu diesem Zeitpunkt bereits aufgehobene Kloster diesem Orden zuschreibt. „Und da Abschreiben bekanntlich weniger Arbeit macht, als selbst zu forschen, drangen diese definitiv falschen Nachrichten in fast die gesamte, auch neuere Literatur ein“, so Wagner in seinem neuen Buch.

Für den Historiker ist diese Zuordnung schlichtweg falsch. „Für Bauers immer wieder unkritisch ab- und nachgeschriebene, völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen gibt es nicht den Hauch eines Beweises“, schreibt er im einleitenden Kapitel zur Ordenszugehörigkeit. Vielmehr ordnet er das Frauenkloster den Benediktinerinnen zu: „Es kommt hinzu, dass das im Original erhaltene früheste, von Lucius II. erteilte päpstliche Privileg von 1144 den Insassinnen des Klosters Wechterswinkel ausdrücklich vorschrieb, für immer nach den Regeln des heiligen Benedikt zu leben.“

Nicht infrage stellt der Historiker jedoch, dass im Laufe der Zeit die Wirtschaftsformen des einst mächtigen Klosters sehr eng an die der Zisterzienser angelehnt waren. „Des Rätsels Lösung dürfte darin bestehen, dass die Wechterswinkler Nonnen zeitweise freiwillig nach den – im Vergleich zu den benediktinischen – strengeren consuetudines von Cîteaux lebten.“ Das Kloster jedoch deshalb den Zisterziensern zuzuordnen, ist nach Wagners Quellenlage nicht korrekt. „Wechterswinkel erscheint auch nicht (wie etwa Bildhausen ...) in den Statuten des alljährlich in Cîteaux tagenden Generalkapitels der Zisterzienseräbte. ... In Sachen der geistlichen wie der weltlichen Gerichtsbarkeit unterstand Wechterswinkel nie dem Zisterzienserorden beziehungsweise dem Abt irgendeiner Zisterze als Weiserabt, sondern immer den Bischöfen von Würzburg.“ Ob Heinrich Wagner mit der Vorlage des neuen Buches für ein Ende des Streits über die Ordenszugehörigkeit des einstigen Frauenklosters Wechterswinkel gesorgt hat, bleibt abzuwarten. Ein für weitere Forschungen maßgebliches Werk hat er aber vorgelegt.

 
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