
(rar) Um eine Attraktion reicher kann sich die Stadt Ostheim präsentieren. So wurden vergangene Woche die Felsenkeller unter dem Kirchberg vorgestellt, die künftig zum festen Programm bei Kirchburgbesichtigungen und Erlebnisführungen zählen sollen. Um die über 300 Jahre alten historischen Gemäuer rankt sich zudem auch eine Legende.
Die ersten Aufzeichnungen über den Bau unterirdischer Gewölbe unter dem Kirchberg finden sich im Stadtbuch rund um das Jahr 1685, wie Pfarrer Christian Schümann recherchierte, der wie seine Frau Barbara auch als Führer für die Stadt Ostheim aktiv ist. Gemeinsam haben sie die Geschichte der Keller erforscht.
Von mehreren Ostheimer Bürgern des 17. Jahrhunderts ist überliefert, dass sie begannen, Keller unter dem Kirchberg anfertigen zu lassen. Die genaue Nutzung zu dieser Zeit ist unklar, doch liege die Vermutung nahe, dass die Gewölbe zu Lagerungszwecken eingesetzt wurden. Aufgrund der regelmäßigen Überschwemmungen der Streu hatten die Häuser an der Marktstraße keine eigenen Keller, somit waren die Stollen unter dem Berg, in denen ganzjährlich Temperaturen von fünf bis acht Grad herrschen, bestens als Lagerräume geeignet, so Schümann.
Bestätigung fand er darin bei Axel Kochinki, dessen Familie beziehungsweise der Brauerei Streck noch heute – und damit als einzigem Privateigentümer neben der Stadt Ostheim – einer der Keller gehört. Gerade für die Bierbrauer war die Örtlichkeit interessant, weil dort „optimale Temperaturen zur Malzkeimung“ herrschen, so Kochinki. Zudem konnte man mittels Natureis, das aus dem brauereieigenen Eisteich gewonnen wurde, die Lagerräume auf etwa null Grad kühlen. Etwa um 1873 hat die Brauerei Streck den rund 102 Meter langen Felsenkeller von einem Georg Michael Hack übernommen, dessen Namenszug noch heute über einem Treppenabgang prangt, und ihn bis zum Umzug der Brauerei fleißig genutzt. Der Keller, der während des Zweiten Weltkriegs den Ostheimern als Luftschutzbunker diente, wurde laut Aufzeichnungen bereits um 1703 vom Kannengießer und damaligen Bürgermeister Andreas Heym aus- und fertiggebaut.
Eine lange Geschichte also, der nun durch die Nutzung für den Fremdenverkehr Rechnung getragen wird. Daher bedankten sich der Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins, Peter Schmidt, und die Leiterin des Tourismus-Büros, Juliane Seibert, bei den Besitzern der Keller, der Brauerei Streck und der Stadt Ostheim, die die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellen.
Susanne Zuber-Maisch, die für Erlebnis- und historische Führungen verantwortlich ist, erklärte das Programm bei ihrer Führung „Sagenhaftes am Abend“, das vor allem auf Kinder und Jugendliche abzielt, aber auch die Eltern in den Bann zieht. Mit Fackeln ausgestattet, geht es dabei in die Keller, wo Zuber-Maisch in geheimnisvoller Atmosphäre Sagen und Geschichten rund um die Kirchenburg, Ostheim und die Rhön erzählt. Höhepunkt der Tour ist, wenn die Kinder in den Gewölben nach dem sagenumwobenen Geheimgang suchen dürfen, der der Legende nach direkt zur Lichtenburg führt.
Wer sich selbst auf die Suche machen möchte, hat dazu am 11. September, dem Tag des offenen Denkmals, Gelegenheit. Dann nämlich sollen die Keller erstmals für Besucher geöffnet werden.