Viele Orte haben keine Gasthäuser mehr, Sulzfeld hat gleich drei davon, dazu noch einen Partyservice und ein Waldcafé. In der Corona-Krise hangeln sich die Gasthäuser mit Essen zum Mitnehmen durch und hoffen auf die versprochene finanzielle Unterstützung. Wir fragten die Betreiber, wie es ihnen mit den Corona-Einschränkungen geht.
Der Landgasthof "Zum Hirschen" wird betrieben von Peer Wolff, der aus familiären Gründen für einige Zeit geschlossen hatte und seit Anfang Februar wieder Bestellungen annimmt. Er hat sich beim ersten Lockdown richtig engagiert, ab April 2020 ohne Ruhetag gearbeitet, 5000 Flyer verteilt und das Bestellkonzept ausgebaut. "Wir haben im Umkreis ausgeliefert, sogar bis nach Wülfershausen und Ballingshausen. Das wurde gut angenommen", berichtet er.
Wer rührig ist, wird bestraft
Mit dem normalen Geschäft war das trotzdem nicht zu vergleichen. Er beantragte die Novemberhilfe und bekam eine Abschlagssumme, musste aber später über die Hälfte zurückzahlen, weil er zu viel verdient hat. "Hätte ich nichts gemacht, hätte ich das Geld behalten können. Wer rührig ist, wird bestraft", sagt er. Seine Verpächter sind ihm entgegengekommen, sonst hätte er noch größere Geldsorgen. Die Fixkosten laufen weiter und seine acht Zimmer, für die er drei Sterne bekam, stehen leer. "Viel länger kann man nicht zulassen", appelliert er an die Politiker. Er hofft auf gutes Wetter im Frühjahr und dass er zumindest den Biergarten dann wieder öffnen darf.
Es steht auf der Kippe
Im "Haus des Gastes" sitzt Pächter Nikolaus Derleth vor seiner Zeitung und wartet auf Bestellungen. Das Mitnahme-Geschäft läuft sporadisch, mal mehr, mal weniger. Auf die Frage, wie es ihm geht, sagte er nur kurz und knapp: "Besch.... Wenn wir im März nicht öffnen dürfen, steht das Weiterbestehen auf der Kippe." Die Kosten für Heizung, Kühlung, Strom, Steuer, Krankenkasse und Versicherungen laufen weiter. "Wenn mir die Gemeinde nicht mit der Pacht entgegengekommen wäre, wäre ich schon erledigt."
Einen Abschlag als Novemberhilfe hat er bekommen, das reicht aber nicht aus. Dabei hat er ein gutes Hygienekonzept, berichtet er, und würde nur jeden zweiten Tisch besetzen. Er ist davon überzeugt, dass die Restaurants Ostern wieder öffnen dürfen, wenn auch unter Auflagen. Aber das bringt wieder neue Probleme: "Die Leute kommen dann in Strömen – das wird uns alle überrollen. Dann ist Corona schnell zurück".
Pfiffige Ideen
Auch im Landgasthof "Bärental" mit den Eigentümern Tobias und Anna-Lena Rieß treffen ab und zu die Bestellungen ein. Sie haben sich mit dem "Schlemmerkühlschrank", der auf der Terrasse steht, etwas Besonderes einfallen lassen. Fertig gekochte Speisen zum Mitnehmen, verpackt in Vakuumbeutel, kann man dort kontaktlos kaufen. Zum Valentinstag hatten sie sich ein Drei-Gänge-Menü ausgedacht in einer Box zum Abholen, mit dabei war ein Blumenstrauß.
"Im ersten Lockdown ging das Geschäft noch besser, jetzt ist es viel ruhiger", berichten die beiden. Ihr Steuerberater habe schnell geschaltet, deshalb haben sie bereits einen Abschlag und Zahlungen von der Regierung erhalten, allerdings weniger als andere, da sie als Hausbesitzer keine Miete zahlen. "Ohne die Hilfen ginge es uns richtig schlecht", stellt Tobias Rieß fest. Sie hoffen auf das Ostergeschäft, wissen aber nicht, welche Auflagen es bei einer Öffnung gibt.
Dankbar für Unterstützung
"Die Gastronomie ist das letzte, das aufgemacht, und das erste, das geschlossen wird", ist ihre Erfahrung. Ihr bester Monat war der August 2020, weil die Leute nicht in den Urlaub fahren konnten und ihre Speisen gut angenommen wurde. "Im Lockdown haben sich die Leute mehr auf regionale Produkte besonnen", sagt Anna-Lena Rieß.
Alle Gastronomen loben das Engagement der Gemeinde, des Bürgermeisters Jürgen Heusinger und der Grabfeld-Allianz, die durch Flyer die Geschäfte unterstützt haben. Die Corona-Nachrichten werden gespannt verfolgt und alle hoffen, dass sich der Abwärtstrend der Neuerkrankungen fortsetzt.