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BISCHOFSHEIM
Ikonen zum Patrozinium
Festgottesdienst: Die russisch-orthodoxe Kirchengemeinde erinnert sich an Gertrud Hölldobler und die beiden Kirchenpatrone. Der Prager Erzbischof Michael Dandar feiert mit beim Fest in Bischofsheim.
Dem Tod von Gertrud Hölldobler, der im vergangenen Jahr verstorbenen Gattin des Bischofsheimer orthodoxen Pfarrers Fjodor Hölldobler, wird in einer Ikone gedacht.FOTO: Marion Eckert
| Dem Tod von Gertrud Hölldobler, der im vergangenen Jahr verstorbenen Gattin des Bischofsheimer orthodoxen Pfarrers Fjodor Hölldobler, wird in einer Ikone gedacht.FOTO: Marion Eckert
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:13 Uhr

Mit dem Prager Erzbischof Michael Dandar konnte anlässlich des Patroziniums der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde ein hoher orthodoxer Geistlicher in Bischofsheim empfangen werden. Mit der Vesper und anschließenden Eucharistie wurde nicht nur das Patrozinium gefeiert, sondern auch an den Tod von Pfarrer Fjodor Hölldoblers Ehefrau Gertrud Hölldobler vor einem Jahr gedacht.

Außerdem wurden zwei neue Ikonen vorgestellt. Die eine zeigt die Aufbahrung von Gertrud Hölldobler, die Pfarrer Hölldobler liebevoll „Matuschka Nadezda“ nennt. Sie stand ihrem Mann bei seinen vielfältigen Aufgaben in der Gemeinde zur Seite und galt vielen Gläubigen als die Seele der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde von Bischofsheim. Das Bild ihrer Aufbahrung soll an sie erinnern und zugleich zeigen, wie friedvoll sie im Leben und im Tod auf die Menschen wirkte.

Ikone für die Patrone der Gemeinde

Die zweite Ikone zeigt die beiden Patrone der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde Bischofsheim, den Heiligen Prokopius von Ustjug, den Patron der Prokopius-Kirche und den Heiligen Nektarios von Ägina, den Gemeindepatron. Der griechische Maler und Ikonenschreiber Vaios Tsoulkanakis aus Thessaloniki hat die beiden Heiligen einvernehmlich unter eine Palme Platz nehmen lassen. „Das ist natürlich eine freie Interpretation“, betonte Pfarrer Hölldobler.

Der Heilige Prokopius wurde im 13. Jahrhundert in Lübeck geboren. Er war der Sohn eines reichen Patriziers, des Bürgermeisters. Als Kaufmann reiste er im Auftrag seines Vaters nach Russland, dort lernte er den orthodoxen Glauben kennen und nahm ihn an. Er verteilte sein Vermögen, trat in ein Kloster ein und lebte als Asket, der die Almosen, welche er von Mitleidigen empfing, unter den Armen verteilte.

Der Heilige Nektarios lebte von 1846 bis 1920. Nach seiner Pensionierung zog er sich in ein Kloster auf der Insel Ägina zurück. Hier verfasste er zahlreiche Bücher. Heilig gesprochen wurde er 1961.

„Es gibt keinen zeitlichen Abstand in der Heiligenverehrung“, sagte Pfarrer Hölldobler. „Die Heiligen sind unsere Fürsprecher. Es ist schön, das wir unsere beiden Patrone nun vereint in einer Ikone haben.“ Auch wenn die Darstellung frei gewählt wurde, die Heiligen selbst seien, wie in der Ikonenmalerei üblich, in ihrer überlieferten Weise dargestellt.

Erzbischof Michael Dandar ist der Bischofsheimer Kirchengemeinde seit über 30 Jahren freundschaftlich verbunden. „Wir haben uns in Prag kennen gelernt und sind seither Freunde“, freute sich Pfarrer Hölldobler über den Gast. Außerdem nahmen an diesem wichtigen Gemeindefest Erzpriester Roman, ebenfalls aus Prag, Priester Alexej Lemmer aus Bad Kissingen und die beiden Kapläne der Bischofsheimer Gemeinde Priester Alexander Schäfer und Erzpriester Joann Shtetz teil.

Anlässlich des Patroziniums wurde die Entwicklung der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde in Bischofsheim durch den Erzbischof gewürdigt. Gegründet wurde die orthodoxe Kirchengemeinde des Heiligen Nektarios am 9. November 1981, als Pfarrei besteht sie seit dem 2. Juni 1984. „Das erste Ziel der Pfarrei ist die Anbetung des dreifaltigen Gottes und die Verehrung seiner Engel und Heiligen nach der Tradition der Östlichen Kirche“, fasste Pfarrer Hölldobler zusammen.

Außerdem sei es die Aufgabe orthodoxen Christen eine Heimat zu geben. Dabei steht das Wort „russisch“-orthodox für die jurisdiktionelle Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat und die vorwiegende gottesdienstliche Sprache. Die Gemeinde sei aber polynational und biete auch eine Heimat für die orthodoxen Christen, die in ihren Herkunftsländern der griechisch-orthodoxen, serbisch-orthodoxen, bulgarisch-orthodoxen und rumänisch-orthodoxen Kirche, oder anderen selbstständigen Kirchen der weltweiten Orthodoxie angehören. Eine zentralgelenkte Kirchenorganisation mit einem universalen Machtanspruch kenne die Orthodoxie nicht.

Interessierte sind willkommen

„Immer mehr Menschen fühlen sich von einer Kirche angezogen, die eine ungebrochene Tradition zur frühen Christenheit hin aufweisen kann, die aber trotz ihrer archaischen und patriarchalischen Struktur nie starr und dogmatisch eingeengt, sondern immer erstaunlich demokratisch und flexibel in Erscheinung trat“, sagte Hölldobler. Aktive missionarische Anwerbung von Gemeindemitgliedern werde nicht betrieben, jedoch könne jeder Interessierte die Gottesdienste besuchen und sich der Gemeinde anschließen.

Den katholischen und evangelischen Gläubigen stehe sie als ökumenische Begegnungs- und Informationsstätte zur Verfügung. Dies ist das dritte Ziel: durch Gespräche Vorurteile gegenüber der östlichen Christenheit, überhaupt den Menschen aus dem Osten abzubauen und in einer zerstrittenen Welt die Frohe Botschaft von Jesus Christus in der orthodoxen Lesart transparent werden zu lassen.

Die Kirche kann von jedermann besucht werden, auch die Gottesdienste seien allgemein zugänglich. Die Teilnahme an der Heiligen Kommunion setze jedoch die Zugehörigkeit zur Orthodoxen Kirche voraus.

Michael Dandar, orthodoxer Erzbischof aus Prag, war anlässlich des Patroziniums in der russisch-orthodoxen Kirche in Bischofsheim zu Gast.
Foto: Marion Eckert | Michael Dandar, orthodoxer Erzbischof aus Prag, war anlässlich des Patroziniums in der russisch-orthodoxen Kirche in Bischofsheim zu Gast.
 
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