Nach einem zweifachen Eigentümerwechsel von Weißenberger auf Maintools Formen- und Werkzeugbau existiert beim jetzigen Unternehmen AIO Formen- und Werkzeugbau keine kollektive Tarifbindung. Die Gewerkschaft IG Metall will sie durchdrücken; der Arbeitgeber lehnt dies jedoch ab.
Wie die IG Metall am Donnerstagnachmittag mitteilte, fassten die Anwesenden einer sehr gut besuchten Mitgliederversammlung nun einstimmig folgenden Beschluss: Der Arbeitgeber soll zeitnah zu Verhandlungen über einen Werktarifvertrag aufgefordert werden.
Dieser Schritt läutet aus Sicht der Gewerkschaft eine betriebliche Tarifauseinandersetzung ein, die nicht sein müsste. Mit dem Vorgängerunternehmen Maintools Formen- und Werkzeugbau, mit gleichem Eigentümer, bestand ein Tarifvertrag, der alle grundlegenden Arbeitsbedingungen der Beschäftigten regelte.
Die IG Metall bot laut Mitteilung an, diesen Vertrag auf AIO unverändert umzuschreiben. Das habe der Eigentümer „ohne nachvollziehbaren Grund“ nicht umgesetzt. Im Gegenteil. In den vergangenen Wochen führte man Gespräche mit den Mitarbeitern über unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit.
Gewerkschaftssekretär Jens Öser glaubt, dass der Arbeitgeber „auf die Ebene der Einzelarbeitsverträge kommen will. So könnte er mehr Einfluss auf die Beschäftigten nehmen.“ Mit einem gemeinsamen Tarifvertrag für die knapp 90 Mitarbeiter wäre das unmöglich. Ebenso Gespräche über individuelle Arbeitszeit.
Der Gewerkschaft erscheint das Vorgehen des Eigentümers umso verwunderlicher, nachdem dieser Präsident der IHK Würzburg ist. „Für den Repräsentanten der Arbeitgeber sollte die Tarifbindung eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.“ Zumal in Zeiten von Fachkräftemangel geregelte Arbeitsbedingungen ein entscheidendes Argument für attraktive Arbeitgeber seien.
Wie gut oder schlecht es AIO wirtschaftlich geht, kann Öser nicht sagen: „Es wurden keine Zahlen offengelegt.“ Auch das Angebot, auf Kosten der IG Metall einen externen Wirtschaftsprüfer ins Unternehmen zu holen, habe man ausgeschlagen.
Und wenn es zwischen beiden Seiten nicht vorangeht? Jens Öser bezeichnet die Belegschaft als entschlossen: „Wir sind kompromissfähig, wenn notwendig aber auch uneingeschränkt konfliktbereit.“