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STOCKHEIM
„Ich will keinen Seniorenteller!“: Kabarett übers Älterwerden für Junggebliebene
Wo sind denn bloß . . . Von Hüftleiden und der langwierigen Suche nach der richtigen Brille und dem Hörgerät erzählte Monika Blankenberg als „Oma Anna“, eine rüstige Alte, die zwar nicht mehr alleine baden kann, aber keinesfalls auf den Mund gefallen ist.
Foto: Hannah Schneider | Wo sind denn bloß . . . Von Hüftleiden und der langwierigen Suche nach der richtigen Brille und dem Hörgerät erzählte Monika Blankenberg als „Oma Anna“, eine rüstige Alte, die zwar nicht mehr alleine ...
Von unserer Mitarbeiterin Hannah Schneider
 |  aktualisiert: 30.09.2016 17:28 Uhr

Eine Menge Besucher kamen am vergangenen Samstagabend in den Gemeindesaal, um zusammen etwas zu tun, was jeder tagtäglich tut: Altern. Im Alltag eine eher unliebsame Begleiterscheinung des Lebens, wurde das Altern zusammen mit Kabarettistin Monika Blankenberg ein abwechslungsreiches und überaus lustiges Unterfangen.

Monika Blankenberg nahm die Zuschauer mit auf eine Reise durch die verschiedenen Jahrzehnte des Lebens: In zwei Stunden behandelte sie das Altern von seinen noch sympathischen Anfängen in den Teenie-Jahren bis hinauf in die hohen 50er. Das Programm „Altern ist nichts für Feiglinge“ richtete sich an die Generation der geburtenstarken Jahrgänge, zu denen auch die Kabarettistin selbst gehört. Ihren „Mitleidenden“ erzählte die rheinländische Frohnatur Anekdoten vom Älterwerden und stellte schließlich klar: „Ich will keinen Seniorenteller!“

Torte als Fackelzug

Vom langersehnten 18. Geburtstag an werden die Jahre kürzer, die Zeit rast vorbei – und plötzlich sehen Geburtstagstorten aus wie „Fackelzüge“. Doch die Optimistin weiß sich zu helfen: Jedes Jahr kommt nur eine Kerze auf den Kuchen, für das dazugekommene Jahr. Und außerdem: „Pessimisten altern, Optimisten leben!“ Die Leute in den 20ern sieht Blankenberg als unbedarfte junge Menschen, die sich nur fragen, wo denn bloß die alten Menschen herkommen und ansonsten kaum über ihr Leben nachdenken. Der 30. Geburtstag kommt dann wie ein Schockmoment über Nacht, und da es die „Ganzkörper-Tupperdose“ zum Frischhalten von menschlichen Körpern noch nicht gibt, macht man in diesem Jahrzehnt die erste Bekanntschaft mit der Schönheitsindustrie.

Neben diesem Wirtschaftszweig bekam aber auch der Ratgebermarkt sein Fett weg. Angefangen mit Erziehungsberatern für orientierungslose Dreißigjährige über Lebensratgeber für die „Vierziger“ bis hin zu Selbstfindungsbüchern für 50-Jährige – die Kölnerin kennt sich hier bestens aus. Fitnesswahn, Yoga-Figuren, bei denen man sich selbst verknotet und immer teurere „Wunderheilungsprodukte“ gegen Falten und alte Haut – nichts ist ihr fremd und wurde auch in Liedern verarbeitet, bei denen das Publikum mitsingen durfte.

Neben dem Alter mit seinen spezifischen Problemen und Problemchen rechnete sie aber auch wortgewandt mit der Politik ab. Geplünderte Rentenkassen, von anderen Parteien abgeschriebene CDU-Parteiprogramme, geschönte Arbeitslosen-Statistiken, alles wurde von ihr unter die Lupe genommen, immer im Hinblick auf die alternde Gesellschaft. Das Publikum hatte dabei gut lachen.

Aber auch die Männer waren ein Thema an diesem Abend. Ab 50 können nach Monika Blankenberg drei verschiedene Typen unterschieden werden: Die Männer, die ihr Altern leugnen und sich zur Kompensation einen Porsche und eine junge Frau leisten, die Männer, die plötzlich unglaublich sportlich werden und dabei Extremsportarten bevorzugen, obwohl sie früher nicht einmal auf einen Stuhl steigen konnten, und die Männer, die die Erkenntnis vom Altern wie ein Blitz trifft und sie so sehr mitnimmt, dass sie sich nicht mehr vom Sofa wegbewegen. Jeder der drei Typen Mann wurde natürlich genauestens analysiert und seine Vor- und Nachteile für die Frau über 50 aufgeführt.

Oma Anna packt aus

Zum Abschluss schlüpfte Monika Blankenberg noch in ihre Paraderolle – als 87-jährige Oma Anna erzählte sie von ihrem Hüftleiden, ihrer Sehschwäche und ihrer ICE-Fahrt nach Frankfurt. Für ihre Demo wollte sie dann auch das Publikum anwerben, um gemeinsam in ihrer Straße auf und ab zu gehen und für ein künstliches Hüftgelenk zu demonstrieren. Nachdem Oma Anna wieder zu Monika Blankenberg verjüngt worden war, belohnte sie tosender Applaus für ihre kabarettistische Glanzleistung. Nach einer kurzen Zugabe konnten die Gäste Postkarten mit Lebensweisheiten der Kabarettistin erstehen. Kostprobe gefällig? „Lachfalten sind wie Freunde, man kann nie genug davon haben.“ An diesem Abend sind bei vielen Zuschauern sicherlich einige dazugekommen.

Ab Mitte des Jahres ist Monika Blankenberg auch mit einem neuen Programm zu erleben. Zusammen mit Rena Schwarz tritt sie mit „Zwei Frauen – vier Ellbogen“ auf.

 
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