Eleonore Landgraf ist überglücklich. Endlich kann sie wieder mit Freunden und Verwandten telefonieren. Zwei Wochen lang war der Anschluss der 92-Jährigen gestört – die alte Dame, die in Filke lebt, konnte weder Anrufe empfangen noch sich selbst bei Bekannten melden. Am vergangenen Mittwoch hat die Telekom die Leitung repariert. Bis dahin waren allerdings einige Nachfragen und Beschwerden bei Europas größtem Telekommunikationsunternehmen nötig. Am Ende brachte das Landratsamt die Sache in Schwung, sagt Elmar Hofmann.
Mit dem Problem nicht allein
Hofmann lebt selbst in Filke. In dem Dorf mit 170 Einwohnern schaut man nacheinander, kümmert sich um die Belange von Nachbarn und um die älteren Menschen im Ort. Dass mit einigen Telefonanschlüssen im Dorf etwas nicht stimmt, erfuhr Elmar Hofmann von seinen Eltern, die selbst betroffen waren. Marga und Erhard Hofmann hatten sich seit Dezember 2017 immer wieder einmal über Störungen geärgert, in der vierten Kalenderwoche 2018 war dann plötzlich die Leitung tot. Mit diesem Problem waren sie nicht allein. Betroffen waren mehrere analoge Telefonanschlüsse im Ort, also Anschlüsse ohne Internet, die von den älteren Bürgern genutzt werden.
Schlimme Zeit ohne Telefon
So auch von Eleonore Landgraf. Vom 24. Januar bis 7. Februar war sie telefonisch von der Außenwelt abgeschnitten. „Ich habe mein Telefon schon sehr vermisst“, sagt sie auf Nachfrage dieser Redaktion. „Das ist doch mein einziger Kontakt nach draußen, ich bin ja allein.“ Als das Telefon endlich wieder bei ihr läutete, war die alte Dame froh. „Jetzt kann ich wieder meine Dinge regeln, was mir ohne Telefon nicht möglich ist.“ Große Sorge bereitete ihr in der Zeit der Störung, was passiert, wenn sie dringend auf ihr Telefon angewiesen wäre – etwa um einen Notarzt zu verständigen. Aber auch die Gespräche mit Freunden und Verwandten hat sie schmerzlich vermisst. „Dass mich die Telekom so im Stich lässt, ist schlimm“, klagt die 92-Jährige.
Kein Festnetz, kein Handyempfang
Sie ist dankbar, dass sich Elmar Hofmann nicht nur um den Anschluss seiner Eltern, sondern auch um den ihren und den weiterer alter Menschen im Ort gekümmert und bei der Telekom unerbittlich nachgehakt hat. Dabei kam ein weiteres Problem ans Licht, das insgesamt ein schlechtes Licht auf die Telekommunikationsmöglichkeiten im ländlichen Raum wirft. Unter anderem erhielten Erhard und Marga Hofmann als Antwort auf die erste Beschwerde ein Schreiben, in dem es am Ende heißt: „PS: Die Störung ist noch nicht behoben? Dann rufen Sie uns bitte unter der kostenfreien Rufnummer (.
..) an.“ Elmar Hofmann kann da nur den Kopf schütteln. „Das soll mir mal einer vormachen: Der analoge Anschluss geht nicht, und in Filke gibt es auch so gut wie keinen Handyempfang. Wie soll man da Kontakt aufnehmen?“ Erst recht, wenn man als alter Mensch alleine lebt und gar kein Handy hat.
Kritische Fälle
Soweit ihm bekannt ist, waren sechs bis sieben Anschlüsse in Filke zwei Wochen lang vom Netz. Drei Fälle waren für Elmar Hofmann besonders kritisch: Dorfbewohner im Alter von 70 bis 95, die allein leben und ohne Telefon keine Hilfe holen können. Eine Frau über 80 hatte zwar vorgesorgt und für Notfälle einen Notrufsender am Arm – nur leider funktioniert der nicht, wenn das Telefon nicht geht. „Und auch wenn wir hier nacheinander schauen, wenn wirklich etwas passiert, kann das schon mal einen Tag dauern, bis die Notlage bemerkt wird.“
Gesprächsthema bei den Senioren
Beim letzten Seniorennachmittag in Filke war die Telefonmisere das Gesprächsthema schlechthin. Und die älteren Leute waren verzweifelt, weil sie nicht wussten, wie sie überhaupt Kontakt zur Telekom aufnehmen sollen.
Bei Erhard und Marga Hofmann war zwischenzeitlich ein Techniker von einem Fremdunternehmen vorbeigekommen, gefolgt von einem Techniker der Telekom, und auch an einer Leitung wurde laut Information des Unternehmens an die Familie etwas umgestellt. Doch der Anschluss blieb gestört.
Tagelang tat sich nichts
Elmar Hofmann blieb am Ball. Am 27. Januar schrieb er eine geharnischte Mail an die Telekom, schilderte das Problem und bat darum, die Störung zu beheben. Am 30. Januar meldete sich ein Mitarbeiter der Beschwerdestelle des Unternehmens und versprach, sich um den Fall zu kümmern. Wieder tat sich tagelang nichts. Das machte Elmar Hofmann wütend: „Da muss man sich wirklich die Frage stellen, ob die Telekom überhaupt ein Interesse daran hat, das Problem zu beheben“, schimpft er. „Mit den alten Leuten kann man's ja machen.“ Welch Ironie, dass den Kunden in dieser Zeit die Telefonrechnung in voller Höhe für den Anschluss ins Haus flatterte.
Sicherheitsbedenken
Hofmann, seit fast 40 Jahren im Polizeidienst, hatte mit zunehmender Dauer des Telefonnotstands immer größere Sicherheitsbedenken für die alten und allein lebenden Menschen, auch wenn er sich in der Telefonangelegenheit als Privatmann engagiert hat. Nachdem sich bis Anfang Februar nichts mehr getan hatte, wandte er sich an das Landratsamt Bad Neustadt. Frank Reichert, zuständig für den Breitbandausbau im Landkreis, nahm am vergangenen Montag Kontakt zur Telekom auf, und die Sache kam ins Rollen.
Wasserschaden
Wie die Pressestelle der Telekom auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilt, wurde „durch eindringendes Wasser eines unserer Hauptkabel beschädigt, so dass Telefon, Internet und TV gestört waren“. Insgesamt, so die Telekom, waren über 20 Kundenanschlüsse in Neustädtles und Filke im Vorwahlbereich 09779 betroffen. Laut Frank Reichert wurde oberirdisch eine Notleitung gelegt, um die Kunden wieder ans Netz zu bringen. Autofahrer haben es dieser Tage schon registriert: Die Leitung wurde zwischen Nordheim und Neustädtles im Straßengraben verlegt.
800 Meter Kabel auswechseln
Auf Nachfrage, warum die Behebung der Störung so lange gedauert hat, teilt die Telekom mit: „Zusammen mit Tiefbau, Kommune und Landratsamt musste zunächst die Trasse abgestimmt werden, die erforderlich ist, um den Kabelfehler zu beheben. Circa 800 Meter Kabel müssen ausgewechselt werden. Damit die betroffenen Kunden schnell wieder ans Netz gehen konnten, wurde eine provisorische Lösung gebaut. Provisorisch wurde ein Hauptkabel ausgelegt sowie die notwendigen Spleiß- und Umschaltearbeiten durchgeführt.“ Laut Telekom haben diese Arbeiten „einiges an Zeit in Anspruch genommen und wurden durch schlechte Witterungsverhältnisse zusätzlich erschwert“.
Wieder am Netz
Am Mittwochmittag klingelten die Telefone wieder, „alle Kunden sind wieder am Netz“, heißt es vonseiten der Telekom. „Ich bin so froh darüber“, seufzt Eleonore Landgraf erleichtert. Wie Elmar Hofmann bei einem Rundgang durchs Dorf am Mittwochabend erfahren hat, haben Kundenberater der Telekom die betroffenen Anschlussinhaber in Filke angerufen und auch zugesichert, dass es eine finanzielle Entschädigung für sie geben wird. Hofmann ist froh, dass die Misere ein Ende hat.
Und bedankt sich bei Frank Reichert für die Unterstützung, ohne die die Telekom seiner Meinung nach nicht so schnell reagiert hätte. „Dass die Störung dann letztlich innerhalb von drei Tagen behoben wurde, zeigt doch, dass es geht, wenn man nur will.“
Die können sich locker 10 Tage Zeit lassen ohne das irgendwer Regressforderungen machen kann.
Nur spezielle Business-Verträge garantieren eine schnelle Entstörung. Und auch hier gibt es Möglichkeiten.
Eine ganze Straße (da wohnen viele alte Leute, auch zum Teil mit - dann - nicht funktionierenden Notrufarmbändern) war zwei Wochen abgeschnitten.
Und die Telekom hat es ebenfalls alles andere als eilig gehabt.
Ich frage mich, was sie gemacht hätten, wenn da Firmen gewesen wären, deren Geschäfte vom Telefon abhängen. Ich denke mal, angesichts der dann drohenden Schadensersatzforderungen hätten sie sich garantiert sofort darum gekümmert.
Aber, wie es hier im Artikel hieß "mit den alten Leuten kann man's ja machen..."