Wer sich so richtig aufgeklärt und mündig fühlt, der meidet den Respekt vor allem, was nach Meinung der anderen Anspruch auf Achtung erhebt. Satire darf ja alles, meinte Tucholsky. Der vor kurzem verstorbene Peter Ensikat sah das anders. Menschenwürde sei die Grenze, sagte er einmal.
Wozu das alles? Ich stelle fest, dass die Distanz zwischen Achtung und Unverschämtheit im Umgang mit sonst allgemein Geachtetem immer geringer wird. Das stellten wir vor kurzem bei Personen fest, heute geht es mehr um Symbole. Dass man Flaggen unbeliebter Nationen verbrennt, mag man der Wut aufgepeitschter Gruppen zuordnen, dass sich manche am festen Glauben religiöser Gemeinschaften stören, ist auch verständlich. Warum einige aber immer wieder wütend über religiöse Symbole herfallen, wundert mich schon. Ist es Neid auf Menschen mit Glauben an eine absolute Macht, ist es Ärger über nicht verstandene Regeln und Zeichen? Oder einfach die Lust, Überlegenheit zu demonstrieren? In Leserbriefen ist es erträglich: Spinner machen sich Luft oder Lust. In ganzen Artikeln ist es unangebracht: Wenn „ein plumper Franz“ „in Frauenkleidern“ „zum Weihrauch das ganze Brimborium zelebriert“, und damit ist der Einzug des Oberhauptes der größten Glaubensgemeinschaft der Welt gemeint, dann ist die Grenze zum Flegelhaften überschritten, meine ich. Aber ich frag ja auch nur.