
Das erfolgsverwöhnte Wülfershausen kann erneut einen Deutschen Meister feiern. Diesmal zwar nicht im Schwimmen, auch nicht gerade sportlich, dafür aber in der Kaninchenzucht.
Karl Heinrich Weber, Landwirt und Kaninchenzüchter, hat mit seinen Meißner Widdern bei der 30. Bundeskaninchenschau in Erfurt den Titel „Deutscher Meister“ geholt.
Wenn Landwirt Karl-Heinrich Weber aus Wülfershausen anfängt, von seinen Kaninchen zu erzählen, dann hört man förmlich die Begeisterung für seine Tiere und seine Augen bekommen diesen besonderen Glanz, der auf ein mit Hingabe gepflegtes Hobby hindeutet. Schnell lässt man sich anstecken und betrachtet die possierlichen Tiere aus einem anderen Blickwinkel und erkennt Eigenschaften, die einem Laien beim Anblick solch eines Tieres verborgen bleiben.
Wenn der Kaninchenexperte von seiner Lieblingsrasse, den Meißner Widdern zu schwärmen anfängt, dann spürt man, dass diese Widder ohne Hörner, dafür aber mit ansehnlichen Schlappohren etwas besonderes sind. Vier Tiere aus einem Wurf waren nötig, um im Kampf um den Titel mitmischen zu können. Da die Rasse nur recht selten gezüchtet wird und von der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ als vom Aussterben bedroht auf die Rote Liste der gefährdeten Nutztierrassen gesetzt wurde, waren der Konkurrenzkampf und die Unterschiede in der Bewertung nicht ganz so groß wie bei anderen Rassen. Dafür aber umso interessanter und aufschlussreicher, wie der Züchter bestätigte. Insgesamt waren für die Bundeskaninchenschau 25 500 Tiere gemeldet, die es zu bewerten galt und unter denen einige Titel zu vergeben waren. Einer ist jetzt im Besitz von Karl Heinrich Weber aus Wülfershausen.
383,5 Punkte von 400 Möglichen holte sich Weber mit seinen vier Tieren und er ist stolz auf seine Züchtungen. „Was herauskommt kann man erst nach ein paar Wochen sagen, die Zucht ist immer wieder spannend“, erklärt Weber seine Passion für das Hobby. Weber sieht die Sache auch praktisch, wenn keine Tiere für erste Preise herauskommen, hat die Familie wenigsten etwas auf dem Tisch. Bei aller Liebe zu den Tieren sieht Weber auch das Praktische. Dennoch ist sein Bezug zu den Tieren schon berufsbedingt sehr groß und der Zeitaufwand für Pflege und Fütterung enorm. Täglich mindestens eine halbe Stunde zum Füttern und zum Nachschauen ob alles in Ordnung ist muss man schon einrechnen. Alle paar Tage müssen 43 Hasen und Kaninchen und deren Ställe gesäubert werden. Ein Hobby, das nicht zwischen Tür und Angel zu pflegen ist.
Dazu kommt, dass für die Zucht große Kenntnisse über Futter und Ernährung der Tiere vorhanden sein muss. Weber legt Wert auf natürliches Futter und verschmäht das industriell gefertigte Hasenfutter. Auch von Überzüchtungen oder unnatürlichen Ausprägungen, wie extrem langen Ohren, hält der Tierexperte nichts. „Meistens reguliert sich die Sache von Selbst, alles soll seinen natürlichen Weg gehen“, betont Werber den Verlauf seiner Zucht. Tricks gibt es schon, wie man das Fell beispielsweise zum glänzen bringt. Weber will aber nicht auf Biegen und Brechen gewinnen, sondern er kann sich auch aufrichtig mit Züchterkollegen freuen, die einen Titel abgeräumt haben.
Seit 38 Jahren betreibt der Landwirt das Hobby und er kann auf viele Erfolge zurückblicken. Mittlerweile sind auch seine Kinder mit dabei und sie haben mit ihren Tieren erste Zuchterfolge vorzuweisen. Zwei Hasen aus dem Quartett wurden bereits an andere Züchter weitergegeben und auch die zwei restlichen Erfolgstiere sind wieder in die Zucht integriert. Was herauskommt, kann man jetzt noch nicht sagen und das ist eben das spannende. Ein deutscher Meister, wie diesmal, ist aber etwas ganz besonderes.