FRAGE: Als Sie 1991 als Mehrheitseigentümer Jopp übernommen haben, ging es dem Unternehmen nicht gut. Heute ist Jopp weltweit in insgesamt acht Ländern vertreten. Wie kam es zu dieser Erfolgsgeschichte?
HUBERT P. BÜCHS: Mit drei Kollegen aus dem Betrieb, die das Unternehmen kannten, habe ich damals Jopp übernommen. Dabei konnten wir einige alte Lasten abschütteln und vor allen Dingen die Kunden halten. Wir haben solide gewirtschaftet und das Produktprogramm umgestellt. Von der Fertigung von Bauteilen nach Kundenzeichnung gingen wir zu eigenentwickelten Produkten über – besonders bei Schaltungen für Personenwagen. Neue Produkte, bei denen die Technologien Kunststoff und Elektronik eine wichtige Rolle spielten, brachten neue Aufträge. Später kauften wir andere Unternehmen dazu und bekamen dadurch weitere Kunden. Grundvoraussetzung für den Erfolg war aber unser sparsames Wirtschaften. Jopp ist inzwischen mit zwölf Produktionsstätten in acht Ländern vertreten ist. Einer der Gründe hierfür ist der Wunsch des Kunden, dass die Wertschöpfung vor Ort erwirtschaftet wird
Und das alles als Familienunternehmen, das Jopp heute ja noch immer ist. Da kann man sicher stolz darauf sein. Aber ist eine so große Holding künftig überhaupt noch als Familienunternehmen zu führen?
BÜCHS: Ja! Nur wenn wegen starken Wachstums in größerem Maßstab Kapital gebraucht wird, dann ist es nötig, Investoren auf dem Kapitalmarkt zu suchen. Das führt dann normalerweise zur Abgabe von Verantwortung. Das ist jedoch nicht unser Ziel. Wir wollen weiterhin ein Familienunternehmen bleiben.
Sie stehen auch nach ihrem 70. Geburtstag, den Sie am 5. Oktober gefeiert haben, an der Spitze der Geschäftsführung, haben aber inzwischen schon einen Teil der Verantwortung abgegeben. Worauf konzentrieren Sie sich?
BÜCHS: Ich bin geschäftsführender Gesellschafter, Sprecher der Geschäftsleitung ist inzwischen aber mein Sohn Martin Büchs. Als Hauptanteilseigner habe ich natürlich ein gewichtiges Wort mitzureden und könnte sogar Entscheidungen lenken, ich sehe mich aber mehr als Berater in der Geschäftsleitung. Als Geschäftsführer von B & P Dr. Büchs Anlagen GmbH & Co KG kümmere ich mich deutschlandweit um die Bauaktivitäten von Jopp. Bei Jopp-Bauten im Ausland bin ich ebenfalls als Berater aktiv.
Nachdem es in den vergangenen Jahren wirtschaftlich stetig bergauf ging, sieht es derzeit gerade in der Automotive-Branche nicht mehr so gut aus. Das betrifft nicht nur Jopp. Wie beurteilen Sie allgemein die Situation? Geht es bald wieder aufwärts oder sehen Sie längerfristige Probleme?
BÜCHS: In Bad Neustadt haben wir bei Jopp erhebliche Rückgänge zu verzeichnen, weltweit in der Gruppe dagegen eher nicht. In Bad Neustadt sind einige Produkte ausgelaufen. Dazu kommt, dass einige Kunden von uns, wie etwa der Autobauer Ford, stark von der schwächelnden Konjunktur betroffen sind. Auch die Dieselthematik hat zu erheblichen Rückgängen geführt. Allgemein ist die künftige Entwicklung der Konjunktur nur schwer einzuschätzen angesichts der unberechenbaren Politik von Donald Trump oder des Brexits. Überflüssig ist die Dieseldiskussion – gerade in Deutschland, wo trotz des Dieselskandals die saubersten Diesel gebaut werden. Aber nur in Deutschland wird die Dieseldiskussion geführt.
Im Juli hat Jopp die betriebsbedingte Kündigung von 35 Mitarbeitern angekündigt – zum ersten Mal seit 1991. Von einem dramatischen Auftragsrückgang in der Fertigung in Bad Neustadt war die Rede. Sind weitere Entlassungen zu befürchten?
BÜCHS: Die Ankündigung von 35 Entlassungen war ein Zeichen, dass es nicht so weiter geht in der Fertigung von Jopp in Bad Neustadt. Weitere Entlassungen sind nicht geplant, der Arbeitsplatzabbau wird aber über die 35 hinaus gehen. Es wird weiter Personal in der Fertigung abgebaut werden. So werden befristete Arbeitsverträge nicht verlängert und auch die normale Fluktuation, etwa durch Ausscheiden in die Rente, wird nicht ersetzt. Außerdem wird es den einen oder anderen Auflösungsvertrag geben. Das betrifft aber nur den Standort Bad Neustadt.
Bad Neustadt ist Modellstadt für Elektromobilität. Sie unterstützen das als Vorsitzender des Fördervereins M-E-NES. Ist das Elektro-Auto wirklich die klimafreundliche Lösung all unserer Mobilitätsprobleme?
BÜCHS: Da kann man nicht einfach ja oder nein sagen. Klar ist, dass der E-Mobilität die Zukunft gehört. Die Frage ist nur ob das batteriebetriebene Elektromobilität sein wird, oder E-Mobilität, für die der Strom mit Wasserstoff in einer Brennstoffzelle erst im Fahrzeug erzeugt wird. Der Einsatz von Wasserstoff ist sehr sinnvoll bei Nutzfahrzeugen. Rein physikalisch wird die Brennstoffzelle aber nie den Wirkungsgrad einer Batterie erreichen. Bei privaten Pkw wird die aufladbare Batterie den Strom liefern. Allerdings ist dafür mindestens die Verdoppelung der Batteriekapazität nötig. Bei gleichem Gewicht wäre dann die zweifache Reichweit möglich. Das wird aber nicht von heute auf morgen passieren. Für die Übergangszeit bietet der Hybridantrieb die Lösung, vor allem auch deswegen, weil der Verbrennungsmotor im Hybrid mit regenerativen Treibstoffen betrieben werden kann. Damit ist eine relative CO2-Neutralität zu erreichen.
Jopp baut unter anderem Schaltungskomponenten, die bei Autos mit Elektromotor kaum benötigt werden. Könnte das ein Problem für Jopp werden oder hat das Unternehmen künftig auch Komponenten für Autos mit Elektromotor im Angebot? Oder anders gefragt, ist Jopp für die Zukunft gut gerüstet?
BÜCHS: Das ist ein Riesenproblem. Wir liefern derzeit noch viel für den konventionellen Antrieb. Deswegen forschen wir an neuen Produkten. Zum Beispiel im Bereich Thermo-Management. Auch in Elektroautos müssen manche Teile wie die Leistungselektronik oder die Batterie gekühlt werden, dafür braucht man entsprechende Komponenten. Und wir bauen ja jetzt schon Kühlungsregler. Ein anderer Bereich ist die sogenannte Aktuatorik, Hilfssysteme für den Autofahrer. Dass Autos komplett autonom fahren ist zwar technisch möglich, ob es aber kommen wird, ist zu bezweifeln. Ganz einfach deswegen, weil nicht zu klären ist, wer die juristische Verantwortung trägt, wenn es zu einem Unfall kommt. Assistenzsysteme, die dem Fahrer durch selbstständige, automatisierte Prozesse Arbeit abnehmen und das Fahren bequemer machen, werden dagegen verstärkt zum Einsatz kommen. Beide Bereiche sind mit dem Maschinenpark von Jopp gut abdeckbar. Und wir sind nicht in Zeitdruck, die E-Mobilität entwickelt sich ja gerade erst. Das Unternehmen ist also auf einem guten Weg und bereit für die Zukunft.