
Man sieht schon von Weitem, dass auf dem Feld am Ortsrand von Nordheim etwas Besonderes los sein muss: Jede Menge Autos sind dort abgestellt. Und zwischen den vielen Baumreihen sind viele fleißige Hände am Arbeiten. Das geschäftige Treiben hat seinen Grund: Die Holunderernte bei den Nordheimer Bauern läuft derzeit auf Hochtouren.
Es ist kein alltägliches Bild, denn der Holunder gilt ja nicht unbedingt als klassische Feldfrucht auf den Äckern im Rhön-Grabfeldkreis. Fünf Nordheimer Landwirte betreiben den Holunderanbau gemeinsam. Vor sechs Jahren gründeten die Berufskollegen eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts und initiierten so das Gemeinschaftsprojekt.
Einer der Bauern ist Willibald Mültner. Ursprünglich habe man auf einer Fläche von fünf Hektar mit dem Anbau des Holunders für Bionade begonnen, sagt er. Schließlich betrat man damit Neuland und musste erst einmal Erfahrungen sammeln. Mittlerweile wird auf zwölf Hektar Holunderanbau betrieben. Rund 6500 Bäumchen sind auf den Feldern, vorrangig zwischen Nordheim und Ostheim, zu finden.
Laut Mültner ist der Anbau sehr arbeitsaufwendig. Die Ernte der schwarzen Beeren kann nicht mit Maschinen durchgeführt werden, hier ist Handarbeit gefragt. Die Nordheimer Landwirte sind froh, dass alljährlich zahlreiche Helfer aus der Umgebung mitanpacken. Vor allem Schüler, Studenten, Hausfrauen und Rentner helfen mit, damit der Holunder innerhalb kürzester Zeit vom Baum geholt wird.
Bei der Stippvisite auf dem Feld waren gerade 70 Arbeitskräfte mit der Ernte beschäftigt. Ein Gewitterschauer führte dazu, dass die Arbeiten abgebrochen werden mussten. Willibald Mültner zeigt sich froh, dass man bei den Erntearbeiten auf einheimische Arbeitskräfte bauen kann. Nicht nur bei der Brotzeit, auch während der Arbeit werde da immer ein gehöriges Stück Gemeinschaftssinn gepflegt.
Mültners Berufskollege Herbert Riedel ergänzt, dass die frisch gepflückten Holunderbeeren unmittelbar nach der Ernte in einem Container landen und dann zum Pressen in eine hessische Kelterei transportiert werden. Dort entsteht aus den Beeren der sogenannte Muttersaft. So wird der Rohstoff für die Fruchtsaftherstellung bezeichnet. In kleineren Partien gelangt dieser wieder nach Ostheim, wo er schließlich zur beliebten Öko-Limo weiterverarbeitet wird. Laut Riedel werden mittlerweile insgesamt 90 Hektar Holunder für die Herstellung von Bionade angebaut.
Das Nordheimer Gemeinschaftsprojekt ist eine Erfolgsgeschichte und hat den Zusammenhalt der Landwirte sicher noch mehr gestärkt. Außerdem erhält die Bevölkerung nicht zuletzt durch die Mithilfe bei der Ernte einen direkten Bezug zum Holunderanbau und letztlich zum beliebten Getränk.
Das Motto „Aus der Region – für die Region“ können sich die Nordheimer Landwirte mit Stolz auf ihre Fahne schreiben.