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Ostheim
Hoher Besuch: Schon Gorch Fock bereiste mit Vergnügen die Rhön
Gorch Fock war ein berühmter Dichter. Die Bonner Familie Klebert besitzt Postkarten, die er aus der Rhön sendete. Wie es dazu kam und was auch die Kleberts mit der Rhön verbindet.
Johann Kinau alias Gorch Fock weilte 1899 in Ostheim und sendete Martha Kinau, der Großmutter von Jürgen Klebert, 'Grüße aus dem Rhöngebirge'. Auf der Postkarte ist die Ostheimer Marktstraße zu sehen mit dem Gasthaus zur Krone (vorne links).
Foto: Margot Klebert | Johann Kinau alias Gorch Fock weilte 1899 in Ostheim und sendete Martha Kinau, der Großmutter von Jürgen Klebert, "Grüße aus dem Rhöngebirge".
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 22.02.2020 02:11 Uhr

"Gruss aus Ostheim im Rhöngebirge sendet Dir Johann", steht auf der Postkarte, die ein Foto der idyllisch wirkenden Ostheimer Marktstraße mit dem Gasthaus zur Krone an der linken Seite zeigt. "Gruss vom Aussichtsturm auf der Rother Kuppe. Herzliche Grüße sendet Dir Johann", eine andere. So unscheinbar die Postkarten, die eine gewisse Martha Kinau 1899 erhielt, auch wirken, ihr Absender ist ein berühmter Mann: Johann Kinau, besser bekannt unter seinem Pseudonym "Gorch Fock".

Das Ostheimer Rathaus im Jahr 1969.
Foto: Archiv Margot Klebert | Das Ostheimer Rathaus im Jahr 1969.

Heute ist Johann Kinau den meisten als Namensgeber des berühmten Segelschulschiffes "Gorch Fock" ein Begriff. Deutlich weniger Menschen dürfte bekannt sein, dass Johann Kinau einer der bekanntesten Dichter des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts war. Sein Name wird mit der Liebe zur Seefahrt und der Sehnsucht nach der Weite des Meeres verbunden. Umso bemerkenswerter ist es da, dass Gorch Fock offenbar großen Gefallen an der Rhön gefunden hatte und dort gerne seinen Urlaub verbrachte.

Schuhkarton mit wertvollem Inhalt

Dass ihr Mann Jürgen diesen einen berühmten Großonkel Johann Kinau hatte, das wusste Margot Klebert schon länger. Und dennoch staunte sie nicht schlecht, also sie vor einigen Jahren einen Schuhkarton fand. Dieser war voll mit Postkarten, die Johann Kinau aus dem Rhön-Urlaub oder auch aus Meiningen und Sonneberg an seine Cousine Martha Kinau (die Großmutter von Jürgen Klebert) geschickt hatte.

Grüße vom Aussichtsturm auf der Rother Kuppe sendete Johann Kinau seiner Cousine Martha Kinau. Der Absender ist unter dem Poststempel zu erkennen.
Foto: Margot Klebert | Grüße vom Aussichtsturm auf der Rother Kuppe sendete Johann Kinau seiner Cousine Martha Kinau. Der Absender ist unter dem Poststempel zu erkennen.

Wie kam Gorch Fock dazu, in der Rhön seinen Urlaub zu verbringen? Margot Klebert vermutet, dass es daran lag, dass dieser vor seiner Zeit als Schriftsteller unter anderem als Kontorist in Meiningen arbeitete. Gerne würde sie mehr über den Familienzweig der Kinaus herausfinden. "Leider wissen wir bisher über die Kinau-Linie nur sehr wenig. Das würde ich gerne ändern. Es gibt allerdings Erzählungen, dass Martha Kinau - die Großmutter meines Mannes und Empfängerin der Postkarten - und Gorch Fock sich relativ ähnlich gesehen haben sollen", schildert Margot Klebert.

Das Schwarze Moor ohne Bretterweg

Jedenfalls schien es Gorch Fock in der Rhön gut gefallen zu haben, wovon die Postkarten mit lieben Grüßen und Erzählungen seiner Urlaubs- und sonstigen Erlebnisse zeugen. Besonders erstaunte es Margot Klebert, dass nicht nur die Familie ihres Mannes offenbar Gefallen an der Rhön gefunden hatte, obwohl dieser Bonner war. Sie selbst wurde als Margot Heermeier in Herford (Nordrhein-Westfalen) geboren und studierte Ernährungswissenschaften in Bonn. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen und lebt mit ihm heute noch dort. Auch sie und ihre eigenen Angehörigen haben eine Verbindung zum Land der offenen Fernen.

1969 in den Beeren oberhalb von Heufurt. Gerne sammelten die Urlauber Preisel- und Himbeeren bei ihren Besuchen.
Foto: Archiv Margot Klebert | 1969 in den Beeren oberhalb von Heufurt. Gerne sammelten die Urlauber Preisel- und Himbeeren bei ihren Besuchen.

Denn ihr Vater Dr. Heermeier, ein Zahnarzt, und ihr Onkel Dr. Steinhäuser gingen als passionierte Jäger sehr gerne in der Rhön auf die Pirsch. Margot Klebert: "Es hieß dann immer 'Die Herforder kommen'. Zum Jagd-Kreis meines Vaters und Onkels gehörte auch Dr. Helm aus Fladungen.". Und so ergab es sich, dass Margot Klebert im Jahr 1963 erstmals zum Urlaub in der Rhön, genauer in Hausen, weilte. Während die Männer jagten, gingen die Frauen "in die Beeren" oberhalb von Heufurt bis hin zur Ostheimer Lichtenburg. Von ihren Ausflügen in dieser Zeit kenne sie zum Beispiel das Schwarze Moor noch ohne den Bretterweg.

Das Schwarze Moor noch ganz ohne irgendwelche Wege. Förster Sopp aus Hausen führte die Urlauber.
Foto: Archiv Margot Klebert | Das Schwarze Moor noch ganz ohne irgendwelche Wege. Förster Sopp aus Hausen führte die Urlauber.

Der Rhöner Himmel und die Milchstraße

Später dann, zwischen 1969 und 1988, fuhr Margot Klebert jedes Jahr zum Urlaub nach Hausen. Das sei immer fast wie ein Familientreffen gewesen, so Klebert. In den Jahren darauf ging es mit den eigenen Kindern noch immer ab und zu hierher. "Wir kommen ja aus der Stadt, wohl auch deshalb gefällt uns die Rhön so gut. Bei unseren Urlauben haben wir oft auf der Hochrhön die Sterne betrachtet. Es ist dort alles so ruhig. Besonders fasziniert uns, dass man am Rhöner Himmel sogar die Milchstraße sehen kann", erzählt Klebert. Auch die Kontakte zu den Rhönern, etwa zu der Ostheimer Familie Helm, seien eng gewesen damals.

Das letzte Mal weilten Margot Klebert und ihr Mann mit Tochter und Schwiegersohn 2015 in der Pension Eisgraben in Hausen. Die Rhön sei für die Familie immer wie eine zweite Heimat gewesen, der besondere Blick auf Heufurt, die Spaziergänge zum Kapellchen zwischen Fladungen und Heufurt. "Die Urlaube dort waren immer eine spannende und tolle Zeit", erinnert sich Margot Klebert.

Die "Lügenbank um die Lügenlinde" als Treffpunkt in Hausen gegenüber der Rhönlust.
Foto: Archiv Margot Klebert | Die "Lügenbank um die Lügenlinde" als Treffpunkt in Hausen gegenüber der Rhönlust.

All das würden Margot Klebert (heute 72) und ihr Mann Jürgen (76), früher Lehrer, inzwischen wie seine Frau pensioniert, gerne noch einmal erleben und im Sommer wieder einmal einen Urlaub in der Rhön verbringen. Allerdings seien die früheren Betreiber der Pensionen, in denen Kleberts ihren Urlaub verbrachten, inzwischen verstorben, bedauert Margot Klebert. Die Begeisterung für die Rhön kommt wohl nicht von ungefähr, schließlich bereiste auch schon Gorch Fock offenbar mit Vergnügen das Land der offenen Fernen.

Johann Kinau
Johann Kinau alias Gorch Fock wurde 1880 auf der Elbinsel Finkenwerder geboren. Sein Vater war Hochseefischer, bei der ersten gemeinsamen Ausfahrt wurde Johann Kinau allerdings seekrank. Nach dem Besuch der Handelsschule arbeitete er ab 1899 in verschiedenen Städten als Buchhalter und als Kontorist in Meiningen. Gerne besuchte er das Meininger Hoftheater, was ihn auch zur Schriftstellerei inspirierte. Sein bekanntestes Werk ist der Roman "Seefahrt ist not!". Ab 1915 wurde er als Infanterist ins Heer im Ersten Weltkrieg einberufen. Später ließ er sich zur Marine versetzen. Er starb 1916 in der Skagerrak-Schlacht. Heute sind nach Gorch Fock mehrere norddeutsche Straßen und Schulen benannt sowie Schiffe und eine Schiffsklasse.
 
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