Es dürften keine leichten Weihnachtstage gewesen sein für die Mitarbeiter des Mellrichstädter Traditionsunternehmens Bittorf Elektrotechnik. Anfang Dezember war bekannt geworden, dass die Firma zur Jahresmitte 2015 endgültig schließen will (wir berichteten).
Was mit den 37 gekündigten Mitarbeitern geschieht, ist zu einem großen Teil unklar. Ihr Schicksal lässt Vertreter der IG Metall nicht ungerührt. Und das, obwohl die Firma über keinen Betriebsrat verfügt.
„Von den 37 Mitarbeitern sind 30 über 20 Jahre im Betrieb oder 50 Jahre und älter“, weiß Gewerkschaftssekretär Jens Öser aus Schweinfurt. Für die Gekündigten ist durch die reguläre Betriebsschließung kein Interessensausgleich und auch kein Sozialplan vorgesehen.
„Ein Großteil der Angestellten sind Frauen, in der Montage arbeiten an- und ungelernte Arbeitskräfte“, schildert Öser die Situation in dem Betrieb in der Industriestraße. Die Ausgangslage für die Beschäftigten scheint ungünstig zu sein, auch wenn Firmenmitinhaber Carl-Christian Bittorf versichert, die Mitarbeiter bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung zu unterstützen.
Nun hofft Gewerkschafter Öser, dass es in Rhön-Grabfeld vielleicht zu einer ähnlichen Solidaritätsaktion unter den Industriebetrieben kommt wie seinerzeit bei der Bad Neustädter Siemens-Krise.
Öser, der vor Weihnachten das Gespräch mit den Mitarbeitern gesucht hatte, schloss sich auch mit Betriebsratskollegen anderer Betriebe der Region wie Preh, Siemens und AIO kurz. „Wir haben tolle Erfahrungen der Solidarität gemacht“, schwärmt Öser. Er wünscht sich, dass wieder regionale Verantwortungsträger zusammenfinden, im Sinne einer Lösung für die meist älteren Beschäftigten.
„Aus den Gesprächen mit den Mitarbeitern habe ich erfahren, wie sehr sie zu ihrer Geschäftsführerin stehen und trotz allem den Blick nach Vorne richten“, berichtet Öser.
Dem Mellrichstädter Unternehmen hatte die Konkurrenz aus Asien in den letzten Jahren vermehrt das Leben schwer gemacht. Auch der Preiskampf unter den Baumärkten, für die Bittorf Klingelsysteme lieferte, habe die Gewinnmargen immer weiter nach unten geschraubt.
Als in den letzten Monaten einige kleinere Kunden ihre Aufträge nicht mehr platzierten, sah Miteigentümer Carl-Christian Bittorf keine Zukunft mehr für die Firma, die seit 1960 auch in Oberelsbach eine Betriebsstätte unterhält. Auch Bittorf selbst, der den Betrieb von seinem Vater Karl-Jürgen mit übernahm, muss sich eine neue Stelle suchen.
Das Unternehmen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Mellrichstadt gegründet. Transformatoren, Spulen und andere elektrotechnische Teile sind der eine Teil der Produktion. Der zweite ist die Herstellung von Klingeln und Sirenen für Pausengongs und Warnsirenen.