Imposant ragen sie fünf Meter hoch gen Himmel. Sie sind nicht nur von weither sichtbar, sondern ihr Standort selbst ist ein besonderer Aussichtspunkt. Die Rede ist von den Holzskulpturen des neuen Stelenfelds auf dem Reuthberg in Mellrichstadt, unmittelbar an der Autobahn A 71, das am Donnerstag in einem feierlichen Akt der Öffentlichkeit übergeben wurde.
„Eine Idee nimmt Form an, und wir stehen heute hier, um den ersten gelungenen Schritt dieser Idee zu feiern“, sagte Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit zu Beginn der Feierstunde am Stelenfeld. Der einsetzende Regen konnte der guten Laune der großen Feierschar am Festplatz nichts anhaben.
Auf Initiative ihres Fachlehrers Dietmar Balling haben Absolventen der Staatlichen Berufsschule für Holzbildhauer in Bischofsheim aus Eichenholzstämmen große, kunstvolle Skulpturen angefertigt. Jedes Werk stellt ein anderes Motiv dar, jede Stele hat eine andere Perspektive und eine andere Aussage. Deshalb hieß der Bürgermeister zuerst die jungen Künstler Sayaka Kawashima und Christopher Schwarzkopf willkommen, die zusammen mit Anne Walther, Artjon Riffel und Franziska Wegerer die Eichenholzarbeiten geschaffen haben. Mitschüler sowie die Lehrkräfte mit Schulleiter Rudolf Schwarzer und seinem Stellvertreter Martin Gores waren zur Feierstunde eigens mit einem Bus aus Bischofsheim angereist. Ohne die Kreativität und Schaffenskraft der jungen Künstler wäre der Stelenpark nicht möglich gewesen, unterstrich Streit. Vor allem aber verdanke man die Realisierung des „Stelenfelds Mellrichstadt“ der tatkräftigen Zusammenarbeit der zahlreichen Beteiligten. Das Stadtoberhaupt nannte Dietmar Balling den geistigen Vater der Idee, der auf der Suche nach einem geeigneten Standort auch noch an seine Heimatstadt gedacht habe.
Balling sei dabei von Stadtrat und dem Ortsbeauftragten der Flurbereinigung, Robert Mack, unterstützt worden, unter anderem bei der Vermittlung der verschiedenen beteiligten Behörden. Dank ging auch an die Autobahndirektion Nordbayern, die das Flurstück zur Verfügung gestellt hat und durch den leitenden Baudirektor Jens Ehmke und Behördenmitarbeiter Roman Wagner vertreten war. Des Weiteren nannte Streit die Verantwortlichen vom Staatlichen Bauamt in Schweinfurt, vom Amt für ländliche Entwicklung und vom Landkreis, die die Organisation und die Kosten für den Transport der Stelen übernommen haben. Auch die Stadt als Schirmherr des Projekts hat sich finanziell beteiligt. Sie hat die Kosten für das Material übernommen, als die Fundamente gebaut und Stahlträger fachmännisch einbetoniert wurden. Erledigt haben die Arbeiten die Mitarbeiter des Mellrichstädter Bauhofs unter der Leitung von Manfred Schreiner. Sie werden auch die Folgearbeiten übernehmen. Denn der Stelenpark ist noch lange nicht fertig. Das Projekt sieht vor, dass das gesamte Grundstück mit weiteren Stelen, aber auch durch Bäume und Bänke komplettiert wird.
Damit Kunst in dieser Form präsentiert werden könne, bedürfe es neben Material und Maschinen vor allem finanzieller Zuwendungen, so Balling. Zu den Sponsoren gehören Christine Kochinki in Vertretung der Brauerei Streck, Peter Suckfüll von der Genobank Rhön-Grabfeld, Wolfgang Sauer von der Sparkasse Mellrichstadt und der „Round Table“ Mellrichstadt. Gerne hätte Streit auch seinen Amtskollegen Udo Baumann aus Bischofsheim begrüßt. Denn als Standortgemeinde der Berufsschule für Holzbildhauerei hätte dem Standort Bischofsheim das erste Anrecht auf einen solchen Stelenpark zugestanden, sagte der Bürgermeister. Da es der Schule jedoch wichtig gewesen sei, sich auch an anderen Standorten zu präsentieren, habe Bischofsheim das Projekt unterstützt.
Kulturelle Ereignisse in ihrer Entstehung zu begleiten und sie in das Netzwerk der Kultur aufzunehmen, ist Aufgabe der Experten in Stadt und Kreis, darunter Kulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf sowie Brigitte Proß und Anita Karlein vom Verein Aktives Mellrichstadt. Sie sollen auch die Marketing-Trommel für den Stelenpark rühren.
Vor über 500 Jahren stand wohl in der Nähe des Stelenparks – vielleicht sogar auf eben dieser Anhöhe – der sogenannte Reit- oder Reuthbergthurm, einer von insgesamt vier Warttürmen, die damals halfen, Mellrichstadt militärisch zu sichern, erklärte Dietmar Balling die exponierte Lage des Stelenparks. Als weitere Warten waren der Suhlesturm und der Galgenturm in Blickbeziehung zueinander gebaut worden. Bei entsprechendem Wetter könne der Stelenfeldbesucher diese Blickbeziehung sehr gut nachvollziehen, so Balling. Darüber hinaus biete das Stelenfeld einen herrlichen Rundum-Blick in Richtung Rhön.
Mit einer eindrucksvollen Einlage von Musiklehrer Frank Stäblein und drei Schlagzeug-Schülern des Martin-Pollich-Gymnasiums endete die offizielle Übergabe des Stelenfelds. Die Musiker hatten ein militärisch anmutendes Trommelstück einstudiert. Im Anschluss lud die Stadt alle Gäste in den Mellrichstädter VG-Keller zu einem Umtrunk ein. Dort bedankten sich Savaka Kawashima und Christopher Schwarzkopf im Namen aller Künstler für die großartige Unterstützung, Initiator Dietmar Balling fügte an, dass ein solches Projekt nur dann Früchte trage, wenn alle zusammenarbeiten. Rund 80 Händepaare haben hier ineinandergegriffen. Die Fördererliste des Bürgermeisters ergänzte Balling mit der Reich-Kulturstiftung, dem Rotary-Club Bad Kissingen, den Sponsoren Ruth Balling, Zimmermann Dieter Lorenz, Statiker Johannes Klüber, Gerhard Famulla sowie dem Sägewerk Deblich in Sondheim, der Firma Metallbau Reulbach in Unterelsbach und dem Lohnabbund Aumühle in Mellrichstadt.
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder unter rhoengrabfeld.mainpost.de