Das fröhliche Treiben sorgte für ein offenes Aufeinanderzugehen: Einheimische und Asylbewerber, Menschen aller Generationen und, fast möchte man sagen, aller Völker feierten am vergangenen Freitag gemeinsam beim „Hockese“ auf dem Gelände der ehemaligen Berufsschule.
Damit war das jüngste Bürgertreffen dieser Art ein Novum, und das war vom Verein „Aktives Mellrichstadt“ ausdrücklich so gewollt. Es sollte die Bürger auf zwanglos-gesellige Art vereinen mit den Asylsuchenden, die seit dem vergangenen Jahr in der ehemaligen Kreisberufsschule eine Unterkunft gefunden haben.
Auf dem Gelände vor der Gemeinschaftsunterkunft (GU) war ein großes Zelt aufgebaut, um unabhängig vom Wetter zu sein. Doch es blieb trocken. So wurde es für alle Besucher „ein schöner Abend bei guten Gesprächen“, den Mellrichstadts zweiter Bürgermeister Thomas Dietz bei seiner Begrüßungsansprache allen gewünscht hatte. Ein besonderer Gruß und Dank galt seinem Namensvetter Helmut Dietz, Leiter des Bürgeramts sowie Koordinator und Ansprechpartner zum Thema Flüchtlinge in Mellrichstadt, sowie Marianne Fritz und den ehrenamtlichen Helfern vom Solidaritätsteam. Das Team hatte mit einigen Asylsuchenden die Verköstigung der Besucher übernommen und konnte ungewöhnliche Leckerbissen anbieten.
Kleine Versücherlich aus der Heimat der Asylsuchenden gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, besonders die arabischen Falafeln in verschiedenen Ausführungen. Wer es lieber zünftig deutsch mochte, stärkte sich mit Leberkäse. Zudem gab es Pizzen in verschiedenen Ausführungen.
So saß man vergnügt beieinander, im Zelt spielte Gerd Hein auf dem Akkordeon mit seinem Musikantenfreund und Gitarristen Wolfgang Sterzinger beliebte und volkstümliche Lieder. Die Kinder spielten auf dem Platz und unter den Bäumen und ließen sich kunstvoll das Gesicht bemalen. Vielleicht wunderte sich der eine oder andere auch, wie unbefangen sich die Kinder, aber auch die muslimischen Frauen bewegten. Drei von ihnen saßen beieinander, rauchten Wasserpfeife und stießen dabei gewaltige Rauchwolken aus. Sie machten neugierig, so dass auch Thomas Dietz, Marianne Fritz, Brigitte Proß vom Aktiven Mellrichstadt und der evangelische Vikar Florian Krammer einmal am Tisch der Frauen Platz nahmen.
Birgit Sauer aus Fladungen ist die Leiterin der drei Gemeinschaftsunterkünfte für Asylsuchende in Rhön-Grabfeld. Im Gedankenaustausch mit Thomas Dietz und Helmut Dietz begrüßte sie sehr, dass das jüngste „Hockese“ an der Unterkunft stattfand. Marianne Fritz hatte den Denkanstoß dazu gegeben. Sauer sah darin eine Bereicherung für alle Besucher, vor allem auch durch das sich festigende Zutrauen der Asylsuchenden zu den Einheimischen und umgekehrt. Es zeige die Aufgeschlossenheit füreinander. „Ja, es funktioniert im Moment sehr gut“, bestätigte Thomas Dietz. Auch deswegen, weil Mellrichstadt mit Mustafa Honneineh einen sich stark engagierenden Dolmetscher hat. Er war von Anfang an eine wertvolle Hilfe, wie Birgit Sauer und das Solidaritätsteam dankbar anerkannten. Der gebürtige Libanese war übrigens auch am Freitagabend ständig als Sprachvermittler gefragt, und er engagierte sich zudem am Stand der Essensausgabe.
Doch es wurde nicht nur gegessen und getrunken beim „Hockese“, auch bei gemeinsamen Spielen kamen sich Einheimische und Neubürger näher. Elke Storch von der Gemeinde-Caritas hatte im Vorfeld der Veranstaltung eine Idee, die besonders gut zu dem Altersstufen und Nationen übergreifenden Bürgertreffen passte: das Ausrichten von Bundesgenerationenspielen. Teams von fünf bis zehn Personen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Herkunftsländern fanden sich dazu zusammen. Sie lösten dann gemeinsam die Aufgaben, bei denen Geschicklichkeit und Wissen gefordert waren.
Keine Frage: Es ging lustig zu auf dem Freigelände vor der ehemaligen Berufsschule. Storch hatte einen Parcours von sechs Stationen vorbereitet. Der Spaß stand ganz im Vordergrund, wie man bei den 58 Teilnehmern unschwer sehen konnte. Damit wurden auch Berührungsängste und Barrieren abgebaut. Thomas Dietz und seine Frau Petra gingen mit gutem Beispiel voran.
Gemeinsam mit vier Kindern aus der GU sprangen sie „von Insel zu Insel“, falteten Papierflieger für die „Generations-Airline“ und kamen aus dem Lachen nicht heraus, als sie unmittelbar nach dem Verspeisen eines staubtrockenen Kekses ein Lied pfeifen sollten. Bei weiteren Spielen rollten sie einen Tennisball über eine mobile Karton-Laufrinne in den Auffangeimer, gaben an, was in bestimmten Jahren in der Vergangenheit passiert war und ordneten typische Ländersymbole der jeweiligen Landesflagge zu. Am Ende waren alle begeistert, Teilnehmer und Zuschauer, und für jeden, der mitmachte, gab es eine kleine Urkunde und eine Süßigkeit zur Belohnung.