Schmuck schauen sie aus, die renovierten Hinweistafeln am Mönchshof in Oberstreu. Nach einem Bericht über die in die Jahre gekommenen Eisentafelnmit den historischen Daten hat sie die Oberstreu wieder herrichten lassen, wie Bürgermeister Matthias Liebst sagt. Die Kosten übernahm die Kommune. Die große Tafel ist aber ein Nachguss, sagt das Ortsoberhaupt, denn das Original hängt in der Gemeindekanzlei von Oberstreu, direkt unter dem Gemeindewappen. Originale dürften dagegen die beiden Wegweise nach Bahra und Hendungen sein. Bei der Restaurierung wurden die Tafeln schonend mit einem Sandstrahler gesäubert, dann mit Phosphorsäure und Rostschutzmittel bearbeitet und mit Anthrazit überzogen. Ein pensionierte Malermeister übernahm das Streichen.
Abguss von der größten Tafel
"Ich habe durch die Renovierungsmaßnahme eigentlich erst erfahren, was es mit der schönen Tafel in meiner Kanzlei auf sich hat und, dass das die Originaltafel vom Mönchshof ist", sagt Bürgermeister Matthias Liebst. Vom Original wurde vor einigen Jahren wohl ein Abguss hergestellt, der dann an den Mönchshof bei Oberstreu kam. Zu lesen ist dort: Einöde Mönchshof, darunter "Gemeinde Oberstreu". Dann kommen weitere Angaben, und zwar heißt es da: Amtsgericht, Bezirksamt, Aushebungsbezirk. Das Ganze ist mit einer Klammer zusammen gefasst, die auf die Stadt Mellrichstadt hinweist. Darunter steht zu lesen: Landwehrbezirk Bad Kissingen dann vermutlich: " 3. Compagiebez. Neustadt a/S". Auf weiteren Hinweisschildern liest man: "Fußweg nach Bahra 3,4 Kilom.", auf dem Zweiten "Fußweg nach Hendungen 4,2 Kilom.".
Der Oberstreuer Herbert Streit vermutet, dass die Tafeln aus der Zeit des ersten Weltkriegs stammen. Darauf verweisen die Bezeichnungen mit dem Hinweis auf den jeweiligen Bezirk in Mellrichstadt oder Bad Neustadt. Die Landwehrbezirke waren im Deutschen Reich eine Unterabteilung des Staatsgebietes, die einer militärischen Behörde, dem Bezirkskommando unterstellt war. Ende der 1880er Jahre hatte das Deutsche Reiche insgesamt 259 Landwehrbataillonsbezirke. Die Landwehrbezirke wiederum bildeten mehrere Aushebungsbezirke und wenn notwendig eigene Musterungsbezirk. Den Landwehrbezirken standen in der Regel inaktive Stabsoffiziere als Kommandeure vor. Dem Bezirkskommandeur war ein aktiver Leutnant als Bezirksadjutant sowie mehrere Bezirks- und Kontrolloffiziere zugeteilt. Das Bezirkskommando stand in Verbindung mit den Landratsämtern und übte die Kontrolle über die "Personen des Beurlaubtenstandes" aus. Es war für die Aufbewahrung von Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken der Landwehr und Reservebataillone und für die Einberufung zu Übungen und zur Mobilmachung zuständig.
Mönchshof in der Denkmalliste
Der Mönchshof, wo die Tafeln seit Jahrzehnten stehen. ist in der Denkmalliste des Landkreises Rhön-Grabfeld aufgelistet. Dort heißt es: Ehemaliger Klosterhof, stattliches Bauernhaus, zweigeschossig mit Satteldach, massives Erdgeschoss, Fachwerkobergeschoss, 17./18. Jahrhundert, zweigeschossige Steinscheuer, verputzt, mit Satteldach, bezeichnet "1568", eingeschossige Scheune mit Halbwalmdach, 17./18. Jahrhundert, Mönchshof, Ringmauer und Mönchshof, Portal mit Pforte. In den Unterlagen der Gemeinde Oberstreu erfährt man, dass der Mönchshof vermutlich einst Sammel- und Aufbewahrungsplatz für die Einkünfte des Klosters Fulda war. Irgendwann gab das Kloster Fulda den Hof ab und als Lehen vorwiegend an Adelige weiter.
Der Hof mit seinen dazugehörenden Grundstücken und Zehntrechten wurde zu einem nicht bekannten Zeitpunkt von einem Herrn von Bibra dem Kloster Hausen bei Bad Kissingen geschenkt, vermutet Dr. Heinrich Wagner. Vielleicht war es aber auch einer der Henneberger Grafen, der den Mönchshof vom Kloster Fulda als Lehen erhielt, denn Graf Heinrich von Henneberg war der Gründer des Klosters Hausen bei Bad Kissingen und der Mönchshof könnte als Grundausstattung verwendet worden sein.