„Das ist doch der Geusse Schorsch... und das der Göbels Josef... Ist das nicht Erna Trott und das Else Behr?“ Es war teils ein wahres Sprachengewirr im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen. Dorthin hatte der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld zum Vortragsabend „Historisches Königshofen im Grabfeld“ eingeladen. Zahlreich waren die Königshöfer gekommen, in der Hoffnung, den einen oder die andere aus ihrer Familie oder Verwandtschaft auf den Bildern zu entdecken. So kam es dann auch und mehrmals kann nun das Stadtarchiv um die Namen bisher unbekannter Bürgerinnen und Bürger ergänzt werden. Das war unter anderem der Hintergrund dieses Vortragsabends.
Vom Jahr 1881 bis 1925 reichte der Bilderbogen. „So sah unsere Stadt im Jahr1881 aus“, sagte Vereinsvorsitzender und Kreiskulturreferent Hanns Friedrich, der den Vortrag zusammengestellt hatte. Er berichtete, dass er im Jahr 2011 begonnen hatte, das Stadtarchiv zu digitalisieren und dabei natürlich auf enormes Bildmaterial gestoßen war. Vor vielen Jahren hat es Albrecht Ort, der damals für das Archiv der Stadt zuständig war, geordnet und in mehr als 20 Ordnern für die Nachwelt erhalten. Das Problem: In den Jahren um 1880 gab es auf den Fotos noch keinen Hinweis auf die abgebildeten Personen. So war es besonders interessant, diese Fotos einmal in der Öffentlichkeit zu zeigen und zu versuchen, so manche Namenslücke zu schließen. Das ist durch die Mitarbeit der Gäste im Kulturarsenal Darre gelungen.
1881 war der Marktplatz gepflastert, die Seitenstraße dagegen einfache Wege, ohne Gehsteig und Straßenbelag. Lediglich Michaels- und Vierröhrenbrunnen gab es und den Kornstein. Pferde- und Ochsengespanne sah man auf den Fotos ebenso wie heute teils unbekannte Namen von Geschäften. Interessant, was Regina Zirkel-George auf einer Karte vermerkt hatte. Diese zeigt den Vierröhrenbrunnen und Bürger auf dem Marktplatz. Dazu schrieb sie: „Am Nachmittag zwischen halber zwei und zwei Uhr gingen die Bürgerstöchter mit der hölzernen Butte auf dem Rücken zum Marktbrunnen, denn die Wasserständer in den Küchen mussten aufgefüllt werden. Vier Laufröhren hatte der Brunnen, so wie auch heute noch. Unter jeder war genügend Platz, um die Butte abzustellen und aufzufüllen. Und bis sie vollgelaufen war, hatte man natürlich viel zu erzählen. Aber man musste aufpassen, dass die Butte nicht überlief, denn das zu viele Wasser gab es beim Heimtragen über den holprigen Marktplatz und den unebenen Seitengassen dann als kalten Schwapp in den Halskragen.“
Verständlich, dass da ein Raunen durch die Reihen ging, denn dem einen oder anderen war das Tragen der Butten als Jugendlicher wohl noch bekannt. Eine Weinstube Sebald gab es in der Hindenburgstraße, „direkt neben dem heutigen Gasthaus Mock“, wussten die Gäste zu berichten und zeigten bei einem weiteren Bild auf den neugotischen Altar in der Stadtpfarrkirche, der zu sehen war: „Der ist durch den heutigen Buscher-Altar ersetzt worden.“
Die alte Adler-Post am Marktplatz, das heutige Café Mozart, kam ins Bild und man erinnerte sich, dass das Gebäude 1977 abgerissen und durch das heutige Haus ersetzt wurde.
Dann wurde es besonders interessant, als beim Vortrag ein Bild der Handarbeitsschule von 1920 zu sehen war. Dazu gab es nämlich auch die Namen. „Ach ja... das ist sie... ja so sah sie aus...“ hörte man die Zuschauer sagen und vielen war bekannt, dass das erste Auto in Königshofen von Hugo Mack im Jahr 1920 gefahren wurde.
Bilder vom „Bratwurstklettern“ von der Pfefferl Schmiede in der Schottstraße oder auch von einer gemütlichen Bierrunde im Kurgarten Restaurant zeigte der Vortrag, natürlich Fotos von der ersten Dampfdreschmaschine, von keulenschwingenden Frauen des TSV Königshofen und sogar ein Blick in die einstige Hypothekenbank war möglich. Nur wenige wussten, dass für das Gebäude, das heute noch so erhalten ist, im Jahr 1923 drei Häuser abgerissen wurden. Das Bild von einem jungen Beamtenpaar gab Rätsel auf, Erinnerungen an den alten Standort des Kriegerdenkmals wurden wach und auch Bilder vom Pfarrhaus mit Pfarrgarten sah man. „Da waren immer wunderschöne Rosenstöcke.“ 74 Namen gab es zum Abschluss zu einem Klassenbild, das die Jahrgänge 1904 bis 1907 vor dem Elisabethaspital zeigte. Ganz klar, dass da viele Eltern und Großeltern wieder erkannt wurden. „Ein interessanter Vortragsabend“, hieß es zum Schluss. Dazu gab es den Hinweis, dass der nächste Vortrag „Historisches Königshofen“ am Montag, 17. Februar, wieder im Kulturarsenal Darre stattfindet und zwar um 19 Uhr.