Wer im Augenblick zum Kreuzberg kommt, der steht vor verschlossener Tür. Die Gaststuben sind geschlossen. Es gibt weder Bier noch Brotzeit oder Haxen. Kirche und Kerzenkapelle sind aber geöffnet, für das persönlichen Gebet und zu den Gottesdienstzeiten. Dass seit Ende April wieder Wallfahrten und Prozessionen am Kreuzberg möglich sind, das ändert derzeit wenig am Heiligen Berg der Franken.
"Wir sind ohnehin da", bringt es Pater Korbinian Klinger, der Guardian des Klosters Kreuzberg, ganz einfach auf den Punkt. "Es wäre schön, wenn wieder Wallfahrten begrüßt werden könnten." Bislang kenne er das Aufgebot mit großen Wallfahrten, die von Blasmusik begleitet werden und mehrere hundert Menschen umfassen, nur aus Erzählungen.
Derzeit wären Tageswallfahrten mit maximal 100 Personen möglich, die einen Abstand von 1,5 Meter zueinander einhalten. "Ob das sinnvoll und machbar ist, das kann ich nicht entscheiden. Darüber müssen die Wallfahrtsführer und Organisatoren entscheiden." Pater Korbinian macht aber auch darauf aufmerksam, dass aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln in der Klosterkirche keine 100 Personen Platz finden können. Alternativ könnte auf die Fläche vor dem Freialtar ausgewichen werden.
Jeder Gast ist auch ein Pilger
Für Christian Weghofer, den Geschäftsführer der Klosterbetriebe GmbH stellt sich die Frage nach Wallfahrerverköstigung und -beherbergung im Moment nicht. "Wir wissen nicht, wann wir wieder aufmachen dürfen". Eine Perspektive, die zudem auch noch praktikabel für Übernachtung und Gastronomie ist, habe er nicht.
Zwar müssen Wallfahrer, die derzeit auf dem Kreuzberg kommen möchten, auf die üblichen leiblichen Annehmlichkeiten verzichten, auf die seelischen indes nicht. Für die Franziskaner am Kreuzberg ist jeder Gast des Kreuzbergs, ob er nun zu Fuß, mit dem Auto, Motorrad oder Fahrrad kommt, ob er zum Beten, Beichten oder Biertrinken kommt, in erster Linie ein Pilger. Jeder, der zum Kreuzberg kommt, hat die Möglichkeit, das Angebot der Franziskaner in Anspruch zu nehmen. Auch besteht die Möglichkeit zur Beichte und zum Gespräch. Bislang sind noch keine Wallfahrten für den Kreuzberg angemeldet. Einzelpersonen haben zwar schon angefragt, aber konkrete Buchungen gibt es noch keine.
Wallfahrt mit 500 Teilnehmern ist nicht möglich
Für die Organisatoren der Würzburger Kreuzbergwallfahrt ist heute schon klar, dass sie unter den Auflagen Ende August nicht mit bis zu 500 Wallfahrern zum Kreuzberg wallen können und schon gar nicht über fünf Tage hinweg. Selbst 100 Personen im Abstand von 1,5 Metern hält Wallfahrtsführer Michael Seuffert nicht für praktikabel. Normalerweise werde in Viererreihen gelaufen, mit geringem Abstand zum Nachbarn und den jeweils vorderen Reihen, um die Wallfahrer eng beieinander zu halten. Auch könne die Kreuzbruderschaft mit der Planung nicht bis Juli oder August warten, erklärte er. "Wir müssen jetzt mit den Informationen planen, die wir vorliegen haben. Wir können nicht in der Hoffnung planen, dass es im August funktionieren könnte."
So werde die Bruderschaft zum Heiligen Kreuz, die seit 1647 alljährlich vom 20. bis 24. August die Wallfahrt von Würzburg zum Kreuzberg und zurück zum Neumünster in Würzburg organisiert, auch in diesem Jahr wieder ein Alternativangebot auf die Beine stellen. "Es wird keine normale Wallfahrt geben", sagte Seuffert. Erst ab Juni werde es Informationen zu einem Alternativangebot geben.