Ende des 19. Jahrhunderts war die Zeit der großen Fortschritte in der Medizin mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen, des Pest- und Tuberkelbazillus oder der Konservierung von Lebensmitteln durch die Pasteurisierung, der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, aber auch des Todes großer Zeitgenossen, wie des berühmten Komponisten Johannes Brahms oder des Flugpioniers Otto Lilienthal. 1897 war aber auch für Bastheim ein Jahr, das in die Annalen der Dorfgeschichte eingegangen ist.
In diesem Jahr wurde der mächtige "Sebastiansbrunnen" auf dem Dorfplatz eingeweiht. Heuer feierte er daher die 125. Wiederkehr seiner Fertigstellung. Grund genug für die Gemeinde, ihn zu diesem Anlass gründlich zu überholen und herauszuputzen.
Seit dem 22. August 1897 prägt der Brunnen das Dorfbild. Unzählige Male diente er als beliebtes Fotoobjekt (besonders wenn er vom örtlichen Frauenbund als Osterbrunnen geschmückt wird), haben Kinder und Erwachsene an seinem munter aus den vielen Röhren sprudelnden Wasser ihren Durst gestillt.
Wahrscheinlich könnte er über zahllose Ereignisse und Begebenheiten berichten. Über spielende Kinder, die an heißen Sommertagen übermütig seine Kühle suchen, über Liebespaare, die in seiner Nähe romantische Abende verbrachten oder über manchen späten Wirtshausheimkehrer, der sich dort noch einmal erfrischte.
Über den Sebastiansbrunnen kann man viel Interessantes in einer Broschüre nachlesen, die anlässlich seines 85-jährigen Bestehens im Jahr 1982 vom Dorfchronisten Hermann Leicht zusammengestellt worden war. Darin findet sich auch der Anlass für den Brunnenbau, der auf eine Feier anlässlich der glücklichen Rückkehr einiger Bastheimer Soldaten aus dem siegreichen Frankreichfeldzug 1871 zurückgeht. Zur Heimkehr-Feier wurde damals ein Brunnenstock von der Gemeinde gesetzt.
"Würdige Fassung aus Holzkirchner Sandstein"
Anlässlich der späteren Einweihung des neuen Sebastiansbrunnens und Kriegerdenkmals war dann am 14. August 1897 in der örtlichen Presse angekündigt worden: "Auch die Gemeinde Bastheim hat ihren wackeren Feldzugsveteranen ein Denkmal errichtet. Der in der Mitte des Dorfes gelegene und wegen seines außerordentlichen Wasserreichtums als Sehenswürdigkeit bekannte Ortsbrunnen hat eine würdige Fassung aus rothem Holzkirchner Sandstein erhalten. Auf dem ca. 2,5 Meter hohen, massiven, monumentalen Brunnenstock erhebt sich – aus weißem Lothringer Kalkstein gemeißelt – die 1,90 Meter hohe Statue des hiesigen Kirchen- und Ortspatrons, des heiligen Sebastianus in der Rüstung eines vornehmen römischen Hauptmanns."
An der Vorderseite des Brunnenstocks floss das quellfrische Wasser aus neun Messingrohren. Aus Anlass des 50. Priesterjubiläums von Pfarrer Karl Frantz, der 30 Jahre lang als örtlicher Seelsorger in Bastheim tätig gewesen war, erfolgte die Enthüllung und feierliche Einweihung des Brunnens am 22. August 1897.
"Den siegreichen Söhnen vom Feldzug 1870/71"
Daher trägt auch die linke Seitenwand die Inschrift: "Errichtet am 22. August 1897 am Tage des goldenen Priesterjubiläums des Hochw. Herrn Karl Frantz, Pfarrer von Bastheim, 1860 – 1890". An der rechten Seitenwand erkennt man dagegen die Namen der 16 Kriegsveteranen zusammen mit der Widmung: "Die Gemeinde Bastheim ihren siegreichen Söhnen vom Feldzug 1870/71" in goldenen Lettern.
Damals lobte die Presse: "Der Monumentalbrunnen bietet einen imposanten Anblick und macht seinem Schöpfer, dem renommierten akademischen Bildhauer V. Weidner in Bad Kissingen alle Ehre." In seiner Weiherede lobte der Jubilar, Pfarrer Karl Frantz, das gelungene Denkmal und wünschte: "Ja, gesegnet sei Euch Eure Quelle. Ist sie auch keine Heil- und Geldquelle, wie manche ihrer vornehmen Schwestern, so ist sie doch für Euch ein ewiger Gesundbrunnen, der Euch vor vielen Übeln und Krankheiten schützt und stets Eure Gesundheit fördert."
Mit Festzug, Festreden und Volksfest im Schlossgarten wurden das goldene Priesterjubiläum und die Einweihung zwei Tage lang gefeiert. Zur 125. Wiederkehr dieser Einweihung wird keine große Feier stattfinden. Allerdings hat die Gemeinde den Brunnen nach fachlicher Begutachtung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege durch die Fa. Vey Design, Bad Neustadt, für rund 10.000 Euro gründlich restaurieren lassen.
Stein und Wasserröhren gründlich überholt
Die Röhren, aus denen das Quellwasser in munter in das Becken fließt, wurden von den Bauhof-Mitarbeitern gründlich überholt. Leider sind die Kalkausblühungen unvermeidlich, die nach der Brunnensanierung zu sehen sind. Gefördert wurde die Maßnahme vom Bezirk Unterfranken, vom Landkreis Rhön-Grabfeld und auch von zwei privaten Spendern, die nicht genannt werden möchten.