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Bad Königshofen
Herta Lahne aus Meiningen gestorben: Erinnerungen an ein bewegtes Leben
Herta Lahne starb im Alter von 94 Jahren in Meiningen.
Foto: JOSEF KLEINHENZ | Herta Lahne starb im Alter von 94 Jahren in Meiningen.
Josef Kleinhenz
 |  aktualisiert: 17.03.2022 02:24 Uhr

Herta Lahne aus Meiningen ist am 1. März, wie erst jetzt bekannt wurde, im Alter von 94 Jahren gestorben. Sie war ein Kriegskind, erlebte eine schwere Zeit in Sibirien und gehörte zu den letzten deutschen Kriegsgefangenen, die im Oktober 1955 aus Russland heimkehrten. Um einer Verhaftung durch die Stasi zu entgehen, war sie am 6. Januar 1956 aus der DDR über Berlin in den Westen geflüchtet. Herta Lahne beherrschte die russische Sprache, die sie sich autodidaktisch aneignete, und übersetzte Schriften ins Deutsche unter anderem für die thüringische Landesregierung in Erfurt wegen der sogenannten Opferrente der Kriegsheimkehrer.

Von 1985 bis 2003 wohnte Herta Lahne mit ihrer Familie in Ipthausen. Das Schicksal wollte es, dass sie nach nahezu 50 Jahren wieder in ihr Elternhaus nach Meiningen zurückkehrte. Ihr verstorbener Mann, Dr. Werner Lahne, stammte aus Magdeburg und war vor dem Krieg Chefredakteur der Dresdner Allgemeinen, später bei der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf. In Bad Königshofen fand er 1989 seine letzte Ruhestätte.

Als Zeitzeugin unterwegs

Hertha Lahne war als Zeitzeugin unterwegs, darunter im Vhs-Bildungszentrum am Sambachshof. Dort schilderte sie vor Schülern und Bundeswehrsoldaten ihre Kriegserlebnisse, ebenso bei Seminaren des Erfurter Bürgerkomitees und im Auftrag der thüringischen Landesregierung.

19-jährig war die in Meiningen am 18. Juli 1927 geborene Herta Voigt 1947 von sowjetischen Truppen verhaftet und wegen angeblicher Spionage per Fernurteil aus Moskau zum Tode verurteilt worden. Sie habe sich jedoch nur geweigert, für die russische Besatzungsmacht zu arbeiten, wie sie zuletzt an ihrem 90. Geburtstag berichtete. Das Todesurteil wurde später auf 15 Jahre Zwangsarbeit abgemildert. Bis zu ihrer Befreiung musste sie davon acht Jahre im Arbeitslager Workuta in Sibirien ableisten.

Auf der Bühne in Meiningen

Eigentlich wollte die ehemalige Königshöferin Schauspielerin werden. Doch dies war wegen einseitigen Hörverlusts nicht möglich. Ersatzweise trat sie als Opernsängerin bei Konzerten auf. Und trotzdem blieb ihr die Schauspielbühne am Ende ihres Lebens nicht verwehrt. Mit 85 Jahren schaffte sie es ins Meininger Theater. Im Schauspiel "Kätchen von Heilbronn" agierte Herta Lahne in einer der Hauptrollen und begeisterte das Publikum.

Die Trauerfeier ist am Freitag, 18. März, um 14 Uhr in der Stadtkirche Meiningen.

 
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