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Herschfeld
Herschfeld: Bürgerinitiative will neues Baugebiet verhindern
Die Initiative will gegen den Bebauungsplan unweit des Campus in Herschfeld vorgehen und einen Bürgerentscheid erreichen. Über die Gründe des Vorsitzenden und wie die Stadt darauf reagiert.
Hier in Herschfeld, nördlich der Von-Guttenberg-Straße und unweit des Rhön-Klinikum Campus, könnte ein neues Baugebiet entstehen. Dieses lehnt eine neu gegründete Bürgerinitiative allerdings ab.
Foto: Christian Hüther | Hier in Herschfeld, nördlich der Von-Guttenberg-Straße und unweit des Rhön-Klinikum Campus, könnte ein neues Baugebiet entstehen. Dieses lehnt eine neu gegründete Bürgerinitiative allerdings ab.
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:54 Uhr

Wenn Hartmut Schmutz momentan aus seinem Wohnzimmer unweit des Rhön-Klinikum Campus in Herschfeld blickt, sieht er unter anderem auf Bäume und Sträucher. Das könnte sich in naher Zukunft jedoch ändern, wenn dort in der Nähe, genauer gesagt nördlich der Von-Guttenberg-Straße, ein neues Baugebiet mit Mehrfamilienhäusern entstehen sollte. Für dieses mögliche Vorhaben hatte die Stadt Bad Neustadt Anfang Juli im Rahmen einer Stadtratssitzung die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen. In einem ersten Entwurf sind demnach auf dem rund 1,5 Hektar großen Hanggrundstück zwischen der Neurologischen Klinik, der angrenzenden Wohnbebauung in Herschfeld und der Von-Guttenberg-Straße fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 145 Wohneinheiten geplant.

Herschfeld: Bürgerinitiative will neues Baugebiet verhindern

Und genau gegen jenen Bebauungsplan will Schmutz mit weiteren Unterstützern nun in Form einer erst in der vergangenen Woche neu gegründeten Bürgerinitiative namens "NEIN zum Bebauungsplan nördlich der Von-Guttenberg-Straße" vorgehen. Sein Ziel: ein Bürgerentscheid. "Wir werden die gesamte Tastatur des Klaviers bedienen, nämlich alle Möglichkeiten und Rechte, die uns per Verfassung zustehen, ausschöpfen", erklärte Schmutz in einem Gespräch. Bürgermeister Bruno Altrichter sieht dieser Angelegenheit "unaufgeregt" entgegen, wie er auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilte. Die Möglichkeit eines Bürgerentscheids sei so im Rechtsstaat verankert. Deswegen sei dies ein normaler Prozess und auch "absolut in Ordnung".

Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen

Wenn es um Bürgerinitiativen geht, besitzt Schmutz gewissermaßen bereits Erfahrung. Schon bei der seit über einem Jahr existentenHerschfelder Initiative "Verkehrsberuhigung mit Vernunft"ist er Vorsitzender und will sich mit seinen insgesamt 14 Mitstreitern nach eigener Aussage für eine Verbesserung der Lebensqualität entlang der Durchfahrtsstraßen einsetzen. So wollte er unter anderem seinerzeit gegen die geplante Ampel an der Königshofer/Falltorstraße vorgehen. Ein da schon geplantes Bürgerbegehren lehnte der Stadtrat Ende des vergangenen Jahres jedoch ab - aufgrund von Formfehlern. Ein Fehler, der diesmal nicht passieren soll. Dafür hat sich Hartmut Schmutz neben Internetrecherche unter anderem im Landratsamt informiert, welche nötigen Informationen auf den Unterschriftenlisten enthalten sein müssen. 

Aber warum will die Bürgerinitiative den Bebauungsplan und damit das neue Wohngebiet in Herschfeld unweit des Rhön-Klinikum Campus verhindern? Die Probleme seien, so Schmutz, mehrdimensional. "Diese reichen von der Besorgnis einer Zunahme des Oberflächenwassers bis hin zu einer weiteren Erhöhung der Verkehrsbelastung für das ohnehin schon gebeutelte Herschfeld", sagt der Herschfelder. Außerdem stellt er grundsätzlich in Frage, ob der Wohnraummangel eine Bebauung in einem seiner Meinung nach "nur schwer beherrschbaren, sehr steilen Geländeabschnitt" prinzipiell rechtfertigt. "Zumal die geplanten 1- bis 2-Zimmer Apartments keinen Anreiz für junge Familien bieten werden, genau hierher zu ziehen", führt Schmutz weiter aus. Abschließend würde ein neues Baugebiet einen "gewaltigen Eingriff in die Natur darstellen". Flächen würden versiegelt, Wald abgeholzt und Lebensraum für Tiere zerstört.

Positive Resonanz auf Flyer

Auch wenn die Stadt unter anderem bei einem öffentlichen Vor-Ort-Termin im Augusterklärte, dass noch nichts entschieden sei und auch Bürger im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens ihre Meinung in der normalen demokratischen Vorgehensweise vorbringen können, will Hartmut Schmutz schon gegen den Bebauungsplan vorgehen. Unter anderem aufgrund "der positiven Resonanz von vielen Herschfelder Bürgern" auf einen Flyer. Auf diesem habe man die Bedenken der Bürger aufgegriffen, wenn das neue Baugebiet kommen sollte.

Um ein Bürgerbegehren mit der Frage "Sind Sie dafür, dass der Bebauungsplan 'Nördlich der von-Guttenberg-Straße' abgelehnt wird?" formal auf den Weg zu bringen, braucht die Initiative laut Rechnung von Hartmut Schmutz etwa 1200 Unterschriften. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt", so der Vorsitzende. "Viele Herschfelder stehen den Stadtratsbeschlüssen kritisch gegenüber und bemängeln auch eine fehlende Transparenz", erklärt Schmutz, der aber gleichwohl weiß, dass er auch einige Bad Neustädter Bürger und Einwohner der weiteren Ortsteile vom Vorhaben der Bürgerinitiative überzeugen muss. "Wir bauen auf gegenseitige Unterstützung und Solidarität aller Neustädter".

Unterschriftensammlung gestartet

Die Bürgerinitiative hat ihre Unterschriftensammlung bereits an diesem Freitag gestartet, die am Sonntag auch im Herschfelder Schützenhaus ausgelegt ist. Zudem will man sich auch in der Stadt zeigen, unter anderem beim kommenden verkaufsoffenen Sonntag. Unabhängig vom Erfolg bleibt laut Hartmut Schmutz abschließend "die leise Hoffnung, dass das momentan laufende Bauleitplanverfahren das Bürgerbegehren möglicherweise noch überflüssig macht".

Bis sich der Stadtrat final um den Bebauungsplan und deren Weiterverfolgung kümmern kann, wird es aber noch definitiv bis ins neue Jahr hinein dauern. Laut Bürgermeister Bruno Altrichter ist momentan alles in Vorbereitung, die Planer sind dafür unterwegs und auch die Reaktionen der Träger öffentlicher Belange müssen beachtet werden. Auch Michael Weiß, geschäftsleitender Beamter der Stadt, rechnet auf Nachfrage mit einem Zeithorizont von einem dreiviertel bis einem Jahr. Sollte die Bürgerinitiative bis dahin genügend Unterschriften gesammelt haben, gäbe es ohnehin vorerst einen Stopp. 

 
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Kommentare
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  • G. Z.
    die Stadt hat ihre alten Hausaufgaben -Verkehrsführung und-beruhigung, Wasser, Abwasser in Herschfeld, leerstehendes Kreisklinikum -da passen locker die 145 Wohneinheiten rein-, Leerstände-und Leerflächen in der gesamten Innenstadt, Verkehrsanschluß und Entwicklung von Reeder- und Bahnhofstraße noch nicht gemacht und will nur gar eine ganze Klasse überspringen! 145 Wohnheiten in Herschfeld, da sind die 20 Wohnungen in der Burgstraße noch gar nicht dabei-also 165 neue Wohnungen für Herschfeld alleine in dieser verkehrsneuralgischen Ecke! Das Verkehrschaos wird damit sicherlich nicht besser. Das Risiko den gesamten Wohnungsmarkt zu kippen ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Das hat auch nichts mehr mit natürlichem Wachstum einer Stadt zu tun. In einer Zeit von Klimawandel liegt es auf der Hand, dass für solche Maßnahmen kein Baum, noch nicht einmal ein Bäumchen sterben darf. Wer hat denn nun eigentlich die Bauanfrage gestellt, denn diese HEED Projektentwicklung GmbH gibts ja gar net
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