
Neben Johann Joseph Kessler und Georg Anton Urlaub war auch Johann Peter Herrlein, ein gebürtiger Münnerstädter, weit über die Grenzen des Grabfelds hinaus bekannt. Bis kurz vor Bamberg und in den heutigen Landkreis Main-Spessart kam der Künstler
Dort zeugen heute noch Deckengemälde und Fresken von seiner Schaffenskraft. Teils hat er auch mit dem Königshöfer Bildhauer Johann Joseph Kessler und dem aus Alsleben stammenden Stuckateur Bernhard Helmut zusammengearbeitet. Johann Peter Herrlein lebte von 1722 bis 1799.
Viele Jahre hinweg war Johann Peter Herrlein in Vergessenheit geraten, bis ihn Domkapitular Jürgen Lenssen, Leiter des Bau- und Kunstreferates der Diözese Würzburg, wieder entdeckte. Eine Herrlein-Expertin ist auch Annette Faber vom Landesamt für Denkmalpflege. Sie verfasste ein Buch über den Grabfeldmaler und stellt darin den ländlichen Kunstbetrieb vor.
Herrleins Gemälde und Fresken sind von tiefem Glauben geprägt und sie geben in einer grandiosen Bilderwelt vielseitige Einblicke in die religiösen Geschehnisse und Geheimnisse. Herrlein hat vor allem in vielen Kirchen in Rhön und Grabfeld, aber auch in Thüringen und im Bereich Main-Rhön seine Spuren hinterlassen.
Ein fleißiger Kirchenmaler
Schon in jungen Jahren malte er, unter anderem für das Kloster Maria Bildhausen. In Leutershausen dürfte das Ölgemälde des Heiligen Wendelin, datiert 1742, das erste gesicherte Werk des jungen Johann Peter Herrlein sein. Herrleinkirchen findet man auch in Müdesheim, Reuchelheim und Altbessingen oder aber in Eyershausen, Oberelsbach, Rödelmaier, Großwenkheim oder Augsfeld im Landkreis Haßberge.
Johann Peter Herrlein war ein versierter Maler. In Mürsbach bei Bamberg malte er die Kreuzwegstationen. Auch in evangelischen Kirchen war der Künstler aus Kleineibstadt gefragt. So unter anderem in Herpf in Thüringen oder auch in Sondheim/Rhön. Hier schuf er nicht nur das Deckengemälde, sondern vor allem die kleinen Malereien an den beiden Brüstungen der Emporen. Detailgenau stellt er das Leiden Christi, die Geburt oder auch die Flucht nach Ägypten dar.
Faszinierend das „Heilige Grab“, das Johann Peter Herrlein für seine Heimatgemeinde Kleineibstadt geschaffen hat. Heute steht es im Diözesanmuseum Kartause Astheim bei Kitzingen. In der Kirche von Oberelsbach fand man erst vor einigen Jahren das Originalbild von Johann Peter Herrlein unter dem Altarbild, das übermalt worden war. Die grausamen Szenen der Ermordung der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan wurden bei der Übermalung „etwas verschönert.“ In mühevoller Kleinarbeit wurde das Originalgemälde unter der Übermalung hervorgeholt.
Das gilt auch für die Kirche von Rödelmaier. Hier entdeckte man unter vielen Farbschichten den Original gemalten Vorhang von Johann Peter Herrlein. Bei einer Übermalung war lediglich ein Engel „übrig geblieben“. Nun ist die Kirche von Rödelmaier mit den Herrlein-Gemälden ein besonderer Blickfang.
Ein weiteres erhaltenes Werk Johann Peter Herrleins befindet sich in der Wallfahrtskirche am Findelberg in Saal. Es zeigt die Himmelfahrt Mariens, die in den Himmel entschwebt, getragen von Engeln. Gottvater und Christus erwarten sie mit der Krone in der Hand. Ein Motiv, das Johann Peter Herrlein immer wieder in den verschiedensten Variationen gemalt hat. Heute erinnert in Saal eine Bronzetafel direkt an der Wallfahrtskirche an den bekannten Barockmaler, der in Unterfranken zahlreiche Kirchen ausgemalt hat und der dennoch so lange beinahe vergessen war. Auf dem Friedhof in Saal fand er seine letzte Ruhestätte.