
Wenn ehemalige Schülerinnen und Schüler der durch den damaligen Landrat Karl Grünewald gegründeten Mittelschule im Wald bei Herbstadt spazieren gehen, erinnern sich nicht wenige an eine groß angelegte Pflanzaktion. In der Schulzeitung der "Mittelschule Königshofen", 1. Jahrgang Nov.-Dez. 1964 liest man, dass die Gemeinde das etwa vier Hektar große Gelände am Südhang der Poppenhöhe Landrat Dr. Karl Grünewald zu dessen 50. Geburtstag schenkte. "Der Landkreis Königshofen beschloss, diese Fläche aufzuforsten und mit der Durchführung die neue Kreismittelschule Königshofen zu beauftragen."

Am 15. Mai 1963, dem Tag des Baumes, wurde die Arbeit mit einer kleinen Feierstunde auf der aufzuforstenden Fläche begonnen. Lieder und Gedichte umrahmten die Ansprachen des Landrats Dr. Grünewald und des Direktors der Mittelschule, Bruno Schafmeister. Beide hatten mit den Bürgermeistern von Herbstadt und Breitensee sowie den Klassensprecher und dem Revierförster ein Bäumchen gepflanzt.
7000 Bäume gepflanzt
Für die weitere Aufforstung nutzten Schüler- und Lehrerschaft die Wandertage. Im Abstand von 30 Zentimetern wurden die Bäume gepflanzt. In der Schulzeitung von 1964 heißt es: "Die Pflänzchen waren an der Straße kurz vor der Zonengrenze abgelegt." Die Schülerinnen und Schüler wurden von der Bundeswehr, die damals in Königshofen stationiert war, mit Essen versorgt. Gepflanzt wurden 3000 Hainbuchen, 1000 Vogelbeeren, 2000 Winterlinden und 1000 Japanische Lärchen.
Vor allem die Jungen seien eifrig bei der Sache gewesen, ist zu lesen – aber auch von einer Mäuseplage. Sie verursachte bei den jungen Bäumchen große Schäden. "Der Geschmack der Mäuse war recht unterschiedlich, vor allem Hainbuchen und Winterlinden waren bevorzugt", heißt es in der Schulzeitung. Im Frühjahr 1964 mussten deshalb etwa 5000 Kiefern nachgepflanzt werden. Den Schulwald hatte der damalige Biologie- und Mathematiklehrer gerne als Unterrichtsraum genutzt, öfters auch mit einem vom Bauamt ausgeliehenen Nivelliergerät. "Das Stativ des Gerätes war so schwer, dass es mit einer Messlatte in den Schulwald nur im Auto des Klassenlehrers transportiert werden konnte."

In Wald finden sich mehr als 50 Pflanzenarten, wie Herbstzeitlose, Türkenbund, Kuhschelle und Heckenrose. Bei den Tieren notierten die Schülerinnen und Schüler Feld- und Brandmaus, Feldhasen, Vögeln wie Goldammer, Eichelhäher, Neuntöter, Mäusebussard und Rote Milan. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten mit ihren Lehrkräften damals Planungen ,"um eine auf Jahrzehnte hinaus interessante Beobachtungsmöglichkeiten zu schaffen." Angedacht waren Vogelschutzmaßnahmen, Bodenuntersuchungen oder auch eine naturkundliche Schausammlung für die Schule.
40 Wildkräuterarten wachsen im Poppenholz
Michael Krämer, Fachreferent Naturschutz im Landratsamt Rhön-Grabfeld, kennt das Naturschutzgebiet Poppenholz sehr genau. Ein etwa 1,5 Hektar großer Acker sieht auf den ersten Blick wie eine Naturwiese aus. "Rund 40 Wildkräuterarten wachsen hier". Das gesamte Naturschutzgebiet Poppenholz umfasst eine Fläche von 212 Hektar. Es entstand vor allem auch durch die Randlage an der einstigen innerdeutschen Grenze. Mittlerweile ist dort ein großer Fichtenbestand, den man durch eine Durchforstung mit Eichen ersetzen möchte.
Hier trifft Michael Krämer genau eine Idee der jetzigen Realschuldirektorin Gabriele Went. Bei der Durchsicht alter Unterlagen, die ihr vom Hausmeister Volker Schmid zur Verfügung gestellt wurden, stieß sie auf den Schulwald bei Herbstadt. Gerade in Zeiten des Klimawandels will sie den Schulwald Poppenholz mehr in den Unterricht einbeziehen. Das soll alles mit Michael Krämer von der Unteren Naturschutzbehörde auf den Weg gebracht werden.