Helmut Schmitt hat bei seinem TSV Brendlorenzen Pionierarbeit in Sachen Leichtathletik geleistet – ein Pionier und Sport-Enthusiast, der an diesem Freitag, 19. Februar, seinen 90. Geburtstag feiert. Wenn auch die Erinnerung wegen seiner Demenz-Erkrankung weitgehend verloren gegangen ist, so bleiben sein Wirken und sein Engagement unvergessen. Auf seine Initiative geht das Gemeindesportfest des TSV zurück, das 1962 Premiere hatte und sich bis zum heutigen Tag als sportliches und gesellschaftliches Ereignis auf der Josef-Hahner-Sportanlage etabliert hat.
Helmut Schmitt hat sehr erfolgreiche Zeiten im Sport erlebt und zahlreiche Titel gesammelt. Und er brachte die Sportabzeichen-Bewegung und somit den Breitensport beim TSV und auch im Landkreis ins Rollen. 1963 erwarb er als Erster beim TSV das Sportabzeichen und motivierte viele Menschen, es ihm gleich zu tun. Seine 52 Sportleistungs- und 53 deutsche Sportabzeichen sind im Rhön-Grabfeld-Kreis bis heute einmalig. Wohl ein Rekord für die Ewigkeit.
Das Geburtstagskind blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Das begann in Oberstreu, wo er geboren wurde. Die Schule schloss er mit der mittleren Reife ab. Es folgte die Ausbildung zum Feinmechaniker bei der Firma Preh, der er bis zur seiner Pensionierung 1988 (knapp 40 Jahre lang) treu blieb. Dort gründete er die Laufgruppe "Preh-Sport-Company" und sorgte für die Fitness der Mitarbeiter. "Außerdem war ich der Hoffotograf von Preh", sagte er einmal. Als kompetenter und fachkundiger Presse-Berichterstatter würdigte er die Leistungen der Sportler. Neben dem Fußball-Geschehen hielt er viele Leichtathletik-Veranstaltungen und Wintersport-Wettkämpfe (seit 1957) in der Rhön in Wort und Bild für die Leser dieser Zeitung fest.
Neben dem Gemeindesportfest initiierte Helmut Schmitt auch den Werfertag, das Seniorensportfest und den Shotorama-Wettbewerb beim TSV. Sein sportliches Highlight war ein Hammer – im wahrsten Sinne des Wortes. 2002 errang er mit 43,00 Metern im Hammerwurf die Bronzemedaille bei der Senioren-Europameisterschaft in der Altersklasse M 70. Mit dem SC Preußen Erlangen, zu dem er 1984 durch dessen damaligen Sportwart Walter Sträßner stieß, kam er zu deutschen Meisterehren im Rasenkraftsport. Und das gleich drei Mal: in der Mannschaftswertung mit dem SC Preußen sowie als Einzelstarter im Steinstoßen und Dreikampf. Zwölf bayerische und acht süddeutsche Titel bauten seine Erfolgsbilanz im Rasenkraftsport weiter aus.
Der Leichtathletik-Kreis Rhön-Saale konnte auf Helmut Schmitt zählen, was seine 32 Jahre Ehrenamt unterstreichen. Als aktiver Kegler ließ er 15 Jahre die Kugeln für Einigkeit Brendlorenzen rollen und gab auch als Turner (6. Platz beim bayerischen Turnfest 1952 in Augsburg) eine gute Figur ab. Seine große Liebe aber galt und gilt dem TSV. Er, als akribisch und Statistiker durch und durch bekannt, hatte einmal ausgerechnet, dass sich seine acht Ehrenämter beim TSV auf 105 Jahre Aktivität summieren – allein 41 Jahre als Übungsleiter und 20 Jahre als Sportwart der Leichtathletik-Abteilung. Seit weit über 70 Jahren gehört er dem TSV an, ist dessen viertältestes Mitglied und längst zum Ehrenmitglied ernannt worden.
Bei allem, was Helmut Schmitt tat, konnte er stets auf die volle Rückendeckung seiner ebenfalls sportbegeisterten Frau Christel bauen. Mit ihr zog er 1958 in das gemeinsame Haus in der Stockgasse in Brendlorenzen ein. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Christel ist vor 13 Jahren verstorben. Es werden – vor allem auch in Gedanken – viele Glückwünsche aus der Rhön an das Geburtstagskind geschickt, das seit knapp viereinhalb Jahren im Seniorenzentrum Herpersdorf (Nürnberg) lebt. Was sich bis heute nicht geändert hat: Fragt man Helmut "Wie geht's dir?", kommt sofort "Alles paletti" als Antwort. Den Reigen der Gratulanten führt sein Sohn Wolfgang mit Ehefrau Andrea an. In Schwabach freuen sich Helmuts Tochter Christine und ihr Mann Volker mit dem frisch gebackenen 90er.