In der einzigen evangelischen Kirche Aachens läuteten am 29. Dezember 1951 die Hochzeitsglocken für Helga und Frieder Voigt. Diesen Donnerstag dürfen die beiden auf 65 gemeinsame Jahre zurückschauen und das seltene Fest der Eisernen Hochzeit feiern.
Für die bewundernswerte Haltbarkeit ihrer Ehe gibt es einen Schlüssel, den Helga Voigt einmal so beschrieb: „Man darf nicht immer gleich die Flinte ins Korn werfen, auch wenn mal eine schwarze Wolke kommt.“ Bewegte Zeiten hat das Paar gemeistert, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Leipzig bei der Wohnungssuche kennenlernte. Helga war damals noch Schülerin, Frieder studierte Physik.
Nicht lange ertragen konnten die beiden die Zustände in der damaligen sowjetischen Besatzungszone, deshalb flohen sie 1950 in den Westen. Hier schloss Helga ihre Berufsausbildung als Ökotrophologin ab, ihr Mann studierte Maschinenbau und promovierte. Zwei Kinder kamen in Aachen zur Welt, nach dem Umzug nach Bad Neustadt im Jahr 1961 wurden zwei weitere Kinder geboren. Inzwischen hat sich die Familie enorm vergrößert, mit elf Enkeln und drei Urenkeln kommt sie gerne im Wechterswinkler Bauernhaus zusammen. Im Alltag lebt das Jubelpaar seit Jahrzehnten in der Berliner Straße.
Frieder Voigt fand bei Siemens eine berufliche Heimat. Für Bad Neustadt ist sein Name untrennbar mit der Stadtbuslinie Nessi verbunden, die er 1995 entwickelte und aus der eine Erfolgsgeschichte wurde. Jetzt geht er seinen Interessen als Hobby-Historiker nach und widmet sich intensiv dem Kloster Wechterswinkel und der Bedeutung der Zisterzienserinnen.
Die Passion von Helga Voigt liegt bei der Malerei, als Mitglied im Kunstverein beteiligte sie sich an vielen Ausstellungen. Engagiert spielte sie 30 Jahre lang Volleyball, inzwischen treffen sich die Damen mehr zum Plaudern. Und weil in einer guten Ehe zwar jeder seinen Freiraum braucht, die Gemeinsamkeit aber nicht zu kurz kommen darf, gingen Helga und Frieder Voigt gerne tanzen. Ganz nebenbei trug dieses Hobby dazu bei, dass sie ihre Eiserne Hochzeit im Alter von 86 und 88 Jahren in guter Verfassung erleben dürfen.
