Als zwei afghanische Familien, die in der Bundesrepublik Deutschland um Asyl gebeten haben, Ende Mai diesen Jahres in ihrer Unterkunft in Eyershausen ankamen, waren sie in vielen Dingen auf sich alleine gestellt. Das sollte sich schnell ändern: Binnen kürzester Zeit organisierte sich im 400 Einwohner zählenden Stadtteil von Bad Königshofen ein Helferkreis, um die Neuankömmlinge nach Kräften zu unterstützen.
Marie-Theres Geller, die ganz in der Nähe des seit gut sieben Monaten als Flüchtlingsunterkunft genutzten Wohnhauses lebt, erinnert sich noch gut an den Einzug der ersten Afghanen. „Die waren plötzlich da und nicht nur ich hatte das Gefühl, dass sie Hilfe brauchen“, erzählt die 61-jährige Tierärztin, die seit über 30 Jahren in Eyershausen wohnt.
Sprache als Schlüssel
Als wenige Tage später dann auf Initiative des Eyershäusers Volker Schmid, der in seinem Heimatdorf über ein engmaschiges Netzwerk verfügt, im Sportheim ein erstes Helfertreffen stattfand, war die Resonanz groß. „Über ein Dutzend Eyershäuser waren gekommen und sagten ihre Unterstützung zu“, erinnert sich Marie-Theres Geller. Sofort wurden verschiedene Aufgaben wie Einkaufsfahrten, Reparaturen im Haus oder das Besorgen von Spielsachen für die Kinder verteilt.
„Ganz wichtig war für uns aber auch das Organisieren eines möglichst effektiven Deutschunterrichts“, betont die Eyershäuserin, die so etwas wie die Sprecherin des Helferkreises ist und in Edeltraud Bossinger, Christine Faber und Dietmar, Anne und Diana Bauer ihre engagiertesten Mitstreiter hat. Seit September fährt ein Großteil der momentan sieben in Eyershausen untergebrachten Afghanen, darunter eine vierköpfige Familie und ein Bruderpaar, zwar täglich nach Bad Neustadt, um dort einen speziell für Ausländer entwickelten Integrationskurs zu besuchen, der auch Deutschunterricht beinhaltet. Doch dass zusätzliche Unterrichtsstunden nicht schaden können, davon ist mittlerweile nicht nur Marie-Theres Geller überzeugt. „Es ist schon beeindruckend, mit welchem Eifer die alle bei der Sache sind, wenn wir uns regelmäßig im Haus zum Deutschbüffeln zusammenfinden.“
Tatsächlich können sich die Sprachkenntnisse der Afghanen, die sich zum Teil schon über ein Jahr in Deutschland aufhalten, hören lassen. Die Verständigung klappt schon so gut, dass die vier Männer der „Asylanten-Wohngruppe“ im Januar alle ein Praktikum beginnen können. „Solange der Asylantrag läuft, dürfen Asylbewerber ja arbeiten“, erklärt Marie-Theres Geller und kommt damit auf ein Problem zu sprechen, das sie seit Aufnahme ihrer ehrenamtlichen Arbeit umtreibt: Asylanten aus Afghanistan müssen unter Umständen in ihr Heimatland zurückkehren. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass Teile von Afghanistan als sichere Herkunftsorte eingestuft werden.“
Hoffnung auf positiven Bescheid
Bislang hat es noch keinen Bewohner der Eyershäuser Flüchtlingsunterkunft getroffen. „Ich hoffe sehr, dass ihre Asylanträge am Ende alle durchgehen“, so Marie-Theres Geller, die zu ihren Schützlingen ein sehr enges, persönliches Verhältnis aufgebaut hat. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieses Engagement einmal so viel Freude machen würde“, sagt die Eyershäuserin, und sie fügt hinzu. „Die Mitarbeit im Helferkreis ist eine große Bereicherung für mein Leben.“