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Kreuzberg
Heiliger Sebastian steh' uns bei! Am 20. Januar kommen hunderte Waldarbeiter auf dem Kreuzberg zusammen
Josef Kleinhenz
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:02 Uhr

Ein Baum rutscht beim Fällen plötzlich in die falsche Richtung und begräbt einen Forstarbeiter unter sich. Schwer verletzt braucht er Hilfe. Eine Situation, wie sie trotz moderner Sicherheitsausrüstung im Wald immer wieder vorkommt. "Oh, St. Sebastian steh uns bei!" lautet dann wohl ein Hilferuf gen Himmel. Nicht von ungefähr wird auf dem Kreuzberg jedes Jahr der heilige Sebastian verehrt und um eine verletzungsfreie Holzsaison gebeten. Schließlich ist er der Schutzpatron der Wald- und Forstarbeiter.

Deshalb wird am Freitag, 20. Januar, dem Tag von Fabian und Sebastian, die luftige Höhe auf dem Heiligen Berg der Franken zum Sammelplatz zahlreicher Wald- und Forstarbeiter aus Bayern, Hessen und Thüringen sowie mittlerweile auch aus Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. 200 bis 300 Gäste werden auf dem Kreuzberg erwartet. Zu "Hochzeiten" waren es auch schon um die 550.

In der Wallfahrtskirche findet um 10.30 Uhr eine Sebastianmesse statt, die Franziskaner-Pater Korbinian Klinger vom Kloster zelebriert. Zum Gottesdienst gehört das traditionelle Lied: "Christen kommt, mit Eifer singet, wie die Väter schon getan, Lob und Ehre alle bringet, freudig Sankt Sebastian...". Aus voller Kehle wird es wohl auch diesmal gesungen.

Sebastian kunstvoll in Stein gemeißelt: Standpunkt des Bildstocks ist an der Rothöhe bei Bad Königshofen. 
Foto: JOSEF KLEINHENZ | Sebastian kunstvoll in Stein gemeißelt: Standpunkt des Bildstocks ist an der Rothöhe bei Bad Königshofen. 

"Am Sebastianstag geht kein Waldarbeiter hinaus in den Wald, da ruhen Axt und Säge nach alter Vorväter Sitte". Diese Regel, wie sie Gotthard Schwender aus Gräfendorf im Landkreis Main-Spessart beschreibt, gilt es als Brauch zu bewahren. Seit 2008 organisiert der Forstwirtschaftsmeister den Sebastiantag auf dem Kreuzberg. Den Auftrag übernahm er von Anton Räder aus Unterweißenbrunn, der 38 Jahre lang ohne müde zu werden den Ehrentag vorbereitete. Nur 2021 und 2022 musste wegen der Corona-Pandemie ausnahmsweise pausiert werden, so dass man heuer endlich wieder neu beginnen kann.

Nach der Sebastianmesse geht es in den Antoniussaal, um bei einem guten Essen Erinnerungen auszutauschen. Als Ehrengäste werden Staatssekretär Sandro Kirchner, die Landräte von Rhön-Grabfeld (Thomas Habermann), Bad Kissingen (Thomas Bold) und Main-Spessart (Sabine Sitter) erwartet. Außerdem Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert und noch andere seiner Kolleginnen und Kollegen.

Mit Pfeilen attackiert und an den Füßen gefesselt  sieht man Sebastian in der Kirche von Trappstadt. 
Foto: JOSEF KLEINHENZ | Mit Pfeilen attackiert und an den Füßen gefesselt  sieht man Sebastian in der Kirche von Trappstadt. 

Von Sebastian, den gläubige Menschen bei Verletzungen anrufen und den auch Schützenvereine zum Schutzpatron ernannten, künden in Rhöner Kirchen und im Grabfeld kunstvolle Bilder und Statuen. Zu bewundern sind sie etwa in Unterweißenbrunn und Bastheim. In Bastheim zeugt an exponierter Stelle auch ein Brunnen, der erst frisch hergerichtet wurde, von dem Schutzheiligen. Im Grabfeld wird die Sebastian-Tradition besonders von der königlich-privilegierten Schützengesellschaft Bad Königshofen und der Pfarrgemeinde Gabolshausen hoch gehalten. Gabolshausen hat Sebastian – ebenso wie Unterweißenbrunn – als Patron der Kirche erwählt und feiert sein Patrozinium diesmal schon am Sonntag, 15. Januar, um 8.30 Uhr mit einer Festmesse.

Bemerkenswert ist auch Sebastians Lebensgeschichte: seine Verehrung in Rom begann im sechsten Jahrhundert. Demnach erlosch im Jahr 680 eine Pestepidemie in Pavia, nachdem Reliquien von dem Heiligen dorthin gebracht und durch die Straßen getragen wurden. Später trug man "Sebastianpfeile" als Schutz gegen die Pest. Sebastian wurde wegen seiner Glaubenstreue zum Tod verurteilt. Er wurde an einem Baum festgebunden und von beauftragten Bogenschützen mit Pfeilen beschossen, bis er regungslos zusammenbrach. Wegen der Wunder, die er bewirkte, wird er heute noch verehrt.

 
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