"Fertig zum Start!" Langsam spannt sich das zweieinhalb Millimeter dicke Stahlseil, der Gleitschirm bläht sich auf, der Pilot muss nur wenige Meter laufen. Und schon ist er in der Luft. "Ideale Start- und Flugbedingungen für Drachen- und Gleitschirmflieger hier im Grabfeld", sagt Jürgen Kuckert, Vorsitzender der Drachen- und Gleitschirmflieger Heilbronn.
Zum dritten Mal hatten sie ihr Fluglager nach Saal gelegt. "Wir werden bei den Fliegerfreunden herzlich aufgenommen und fühlen uns wohl." Dies freute Peter Volz, der mit Manfred Hartmann die Gäste betreute, natürlich besonders. 60 Mitglieder sind im Verein in Heilbronn, wovon etwa die Hälfte aktive Flieger im Alter zwischen 18 und 78 Jahren sind. Vor drei Jahren entdeckten sie für ihr Fluglager Saal und kommen seitdem immer wieder gerne hierher. "An den Abenden sitzt man zusammen, unterhält sich und genießt das Essen zweier Mitglieder, die sehr gut kochen", lacht Jürgen Kuckert.
Bis zu 2000 Meter hoch können Gleitschirmflieger bei guter Thermik steigen. Drachenflieger wiederum können viel länger in der Luft bleiben. So schaffte am Mittwoch ein Drachenflieger die Strecke bis zum Inselsberg in Thüringen. "Das sind rund 60 Kilometer", so der Saaler Fluglehrer Peter Volz. Allerdings musste der Drachenflieger bei Schmalkalden am Abend landen. Von dort wurde er abgeholt.
Drachen- und Gleitschirmflieger meiden normalerweise das Flachland. Denn ohne größere Erhebungen, die für Thermik sorgen, sind längere Flüge in der Regel nicht möglich. Ganz anders allerdings in Saal: Das Gelände des Flugsportvereins Grabfeld mit seiner langen Start- und Landefläche ist für Windenstarts geradezu ideal. Immerhin bringt das rund 1200 Meter lange Seil eine Aufstiegshöhe von 400 Metern. Auf dem Flugplatz gibt es zwar eine Schleppvorrichtung für Segelflugzeuge. Sie ist aber nicht für das Hochziehen von Hängegleitern geeignet. "Wir haben deshalb unsere eigene Winde mitgebracht!", so die Heilbronner.
Auf 400 Metern seien je nach Thermik und Windverhältnissen sehr lange und auch weite Flüge möglich. "Im vergangenen Jahr hat es einer von Saal aus bis nach Coburg geschafft", so Jürgen Kuckert. Für alle gilt: Sicherheit ist oberstes Gebot. "Deshalb lassen wir uns wirklich nur dann mit der Winde hochschleppen, wenn es die Windverhältnisse zulassen." Laien schätzten das Flugwetter in den vergangenen Tagen in Saal als ideal ein. Trotzdem wurden die Windenschlepps unterbrochen. "Es war ganz einfach zu windig und wir wollten kein Risiko eingehen", sagt Jürgen Kuckert.
Schmunzelnd verweist er auf eine der wohl wichtigsten Charaktereigenschaft eines jeden Hängegleiter- und Gleitschirmpiloten: geduldig sein und auf die optimalen Windverhältnisse warten können. "Wir betreiben das ja nur als Hobby und eigentlich hatten wir Urlaub," lacht der Vorsitzende. Wer einmal mit dem Drachen- oder Gleitschirm in der Luft war, wird es immer wieder tun, sagen die Gäste in Saal, während sie am letzten Abend traditionell Sauerbraten mit Semmelknödel essen. Und dabei wird auch erzählt, dass eine Landung nicht immer punktgenau gelingt. In Saal ging einer neben der Landebahn zu Boden. Aber das war die Ausnahme.