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Unterweißenbrunn
Heckenpflege in Unterweißenbrunn: Heimat für Kleintiere
Für Richard Korb ist Heckenpflege eine Leidenschaft.
Foto: Marion Eckert | Für Richard Korb ist Heckenpflege eine Leidenschaft.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 31.01.2022 02:18 Uhr

"Im Winter geht es raus in die Hecke", diesen Leitsatz hat Nadine Korb schon als kleines Kind in die Wiege gelegt bekommen. Wenn es ab Oktober kalt wurde und der Boden fror, dann zog Familie Korb hinaus, um die vielfältige Heckenlandschaft auf ihren Grundstücken in mühsamer Handarbeit zu pflegen. Das ist heute nicht anders, die Hecken bei Unterweißenbrunn sind eine naturschutzfachliche Kostbarkeit, die mittels großen Maschineneinsatzes nicht zu pflegen sind.

Nadine Korb hat die Arbeit in der elterlichen Landwirtschaft von klein auf geprägt. Aktuell studiert sie Landwirtschaft in Freising und absolvierte im Herbst vergangenen Jahres ein Praktikum am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt. In ihrer Facharbeit widmete sie sich dem Thema "Heckenpflege" und stieß im Bad Neustädter Amt auf offene Ohren. Jürgen Johannes, Sachbearbeiter für Heckenpflege, Susanne Wüst (Geschäftsführung Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld) und Theresia Dietz am Amt unter anderem zuständig für das Themenfeld Biodiversität unterstützen die junge Studentin bei ihrer Recherche.

Vater Korb erinnert sich

Die beste Quelle für die praktische Arbeit und Historie war aber ihr Vater Richard Korb. "Vor 30 Jahren wurden überall viele Hecken weggemacht. Nur bei uns in Unterweißenbrunn nicht. Zuerst war der Unmut groß, als klar wurde, dass die Flurbereinigung die Hecken stehen lässt", kann sich Korb noch gut erinnern. Doch die Bedeutung für die Natur, die biologische Vielfalt einer Heckenlandschaft wurde nach und nach anerkannt. Heute wissen auch viele Einheimische die Schönheit der Heckenlandschaft zu schätzen. Mancher schätze auch die nicht immer einfache Arbeit in der Natur. Für Richard Korb ist die Arbeit an den Hecken Leidenschaft und Ausgleich zum Beruf.

Fördermittel vom Staat

Vom 1. Oktober bis 28. Februar dürfen Hecken in der Landschaft gepflegt werden – alles natürlich in Absprache mit dem Amt. Für Heckenpflege gibt es Fördermittel, denn auch dem Staat sei es wichtig die Heckenlandschaften als prägendes und regionaltypisches Element der Kulturlandschaft zu erhalten, zu pflegen und erneuern, erklärte Jürgen Johannes. Doch eine Hecke sich selbst zu überlassen, sei nicht zielführend. Um die ökologische Vielfalt einer Hecke zu erhalten sei es wichtig, sie regelmäßig und fachkundig zu pflegen. Wer eine Hecke pflege müsse ein Konzept vorweisen, das beispielsweise über den Landschaftspflegeverband erstellt werden könne.

Eine vorbildlich ausgeschnittene Hecke, die im Frühjahr kräftig austreiben kann.
Foto: Marion Eckert | Eine vorbildlich ausgeschnittene Hecke, die im Frühjahr kräftig austreiben kann.

Susanne Wüst erklärt: "Wenn man die Hecke sich selbst überlässt, dann entwickeln sich Bäume. Die typischen Gehölze wie Holunder, Haselnuss und Schlehen brechen zusammen. Tiere finden im Unterholz keinen Unterschlupf mehr. Lebensraum geht verloren."

Hecken wie die um Unterweißenbrunn seien keine ursprünglichen Landschaftselemente sondern von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaftselemente. Gut könne man sehen, dass die Lesesteine zur Seite geschafft und zu kleinen Wällen aufgehäuft wurden, um die Flächen bewirtschaften zu können. Auf den Lesesteinwällen siedelten sich Hecken an, die heute als naturschutzfachliche Kostbarkeit gelten.

Kein Kahlschlag

Um eine Hecke zu pflegen und zugleich Lebensraum zu erhalten dürfe kein Kahlschlag stattfinden. Die größeren Obstbäume, wie Äpfel, Birne und Kirsche bleiben in der Regel stehen. Alle paar Meter bleiben auch Gehölze stehen, der Rest werde"auf Stock" geschnitten. Ziel sei es vom Boden bis in die Krone der Bäume unterschiedlichste Lebensräume zu fördern. Die Lesesteine sind für Kröte, Eidechse, Kreuzotter und Co von Bedeutung.

Heckenpflege wird vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auch finanziell gefördert. Von links: Richard Korb und Tochter Nadine Korb, Susanne Wüst, Geschäftsführerin Landschaftspflegeverband, und  Jürgen Johannes, Sachbearbeiter für Heckenpflege am Amt.
Foto: Marion Eckert | Heckenpflege wird vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auch finanziell gefördert. Von links: Richard Korb und Tochter Nadine Korb, Susanne Wüst, Geschäftsführerin Landschaftspflegeverband, und Jürgen ...

Die Hecken bieten Nahrung und Deckung für Kleinsäuger wie Hase und Igel, sie sind Brutplätze für viele Vögel und spenden zugleich den Insekten mit ihren Frühblühern Nahrung. "Wenn eine Hecke nicht gepflegt wird und im inneren verkahlt, geht diese Vielfalt verloren", so Wüst. So eine Hecke sei ein Biotop für sich, das zugleich Windschutz biete, gegen Erosion schütze und auch das Kleinklima positiv beeinflusse.

Richard Korb weiß aus Erfahrung, wie kräftig eine zurück geschnittene Hecke gleich im ersten Jahr wieder austreibt und im Vergleich zum Ackerland Insekten und Kleintieren wichtige Strukturen gibt.

Stolz auf Familientradition

Nadine Korb ist stolz auf die Familientradition in der Unterweißenbrunner Flur. In ihrer Facharbeit ging es ihr darum, zum einen die Historie, die naturschutzfachlichen Aspekte heraus zu arbeiten und zum anderen die bäuerliche Tradition der Pflegearbeiten von Hand darzustellen. "Wir haben hier eine ganz besondere Natur vor der Haustüre. Die Wertschätzung hierfür wollte ich herausarbeiten."

Nadine Korb ist eine junge engagierte Landwirtin. In ihrer Facharbeit beschäftigte sie sich mit der traditionellen Heckenpflege in Unterweißenbrunn.
Foto: Marion Eckert | Nadine Korb ist eine junge engagierte Landwirtin. In ihrer Facharbeit beschäftigte sie sich mit der traditionellen Heckenpflege in Unterweißenbrunn.

Dass das Wissen über die Notwendigkeit der Heckenpflege in der Bevölkerung verloren gehe, das zeigen die Anrufe und Beschwerden im Amt, wenn ein Landwirt im Winter mit dem Schlepper unterwegs sei und Hecken zurückschneide. "Heckenschnitt ist keine Zerstörung der Natur und Landschaft", so Jürgen Johannes.

Zahlen

Ausgezahlte Fördermittel für Heckenpflege im Jahr 2021 in ganz Bayern: 1,2 Millionen Euro. Davon flossen 12,5 Prozent (153 000 Euro) in den Landkreis Rhön-Grabfeld und davon wiederum 70 000 Euro in den Bereich Bischofsheim. Das heißt 5,8 Prozent der Bayerischen Fördermittel für Heckenpflege wurden in Bischofsheim verwendet. Seit 2016 wurden im Landkreis Rhön-Grabfeld rund 46 Hektar Hecken zur Förderung und Pflege angemeldet.
(mec)
 
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