„Ist das wirklich sicher? Können wir da rüber? Dass hier so viele Minen lagen, habe ich nicht gewusst!“ Fragen, die die Schüler des Rhöngymnasiums an einem ungewöhnlichen Schultag stellten. Rund fünf Stunden waren sie mit Kreiskulturreferent Hanns Friedrich an der einstigen deutsch-deutschen Grenze zwischen Trappstadt und Schlechtsart unterwegs.
Auf dem „Stundenplan“ standen die deutsche Teilung und ein Fernsehauftritt. Die Lehrkräfte Martina Weißenberger und Hartmut Brunner wurden mit ihren Schülern von einem Team des Bayerischen Fernsehens begleitet. „Wir wollen in der Abendschau zeigen, wie gefährlich heute noch die einstige Landesgrenze zu Thüringen sein kann“, sagte BR-Redakteurin Nathalie Bachmann.
Am historischen Modell im Museum für Grenzgänger in Bad Königshofen in den Museen Schranne erfuhren die jungen Gäste mehr über die Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg. „Davon wissen wir eigentlich gar nichts. An der Grenze war ich noch nie“ – die jungen Rhön-Grabfelder waren erstaunt, dass im unterfränkischen Bereich auf dem 128 Kilometer langen einstigen Minenfeld rund 350 000 dieser Waffen in der Erde steckten.
Waren es in den 1970er-Jahren zunächst Holzkastenminen, die zwischen den Zäunen zur Bundesrepublik Deutschland lagen, so wurden diese später durch Plastikminen ersetzt.
Mitte der 1980er-Jahre begann die DDR damit neue Minen an der Grenze zu legen. Hanns Friedrich berichtete als damaliger BR-Reporter vom Verlegen der Minen bei Trappstadt. „Da wurde ein Loch gebuddelt, die schwarze Plastikmine hineingelegt, dann zog man den Sicherungsstift, warf Sand und Erde darüber und schließlich Grassamen, damit die Stelle nicht eingesehen werden konnte!“ Als der Kreis-Kulturreferent dies erzählte, sah er in ungläubige Augen der Schüler. Ihnen war nicht verständlich, wie man solch eine menschenverachtende Grenze aufbauen und sichern konnte.
Nach der Grenzöffnung im Jahr 1989 war es sehr gefährlich an der Grenze entlangzugehen. Es wurde ein Minen-Räumkommando eingesetzt. Alleine in Unterfranken mussten 135 Kilometer untersucht werden, wobei auf 128 Kilometern Minen lagen. „Was meint ihr denn, wie viele Exemplare da auf zehn Kilometer verteilt lagen?“ Diese Frage konnte niemand beantworten. „Zwischen 50 000 und 60 000 dieser Todesautomaten waren in der Erde“, sagte Hanns Friedrich, „und zwar genau hier am Spanshügel bei Trappstadt“.
Mittlerweile war die Gruppe vom Museum an den Grenzwanderweg bei Trappstadt gefahren. Dorthin, wo in der Gemarkung Schlechtsart ein „erhöhtes Kampfmittelrisiko“ bestanden hatte. Friedrich betonte immer wieder, dass man bei Grenzwanderungen auf dem Kolonnenweg bleiben muss, um sich keiner Gefahr auszusetzen. „Bitte nicht in Richtung Westen quer über die Fläche laufen, die ist zwar geräumt, aber nach wie vor ist unklar, ob wirklich alle Minen gefunden wurden“, schärfte er den Schülern ein.
Der Kulturreferent verdeutlichte dies mit einer Aussage des damaligen Beauftragten des Minenräumkommandos. „Wir haben allein auf einer Strecke von 3,2 Kilometern alle 200 Meter eine Mine gefunden und entschärft, das sagt doch alles!“ Nicht umsonst steht deshalb immer noch am Grenzwanderweg zwischen dem fränkischen Trappstadt und dem thüringischen Schlechtsart der Hinweis: „Vorsicht Minengefahr, bitte auf dem Kolonnenweg bleiben.“
Die Schüler des Rhöngymnasiums erfuhren, dass die deutsch-deutsche Grenze zwischen Lübeck und Hof 1394 Kilometer lang war. Bei Gompertshausen konnten sie den Metallgitterzaun hautnah betrachten, genauso wie die Sperranlagen und Wachtürme, die als Mahnmale der Nachwelt erhalten blieben.