Möglicherweise bahnt sich eine Lösung für einen Grundschulneubau in Bad Königshofen an, wie sie vor einigen Monaten noch nicht absehbar war: Die Stadt sicherte sich durch einen einstimmigen Beschluss des Bauausschusses am Donnerstagabend das Vorkaufsrecht für das Grundstück und die Gebäude des Haus St. Michael in der Wallstraße. „Sofern eine Betriebsaufgabe und ein Verkauf des Mehrgenerationenhauses Haus St. Michael durch die Diözese erfolgt, soll das Grundstück mit Gebäude und Sportplatz als Erweiterungsfläche für den Schulkomplex der Grabfeldgrund- und/oder –mittelschule dienen“, heißt es wörtlich in der Sitzungsvorlage.
Auch andere Nutzung denkbar
Der Neubau der Grundschule unmittelbar neben der bestehenden Grabfeldschule war unlängst aus Kostengründen ad acta gelegt worden. Mit dem Haus St. Michael stünde ein Gebäudekomplex in unmittelbarer Nähe zur Verfügung. Weiterer Vorteil: Das Grundstück ist im Flächennutzungsplan bereits als Bereich für Schulen dargestellt. Auch Nachfrage von Stadtrat Steffen Ott stellte Bürgermeister Thomas Helbling klar, dass auch eine andere Nutzung für das Haus St. Michael möglich wäre, sollte es tatsächlich einmal in den Besitz der Stadt übergehen.
Der Rathauschef betonte auf Nachfrage der Redaktion, dass die Stadt sich das Vorkaufsrecht vorsorglich habe einräumen lassen. Es liege allein in der Hand der Diözese, was sie mit dem Familienbildungshaus macht nach der Entscheidung, es nicht weiterbetreiben zu wollen. „Darüber will die Diözese bis Ende dieses Jahres entscheiden.“ Es gebe deshalb seitens der Stadt überhaupt noch keine Überlegungen, wie man das Haus St. Michael in ein Schulgebäude umfunktionieren könnte.
Antrag von Petra Friedl zugestimmt
In der unmittelbar nach der Zusammenkunft des Bauausschusses angesetzten Stadtratssitzung stimmte das Gremium bei einer Gegenstimme auf Antrag von Stadträtin Petra Friedl einer Beteiligung der Stadt Bad Königshofen am Gedenkort Aumühle durch den Verein Denkort Deportationen zu, nachdem dieser dazu bereits mehrfach aufgerufen hatte. Bisher hat die Stadt eine Beteiligung abgelehnt, da bereits zwei Mahnmale vorhanden sind und die geschätzten Kosten von 3600 Euro als freiwillige Leistung im Haushalt nur schwer bereitgestellt werden könnten, wie Bürgermeister Helbling vor der Abstimmung anmerkte.
Helbling verlas zudem zwei Schreiben von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert und Pfarrer Lutz Mertten, in denen sich beide für eine Beteiligung der Stadt einsetzen und ihre Unterstützung bei der Umsetzung zusagen. Vor dem Beschluss forderten neben Petra Friedl auch weitere Stadträte wie etwa Sabine Rhein und Roland Köth eine Beteiligung der Stadt am Gedenkort zur Erinnerung an die deportierten Juden. „Man sollte aus der Geschichte lernen und nicht vergessen, was damals auch in Königshofen geschehen ist“, meinte Stadtrat Frank Helmerich. In der heutigen Zeit mit dem zunehmenden Rechtsextremismus seien solche Projekte wichtiger denn je. Der Beschluss sieht vor, dass die Stadt zunächst alle Möglichkeiten auslotet, die Gedenkort-Beteiligung über Spenden oder Förderprogramme für Kulturprojekte zu finanzieren. Sollten diese Mittel nicht ausreichen, würde auch die Stadt einen Beitrag leisten.
Den Handel nach Kräften unterstützen
Abgelehnt, wenn auch mit elf gegen zehn Stimmen denkbar knapp, wurde ein weiterer Antrag. Stadträtin Angelika Wilimsky hatte gefordert, dass künftig über jede Stadtratssitzung ein Verlaufsprotokoll angefertigt wird, in dem alle Redebeiträge sinngemäß niedergeschrieben sind. „Man sollte nachlesen können, warum ein Stadtrat so und nicht so entschieden hat“, so Wilimsky. Weitere Stadträte wie Sabine Rhein oder Roland Köth pflichteten der Stadträtin bei, während Bürgermeister Thomas Helbling oder die Stadträte Anton Fischer und Oliver Haschke keine Notwendigkeit für Verlaufsprotokolle sahen.
Am Ende der öffentlichen Sitzung äußerte Stadträtin Petra Friedl ihre Sorge darüber, dass wegen der Corona-Pandemie auch in Bad Königshofen Geschäftsinhaber ihre Läden schließen müssten und forderte die Stadt auf, an die Bürger zu appellieren, den Handel nach Kräften zu unterstützen. Bürgermeister Thomas Helbling nahm den Ball auf: „Alles, was möglich ist, sollte bei den Händlern vor Ort eingekauft werden.“