Es dauert ein wenig, bis das dritte Mitglied der Gruppe auf Touren kommt. Shrek, so haben Sven Härtel und Harald Beck das Laptop getauft, das sie mit Synthesizer-Klängen und Schlagzeug-Beats gefüttert haben, ist noch nicht auf die richtige Lautstärke eingependelt. Am Samstagabend auf der Bühne im Bildhäuser Hof soll alles wie am Schnürchen klappen, denn dort haben die „Wired Underground“ einen wichtigen Auftritt. Die Band wird das Vorprogramm für die Bass-Ikone Helmut Hattler bestreiten.
Von Nervosität ist im Probenraum in der ehemaligen Lebenhaner Schule, in der auch die örtliche Blaskapelle hinter schallgedämmten Wänden ihre Übungseinheiten absolviert, nichts zu spüren. Für Sven Härtel, der in Bad Neustadt eine Praxis für Physiotherapie und Osteopathie betreibt, und Harald Beck, der seine Brötchen als Ingenieur bei Preh verdient, ist die ganze Sache ein Riesenspaß. Das Song-Liste für den halbstündigen Auftritt steht jedenfalls, auch wenn noch etwas gefeilt werden muss.
Die Musik, die Bassist Härtel und Gitarrist Beck abliefern, lässt sich nicht so einfach in eine Schublade stecken. Auf den Synthi- und Schlagzeugteppich produzieren sie satte Bassläufe und Gitarrenriffs, die mit Härtels Gesang, der etwas losgelöst erscheint, korrespondieren. Gesteuert wird „Shrek“, der seinen Namen von einer Comicfigur hat, über Schalter, die Beck mit dem Fuß bedient. In ihrer Machart erinnert die Musik ein wenig an King Crimson, einer Band aus dem Bereich des Progressive Rock, die sich stets durch ungewöhnliche Sounds ausgezeichnet hat.
Härtel und Beck kennen sich noch aus der Schulzeit am Rhön-Gymnasium in Bad Neustadt, als sie vor gut 30 Jahren in der Band „Subway Riders“ spielten. Ihren ersten Auftritt hatten die beiden damals 16- und 17-Jährigen 1983 im Jugendzentrum. Mit von der Partie waren noch Norman Sengenberger (Saxophon) und Schlagzeuger Alexander Knopp. Schon in der Anfangszeit verwendeten sie fast ausschließlich Eigenkompositionen, die Hits von Rockgrößen nachzuspielen war nie ihr Ding.
Funky-Punky-Reggae
Den damaligen Stil bezeichnet Beck als „Funky-Punky-Reggae-Sound. Was immer man sich darunter auch vorzustellen hat – mit dem heutigen habe das nichts zu tun, betont der Gitarrist und Shrek-Bediener. Einen Song aus dieser Zeit „Death in Live“ bringen sie – in heutiger Spielart – aber auch am Samstag. 1990 hatten die „Subway Riders“ im Volkshaus in Meiningen ihren letzten Auftritt. Die Band brach auseinander, die Mitglieder gingen ihrer Wege und kümmerten sich um ihre berufliche Zukunft. Sven Härtel spielte in Würzburg noch eine Zeit lang in der Band „Slice the Pie“.
Dass die „Subway Riders“ dann noch einmal auferstanden sind, ist einem Zufall zu verdanken. Auf dem Open-Air Konzert der Who im Juni 2007 in Fulda trafen sich drei der Bandmitglieder zufällig und beschlossen spontan, wieder zusammen zu spielen. Nur Saxophonist Norman Sengenberger fehlte. Dafür wurde in dem Künstler Horst Rüggeberg ein Mann für die Keyboards gefunden. Ein paar Jahre blieb die Gruppe zusammen, absolvierte einige Auftritte. Seit gut einem Jahr sind Härtel und Beck nur noch zu zweit.
Auf den Auftritt am Samstag freuen sich beide sehr, zumal Hattlers Ur-Band Kraan mit die erste gewesen ist, die Härtel in den 80er Jahren live in der Bad Neustädter Stadthalle gesehen hatte. Ein Erlebnis, das ihn stark beeindruckte. Denn Kollege Beck verrät: „Der Sven hat damals versucht, des Meisters Basslinien nachzuspielen!“