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Wechterswinkel
Haferbrei statt Pommes
Blickfang in der neuen Ausstellung: Die mittelalterliche Küche, in der sich (von links) Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf, die beiden wissenschaftlichen Volontärinnen Laura Feldmeyer und Melina Scholz, Musikus Joseph Stengel, Kunsthistorikerin Alice Selinger und stellvertretender Landrat Bruno Altrichter wohlfühlten
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Blickfang in der neuen Ausstellung: Die mittelalterliche Küche, in der sich (von links) Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf, die beiden wissenschaftlichen Volontärinnen Laura Feldmeyer und Melina Scholz, ...
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:48 Uhr

Früher durften in der Fastenzeit, das heißt zwischen Aschermittwoch und Ostern, kein Fleisch und keine tierischen Fette, keine Milchprodukte oder Eier gegessen werden. Doch man zeigte sich damals recht kreativ im Interpretieren der Fastengebote. So wurden kurzerhand zum Beispiel Biber, Vögel, die am Wasser lebten, ja sogar die Weißwangengans zu Fischen erklärt und gegessen. Über solche Kuriositäten und vieles mehr rund um die Esskultur im Mittelalter informiert die neue Ausstellung im Kloster Wechterswinkel, die am Wochenende eröffnet worden ist.

Unter dem Titel "Klosterküche und Haferbrei" können Jung wie Alt wertvolle Einblicke in die damaligen Ernährungsgewohnheiten gewinnen, als Kartoffeln, Nudeln, Pizza oder Pommes noch völlig unbekannt waren. Es kann an einzelnen Themenstationen aktiv mitgeraten, geschätzt und das eigene Wissen getestet werden.

Reise in die Vergangenheit

Seit mehreren Jahren lässt die Kreiskulturagentur mit der Reihe "Kloster (er)leben" die Besucher eine Reise in die Vergangenheit unternehmen, wie stellvertretender Landrat Bruno Altrichter in seiner Begrüßung bei der Vernissage erinnerte. Er dankte für die Leihgaben zur Ausstellung und insbesondere der Kunsthistorikerin Alice Selinger für ihre Ausstellung, mit der sie einmal mehr "das Alltagsleben der Menschen im Mittelalter anschaulich darstellt", und wünschte allen Besuchern "spannende Einblicke".

Das Bild von mittelalterlichen Gelagen mit Unmengen an Fleisch, Wildbret und Süßspeisen korrigierte Alice Selinger gleich zu Beginn ihrer Einführung in die Ausstellung. Denn derartige ausschweifende und hemmungslose Schlemmereien bildeten auch für Adel und Klerus nur die Ausnahme. Selten konnte sich der gemeine Mensch im Mittelalter satt essen.

Während in den Klöstern Weinanbau kultiviert, Bier gebraut und ein Kräutergarten gehegt wurde oder auch Obst- und Gemüse angebaut wurden, war die Ernährung bei den Bauern und Leibeigenen zumeist sehr eintönig. Der ungesalzene Haferbrei war für sie die wichtigste Mahlzeit. Sie lebten von dem, was sie anbauten (Kraut, Rüben, Bohnen usw.) und litten oft wegen Missernten, Viehseuchen oder Kriegsplünderungen unter Hungersnöten.

In Notzeiten aß man dann alles, was "kreucht und fleucht", sogar Vögel, Katzen, Igel oder Eichhörnchen. Später löste Brot – zumeist als Fladenbrot, ähnlich dünn und hart wie unser heutiges Knäckebrot – den Haferbrei als Hauptnahrungsmittel ab. Unterschieden wurde zwischen "Herrenspeisen" und "Bauernessen".

Alles, was im oder am Erdboden an Essbarem wuchs, galt als minderwertiges Essen. Dagegen war Obst, da es ja an Bäumen wuchs, als eine "Herrenspeise". Je höher eine Pflanze wuchs, desto edler wurden ihre Früchte angesehen. Gewürze waren Statussymbole. So waren 500 Gramm Safran mehr wert als ein Pferd.

Während in den Küchen des Adels schon gebacken und gebraten wurde, kannte man im einfachen Volk nur das Kochen der Nahrung über der Feuerstelle. Bei Verstößen gegen Vorschriften im Zusammenhang mit der Nahrung war man allerdings sehr rabiat. "Wenn man an unsere heutigen Lebensmittelskandale denkt, dann war das Mittelalter doch gar nicht so finster", so das Resümee von Selinger am Ende ihrer Ausführungen.

Für die passende musikalische Umrahmung der Ausstellungseröffnung sorgte der Stockheimer Joseph Stengel, der abwechselnd mit seiner Fanfare, mit Dudelsack und Schlüsselfidel mittelalterliche Weisen erklingen ließ und so eine besondere Atmosphäre schuf.

Die neue Ausstellung kann bis zum 2. Juni jeweils von Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen in der Zeit von 13 bis 17 Uhr besucht werden.

Ein alter Kupferkessel über der Feuerstelle – ein weiterer Hingucker in der neuen Ausstellung.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Ein alter Kupferkessel über der Feuerstelle – ein weiterer Hingucker in der neuen Ausstellung.
 
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