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Häkeln verbindet
Handarbeit als Familienzusammenführung. Der Kult um die bunten Häkelmützen erobert auch den Landkreis Rhön-Grabfeld. Am 22. Januar kommen die Boshi-Gründer nach Bad Neustadt.
Häkeln verbindet: Der Bad Neustädter Marcus Schulz (links) mit MyBoshi-Gründer Thomas Jaenisch beim Häkeln.
Foto: Schulz | Häkeln verbindet: Der Bad Neustädter Marcus Schulz (links) mit MyBoshi-Gründer Thomas Jaenisch beim Häkeln.
Renninger Ines
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:05 Uhr

Kaum zu glauben, aber wahr: Die beiden Boshis kommen nach Bad Neustadt. Und zwar am Mittwoch, 22. Januar, zum ersten „Myboshi-Tag“ in die Rhön. Organisiert hat das der Bad Neustädter Marcus Schulz.

Wie, Sie kennen die Boshi-Boys nicht? Na, Thomas Jaenisch und Felix Rohland, die zwei Jungs Ende 20 aus der Nähe von Hof in Oberfranken, die 2009 mit diesen bunten Häkelmützen durchstarteten. Die es irgendwie schafften, sich an die Spitze einer neuen Handarbeitsbewegung zu katapultieren, deren Handarbeitsbücher innerhalb kürzester Zeit die Bestseller-Listen stürmten und deren Myboshis – Boshi ist japanisch und heißt Mütze – auch in Rhön-Grabfeld der absolute Renner sind.

„Und das schon den zweiten Winter“, sagt Renate Mack, Inhaberin des Wollstübchens in der Hohnstraße in Bad Neustadt. Mack spricht von einem „absoluten Hype“, die Nachfrage nach den Boshis und der zugehörigen Wolle sei „gigantisch“ und habe eine völlig neue Klientel in ihren Handarbeitsladen gebracht. „Vater, Mutter, Kinder, plötzlich häkeln alle“, sagt sie. Den Jungs aus Oberfranken gehöre ein Kulturpreis verliehen, ist sie überzeugt, weil sie ganze Familien zusammenführten und wieder etwas anderes in deutsche Wohnzimmer gebracht hätten als Fernsehen und Computer.

Die Boshi-Geschäftsidee hatten die beiden sportbegeisterten Outdoor-Menschen Jaenisch und Rohland 2009. Damals waren beide im Rahmen eines Skilehreraustauschs in Japan. „Während der kalten Winterabende im abgelegenen Skiressort führte uns eine spanische Skilehrerkollegin in die Geheimnisse des Häkelns ein“, berichten sie auf ihrer Internetseite www.myboshi.net. Bei der sich anschließenden zweiwöchigen Rundreise durch Japan wurden sie mehrfach auf die Mützen angesprochen. Zwei Australier wollten sie ihnen gar abkaufen.

Zurück zu Hause griffen sie zunächst selbst zur Nadel und häkelten, bis sie sich schließlich einen Pool freier Mitarbeiter rekrutierten, auch liebevoll ihre „Häkel-Omis“ genannt – häufig ältere Damen aus dem Raum Oberfranken, die mit dem Mützenhäkeln ihre Rente aufbessern. Ein Trend war geboren, der nach und nach seinen Siegeszug antrat. Auch in Rhön-Grabfeld und darüber hinaus.

Der Organisator des „myboshi“-Tags in der Rhön, Marcus Schulz, stieß im Frühjahr 2013 zunächst über seine Arbeit auf die Boshis und ihre Erfinder. Der Bad Neustädter ist Professor im Bereich Marketing an der FHWS Schweinfurt. Als er wieder einmal darüber dozierte, wie sich Produkte gut über Geschichten verkaufen, nannte ihm ein Student als Beispiel die MyBoshi-Website.

Auf Anhieb fand Schulz die Geschäftsidee der Oberfranken „total super“, griff zum Telefonhörer und sprach mit Thomas Jaenisch. „Hast du nicht Lust bei mir eine Gastvorlesung zu halten?“, fragte er kurzerhand. „Ich wollte schon immer mal einem Professor zeigen, wie man eine gescheite Vorlesung hält“, war die spontane Antwort. Die Aktion kam bei den Studenten richtig gut an, erinnert sich Schulz.

Auch heute noch arbeitet Schulz beruflich mit Jaenisch und Rohland zusammen. So leitet er beispielsweise eine Studentengruppe, die im Rahmen einer Projektarbeit untersucht, wie man die Boshis am besten in den italienischen Markt einführen könnte. Gleichzeitig hat den Professor aber auch privat das Boshi-Fieber gepackt. Im Selberhäkeln hat sich der Professor zwischenzeitlich auch versucht, das ganze aber schnell wieder sein lassen. „Das Ergebnis war so schlecht, dass ich die Mütze verschenken musste“, schmunzelt er. Kein Problem, besitzt er doch inzwischen mehr als ein Handvoll solcher Boshis. Eine hat er von Thomas höchstselbst zum Geburtstag geschenkt bekommen. Sie verbinde mittlerweile eine richtige Freundschaft.

Diese Freundschaft ist es, die die Boshis letztlich am 22. Januar zum „Myboshi-Tag“ in die Rhön lockt. Um 13 Uhr ist zunächst mal eine Art „Flashmob“ mit den Boshi-Erfindern auf dem Marktplatz geplant, erläutert Schulz. Alle Boshi-Fans sollen zu diesem Zweck mit ihren Mützen zu einem Foto zusammenkommen.

Um 14 Uhr dann haben Interessierte die Möglichkeit, bei Showhäkeln und Autogrammstunde in der Tourist-Info Bad Neustadt in der Spörleinstraße 11 mit Thomas Jaenisch und Felix Rohland ins Gespräch zu kommen. Von 17 bis 19 Uhr leiten die Boshi-Erfinder dann einen Häkelworkshop im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Voranmeldung aber erforderlich, Tel. (09772)932853.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Marcus Schulz Boshi-Gründer Thomas nach Bad Neustadt holt. Kurz vor Weihnachten war Jaenisch bei der Firma Bosch Siemens Hausgeräte zum Showhäkeln. Zusammengebracht hatte Schulz Werkleiter und Boshi-Begründer. „Die Idee war, allen Mitarbeitern zu Weihnachten eine Boshi in den Farben der BSH zu schenken“, erläutert Schulz den Hintergrund.

Und Schulz hat noch ein weiteres Boshi-Event geplant: Die komplette Fußball-Damenmannschaft des VfR Bischofsheim trifft sich am Samstag, 18. Januar, um 11 Uhr im Sportheim Bischofsheim zum Boshi-Häkeln, um dann am 22. Januar geschlossen mit den Mützen aufzutreten. Wolle, Nadeln und Ausstattung sponsern die Boshi-Gründer.

 
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