
Mit dem Song der Rockband Coldplay "Viva la Vida" (Lebe das Leben) eröffnete das Q12-Ensemble die feierliche Zeugnisübergabe im Gymnasium Bad Königshofen. Die guten Wünsche für ein erfolgreiches und glückliches Leben, für das sie mit dem Abitur ein entscheidendes Etappenziel erreicht haben, zogen sich durch alle Wortbeiträge der Ehrengäste.
Nach der Begrüßung durch Schulleiter Wolfgang Klose und Schülersprecher Martin Seiler hatte zunächst stellvertretender Landrat Bruno Altrichter das Wort, der den Sachaufwandsträger, den Landkreis vertrat und die drei Absolventinnen und Absolventen mit den besten Schulnoten auszeichnete: Joshua Pfennig (1,0) sowie Anna Helmerich und Ella Weigand (beide 1,1). "Feiern Sie, Sie haben allen Grund dazu, aber Sie sollten auch dankbar sein, Eltern und Lehrer sind genauso stolz", meinte er. Unabhängig vom Notendurchschnitt sei jeder der Absolventen ein Sieger, sie sollten weiterhin Fleiß und Eifer zeigen.
Mehr Selbstbestimmung, aber auch mehr Verantwortung für das eigene Leben
Bürgermeister Thomas Helbling gratulierte im Namen der Stadt und wies darauf hin, dass nun eine Lebensphase mit Ausbildung oder Studium bevorsteht, in der sie auf eigenen Füßen stehen würden. Größere Freiheit und Selbstbestimmung bedeute auch mehr Verantwortung für das eigene Leben. Wenn sie dann im Berufsleben stehen, würden sie mit anderen Augen auf die Schulzeit blicken und vielleicht die Leichtigkeit und die Unbesorgtheit vermissen, die diese Jahre prägten. Trotz aller Krisen sollte man optimistisch in die Zukunft blicken und sich nicht entmutigen lassen.

Elternbeiratsvorsitzender Michael Weigand nahm als Vater einer Abiturientin Bezug auf den diesjährigen Slogan "Der Stoff kam von den Lehrern, wir haben ihn durchgezogen" – ein Thema, das für ihn als Apotheker spannend sei. Er erinnerte daran, dass einige Schüler in die Nachprüfung mussten, das sei ähnlich wie beim FC Bayern München, die wieder deutscher Meister sind – am Schluss würden die siegen, die sich durchkämpfen.
Klassenfahrten werden zu den schönsten Erinnerungen gehören
Wendelin Seufert sprach für den Förderverein und erinnerte an sein eigenes Abitur vor 50 Jahren, als es Noten von 1 bis 6 und feste Klassen gab. Die Abiturprüfungen waren überwiegend schriftlich, viele Begabungen fielen unter den Tisch. Heute sei das System wesentlich gerechter. Zu den schönsten Erinnerungen hätten die Klassenfahrten gehört, die vom Förderverein unterstützt werden, deshalb appellierte er an die Absolventen, dem Förderverein beizutreten, sobald sie Geld verdienen.
Oberstufenkoordinator Rainer Seelmann ging auf erlittene Schocks und Chancen während dieses Durchgangs ein, der erste sei – mehr für die Lehrer – ein dünner Jahrgang mit nur 42 Fünftklässlern gewesen. Zweiter Schock sei dann die erste Flüchtlingswelle gewesen, daraus wären jedoch gute Fördermöglichkeiten gefolgt, von denen alle profitiert hätten. Dann der Corona-Schock – auch darin habe eine Chance gelegen, weil das nun leere Schulhaus in Ruhe teilweise umgebaut werden konnte. Der nächste Schock sei der Ukraine-Krieg gewesen, dadurch seien zusätzliche Schüler in die Schule gekommen.
Vermisst werden: die familiäre Atmosphäre und die Klassengemeinschaften
"Wir haben das Abi überlebt", meinte Schülersprecher Martin Seiler, der allen Beteiligten für ihre Unterstützung dankte. Er lobte das Gymnasium in Bad Königshofen besonders für die einzigartige Schulfamilie und bedauerte, dass man die familiäre Atmosphäre und die Klassengemeinschaften während des Studiums nicht mehr genießen kann.
Bevor die Zeugnisse verteilt wurden, verglich Wolfgang Klose die Zeit am Gymnasium mit dem Aufstieg auf einen Berg. Nach dem Anfang 2015 sei nach acht Jahren der Gipfel erklommen und der Schweiß des Aufstiegs vergessen. Die Panorama-Tafel habe interessante Informationen: In diesem Jahrgang, der ohne "Günstigerregelung" auskommen musste, sei der Notendurchschnitt mit 2,08 besser als in Bayern (2,24). Es gab elf Mal die Note eins, 18 Mal die Note zwei und zehnmal die Note drei vor dem Komma.
Auf dem Weg zum Gipfel hätten die Bergführer geholfen, aber bei den Wenigsten seien Steigeisen und Sicherungsseile nötig gewesen. Die Lehrkräfte hätten in schwierigen Zeiten Geduld, Flexibilität und Verständnis bewiesen. Das Gymnasium sei immer noch eine Bildungsstätte, der vordergründige Nutzen habe bei aller gebotenen Praxisnähe gerade nicht im Vordergrund zu stehen, meinte Klose. Die Absolventen hätten sich entwickeln, ihre Talente entdecken und sich entfalten können. Diese Talente sollten alle für sich selbst, ihre Familien und die Mitmenschen nutzen und sich für den Wert und den Erhalt der Demokratie einsetzen, damit die Welt für alle lebenswerter, menschlicher und friedlicher werde.