
Der Club-Fan an sich ist duldsam und leidensfähig, überwiegend pessimistisch und immer mit einem Hang zur Selbstironie. Als ob dies hier und jetzt zu beweisen wäre, machten sich die originären Merkmale der eingefleischten „100%-Clubberer“, so die Aufschrift auf ihrer Fanclub-Uniform, gleich zu Beginn der Jahreshauptversammlung am Freitagabend bemerkbar.
Der Vorsitzende des offiziellen „1. FCN-Fanclubs Milzgrund“ Günther Haag, er ist dies übrigens seit der Gründung 1990, hatte zur 28. Jahreshauptversammlung in das Sportheim des TSV Höchheim eingeladen, und ein gutes Viertel der 121 Mitglieder aus dem Grabfeld, Milzgrund und sogar aus der Rhön war gekommen.
Vorzeichen für die Saison
Das vorgeschaltete gemeinsame Essen als zweiter Tagesordnungspunkt nach der Begrüßung war soeben vorüber, das Geschirr abgeräumt und die Stimmung aufgeräumt. Günther Haag setzte an zu seinem Bericht, da verdunkelte sich draußen der Himmel über dem Milzgrund. Blitze zuckten bis ins Grün der Pappeln an der Milz, Donner grollte, es hagelte und regnete für ein paar Minuten sintflutartig, dass Günther Haag die Worte im Halse stecken blieben und die 100%-Clubberer die Fenster belagerten.
Und nicht wenige waren es, die darin fast gleichzeitig ein Omen sahen. „Sind das etwa die Vorzeichen für die kommende Saison unseres FCN?“ munkelten erst wenige hinter vorgehaltener Hand, dann immer mehr – mit jener Mischung von Pessimismus und Selbstironie eben.
Feuerwerk für den Aufstieg
Bis Schriftführer Horst Friedl das Wort ergriff und voll-optimistisch den Spieß umdrehte: „Also ich weiß net, was ihr habt. Ich seh? da drauße' das Feuerwerk für?n Wieder-Aufstieg unseres Clubs in die Bundesliga.“ So konnte denn doch der Jahresbericht des Vorsitzenden beginnen.
Und wieder zeigte sich: Clubberer sind nicht Männer vieler Worte und langer Reden. Kurzum, er fiel angemessen kurz aus. Haag berichtete, dass man mit einer Delegation mit ihm selber und seinem Stellvertreter Maximilian Höller ebenso an der Hauptversammlung des offiziellen FCN-Fan-Verbands in Nürnberg wie bei der Bezirksversammlung des Bezirks III in Staffelstein teilgenommen habe.
Aber die die Heimfahrt war schön
Am 7. April stand die Busreise zum Heimspiel des 1. FCN gegen den FC St. Pauli statt, deren Organisation hauptsächlich in den Händen von Tobias Jucht lag. „Ich selber konnte diesmal nicht dabei sein“, gestand der Vorsitzende. „Aber wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat, verliert unser Club, wenn ich dabei bin, und wenn ich nicht dabei bin auch.“ Es soll aber zumindest eine schöne Heimfahrt gewesen sein. Das Warum wurde nicht begründet, man kann es aber vermuten. „Es war jedenfalls schöner als das Spiel selber“, verriet Jucht, wie gesagt duldsam, leidensfähig und selbstironisch.
Und unter „Wünsche und Anträge“ schob Maxi Höller nach: „Ich wünsche mir in der kommenden Saison eine Fahrt zu einem Auswärtsspiel.“ Länger wird die Heimfahrt dann auf jeden Fall sein.
Sobald der Spielplan veröffentlicht sei, wolle man sich darüber Gedanken machen. Haag forderte alle Mitglieder, die es noch nicht getan haben, auf, bei Bank-Wechsel ihre neue Bankverbindung anzugeben, um unnötige Kosten zu vermeiden, und ihre E-Mail-Adresse zu hinterlegen, dass kein auch noch so weit Entfernter mehr behaupten könne, er habe nichts von der Reise gewusst. Kassier Heinz Funk berichtete von Ein- und Ausgaben und einem positiven Kassenstand. „Hier hab? ich unser Barvermögen dabei“, hielt er einen Beutel in die Höhe. „Zinsen gibt?s auf der Bank ja eh nicht dafür.“ Die beiden Kassenprüfer Alfred Balling und Rudi Siebenschuck bestätigten ihm tadellose Kassenführung, die einstimmige Entlastung von Kassier und Gesamtvorstand war Formsache.
Mitglied von Geburt an
„Es war schon immer etwas Besonderes, Clubfan zu sein.“ So leitete Günther Haag den Punkt „Ehrungen“ ein, die er und Horst Friedl vornahmen. Unter den für zehnjährige Mitgliedschaft Geehrten war auch sein Enkel Luis Kempf, zehn Jahre alt: „Ich habe ihn gleich bei der Geburt angemeldet.
“ Der Bub war fürs Foto aber - noch nicht - erschienen. Die Jugend geht heute eben immer etwas später fort. Ob der Opa nun 19 Uhr oder neun Uhr Versammlungsbeginn gesagt habe, wurde vor Ort nicht mehr geklärt, auch nicht beim anschließenden gemütlichen Beisammensein.
Ehrungen
Ehrung für zehn Jahre Mitgliedschaft: Franziska Kürschner, Hannes Diez, Luis Kempf, Maximilian Höller, Adrian Volk.
Ehrung für 25 Jahre Mitgliedschaft: Birgit Dürer, Werner Härter, Thomas Hartmann, Carsten Hofmann, Yvonne Kleinhenz, Rudi Koob, Bernhard Korb, Werner Lang, Thomas Leeb, Meinhard Mai, Heinrich Schubert, Michael Zernentsch, Markus Schmitt und Bernd Schmitt.