Ein waschechter Rhöner feierte am Sonntag als ältester Bürger Fladungens seinen 100. Geburtstag. Gustav Henkel aus der Brunnengasse ist Zeit seines Lebens dem Rhönstädtchen Fladungen treu geblieben. Am 30. August 1920 erblickte er in seinem Heimatort das Licht der Welt.
Der Jubilar wuchs mit einer jüngeren Schwester auf, die aber schon vor vielen Jahren verstarb. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er bei seinem Vater den Beruf des Schmieds. Später machte er in Würzburg eine Zusatzausbildung zum Hufschmied. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges war er in seiner Kompanie als Hufschmied in Russland und Finnland eingesetzt. Somit musste er glücklicherweise nie an vorderster Front kämpfen. Danach war Gustav Henkel drei Jahre in französischer Gefangenschaft. Von dort aus flüchtete er zu Fuß zurück nach Fladungen. Viel Glück hatte der Jubilar dabei, als ihn ein französischer Soldat stellte und ihn aber weiter nach Hause laufen ließ.
Mit 42 Jahren den Führerschein gemacht
Wieder zu Hause, übte er von da an bis zu seinem 93. Lebensjahr seinen Beruf als Schmied aus. Dieser führte ihn auch als Hufschmied in den Reitstall nach Bad Neustadt. Er musste sich immer wieder beruflich umorientieren, so arbeitete er an Holzwagen, Gummiwagen oder auch an Traktoren. Zudem führte er diverse Schlossereiarbeiten aus. Für 10 Pfennige dengelte er unzählige Sensen in seinem Leben. Trotz seines großen Kundenkreises im gesamten Rhöner Raum nahm er sich in den Anfangsjahren nur einmal im Jahr die Zeit, Rechnungen zu schreiben. Bemerkenswert ist auch, dass er erst mit 42 Jahren seinen Autoführerschein erwarb und noch bis zu seinem 93. Lebensjahr fuhr, nach einer Herzoperation gab er das Autofahren auf.
1950 heiratete Gustav Henkel seine Maria (geb. Gensler), die ebenfalls aus Fladungen stammte. Aus dieser Ehe gingen vier Töchter hervor. Schmerzlich war für ihn der plötzliche Tod seiner Frau mit 84 Jahren. Mit ihr war Gustav Henkel 63 Jahre verheiratet. Gemeinsam betrieben sie noch eine kleine Landwirtschaft und beiden lag die Familie sehr am Herzen. Henkels Interesse galt auch der Feuerwehr.
Landrat und Bürgermeister gratulieren persönlich
Abwechselnd verbringt der Jubilar 14-tägig seinen Lebensabend bei seinen Zwillingstöchtern. Ein treuer Begleiter von Gustav Henkel in Herschfeld ist Hündin Holly. Für Abwechslung sorgt der Besuch der Tagespflege „Miteinander“ in Herschfeld, die zwei Mal in der Woche auf dem Programm steht. Gustav Henkel ist nach wie vor mobil und verfolgt täglich das Geschehen in der Zeitung sowie am Fernseher. Gerne gönnt er sich auch noch sein tägliches Bier.
Landrat Thomas Habermann und Fladungens Bürgermeister Michael Schnupp überbrachten ihre Glückwünsche persönlich. Im Namen des Bischofs überreichte die Repräsentantin der Pfarrgemeinde eine Urkunde. Zahlreiche Bekannte aus Fladungen kamen vorbei, um dem Jubilar persönlich zu gratulieren. Gefeiert wurde bei seiner Tochter Birgit Vey in Herschfeld, wo neben den Töchtern mit Ehegatten, sieben Enkel und vier Urenkel dabei waren.